Junge Frau ging mit heftigen Bauchschmerzen zum Hausarzt17 Stunden vor Geburt! Vermeintlicher Reizdarm entpuppt sich als Baby

Neele und ihr Freund Jan wurden von Dejans Ankunft auf der Welt überrascht.
Neele und ihr Freund Jan wurden von Dejans Ankunft auf der Welt überrascht.
Neele L., RTL, Privat

Meldungen wie diese sorgen immer wieder für Aufsehen: Bis kurz vor der Entbindung bemerken Frauen ihre Schwangerschaft nicht. So ergeht es auch einer 21-jährigen Osnabrückerin vor vier Monaten. Eigentlich ist sie wegen Covid-19 und Reizdarm-Bauchschmerzen bei ihrem Hausarzt. Nur 17 Stunden später hält sie plötzlich einen Sohn im Arm.

Unbemerkt schwanger: Das geht doch gar nicht - oder?

Geschichten über unbemerkte Schwangerschaften werden in den sozialen Medien von vielen mit einem ungläubigen Kopfschütteln quittiert: Eine Schwangerschaft nicht zu bemerken, sei doch nicht möglich, so der Tenor. Doch Neele L. aus Osnabrück ist genau das passiert: Sie war unbemerkt schwanger. Kopfschütteln hat das bei den Ärzten, in der Familie, bei Freunden und Bekannten nicht ausgelöst. Im Gegenteil: Die Hilfe und Unterstützung von allen Seiten war enorm und großartig, wie sie RTL berichtet. Aber erst einmal von vorn.

„Sie wissen aber schon, dass Sie schwanger sind, oder?“

Neele kontaktiert uns über unsere Zuschauer-E-Mail-Adresse. Sie erzählt uns: „Am 30. Mai lag ich schon seit einigen Tagen mit einer Corona-Infektion flach, hatte aber gegen 23:30 Uhr mit heftigsten Bauchschmerzen zu kämpfen. Ich habe wirklich die ganze Nacht wach gelegen und mich hin und her gedreht, um die Schmerzen etwas erträglicher zu haben.“ Als ihre Hausarzt-Praxis öffnet, ruft sie an, um zu fragen, ob sie sofort zur Infekt-Sprechstunde kommen kann. Sie erklärt, dass sie von starken Bauchschmerzen geplagt wird und befürchtet, es könne an der Infektion liegen.

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Sie setzt sich ins Auto und fährt trotz Schmerzen noch selber zur Praxis. Am 31. Mai, kurz vor Mittag, macht eine Ärztin dort einen Ultraschall-Scan. „Sie wissen aber schon, dass Sie schwanger sind, oder?“, fragt sie Neele. Für die junge Osnabrückerin bricht die Welt zusammen: „Ich habe nur noch geweint – ich wusste es natürlich nicht.“ Kein Wunder: Freunde sagen im Nachhinein, dass man ihr die Schwangerschaft nicht angesehen habe. Und auch wenn ihre Periode unregelmäßig war, blieb sie nicht aus. Die seit einiger Zeit wiederkehrenden Bauchschmerzen hatte ihr Arzt stets als Reizdarm eingestuft.

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Mit dem Krankenwagen vom Hausarzt in den Kreißsaal

Etwa eine von 500 Frauen bemerkt ihre Schwangerschaft erst nach der 20. Woche, berichtet das Wissenschaftsmagazin „Spektrum“. Während manchen die körperlichen Veränderungen nicht auffielen, ignorierten andere die Tatsache trotz positiven Testergebnisses. Die Ursachen von unbemerkten Schwangerschaften ist noch wenig erforscht. Deswegen ist Neele klar: Ich will den Menschen meine Geschichte erzählen, denn so etwas passiert eben nicht nur in Filmen.

Die 20. Schwangerschaftswoche war bei ihr sogar schon lange überschritten, wie sie nur ein paar Stunden später erfahren sollte. Denn nachdem klar war, dass sie schwanger ist, bekommt Neele eine Überweisung für einen Termin beim Gynäkologen. Doch die 21-Jährige macht dem Hausarzt klar: „Bis nächste Woche kann ich nicht warten, ich benötige jetzt Hilfe.“ Ein Krankenwagen wird gerufen, fährt die junge Frau ins Osnabrücker Marienhospital.

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„Bin doch noch nicht bereit für ein Baby“ – Hebamme informiert die Familie

Dort eingeliefert, wird sie sofort in den Kreißsaal gebracht. Ihr Freund Jan V. (29), der als IT-Experte in Hamburg lebt und arbeitet und sich zu diesem Zeitpunkt dort aufhält, weiß zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nichts von kommenden Vater-Freuden. Neele hatte ihn darüber informiert, dass sie wegen starker Unterleibsschmerzen ins Krankenhaus gefahren wird, und ihm versprochen, sich bald wieder zu melden.

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Im Kreißsaal ist sie in Tränen aufgelöst: „Ich weiß nicht, wie ich das machen soll, ich weiß nicht, wie wir das schaffen sollen, ich bin doch noch gar nicht bereit für ein Baby.“ Ihr Smartphone hat sie dort nicht zur Hand. Eine Hebamme bietet an, die Familie zu informieren. Neeles Mutter Nicole lässt auf der Arbeit sofort alles stehen und liegen und fährt zum Krankenhaus, darf trotz Corona-Infektion in Schutzkleidung zu ihrer Tochter.

Freund Jan (29) eilt von Hamburg nach Osnabrück

Nach mehr als vier Stunden ruft Neele dann auch endlich wieder Freund Jan an und muss ihm nicht nur erzählen, dass sie schwanger ist – sondern dass sie sogar schon in Kürze entbinden wird. Für den 29-Jährigen ein Schock. Er kann sich bis heute gar nicht mehr genau daran erinnern, was dann passierte. „Es war wie im Film“, sagt Neele. „Er ist dann erst einmal in einen anderen Raum gegangen, und seine erste Frage war: ‘Ist das Kind denn überhaupt von mir?’“ Aber in dieser Situation ist ihr diese Frage wegen der totalen Erschöpfung ganz egal. Jan beschließt, sich sofort in den nächsten Zug Richtung Osnabrück zu setzen – und kommt dann auch noch vor der Geburt im Marienhospital an.

Am 1.6. um 5:05 Uhr erblickt der kleine Dejan im Osnabrücker Marienhospital das Licht der Welt.
Am 1.6. um 5:05 Uhr erblickt der kleine Dejan im Osnabrücker Marienhospital das Licht der Welt.
Neele L., RTL, Privat

Der kleine Dejan war sogar überfällig

Am 1. Juni um 5:05 Uhr, 17 Stunden, nachdem sie erfahren hatte, dass sie schwanger war, kommt ihr Sohn bei einer natürlichen Geburt ganz ohne Komplikationen zur Welt. Die Ärzte sagen: Der kleine Mann, der bei der Geburt 3,5 Kilogramm wog, war wahrscheinlich sogar ein bis zwei Wochen überfällig. Neele war demnach zum Zeitpunkt ihrer Einlieferung schon in der 39. oder 40. Schwangerschaftswoche!

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Und auch ein Name ist schon gefunden – denn Neele und Jan hatten sich in der Vergangenheit bereits mit der Frage beschäftigt. Jan hatte damals den Namen Dejan vorgeschlagen, ein Name, der auf dem Balkan beliebt ist – denn Jans Familie stammt aus Kroatien. Dass es ein Junge sein würde, sollte erst nach der Geburt herauskommen. Ein Glück, denn: „Für ein Mädchen hatten wir nämlich keinen Namen gefunden“, sagt die 21-Jährige.

Familie und Freunde organisieren alles Notwendige

Plötzlich und unerwartet Eltern zu werden, stellt das Leben noch weitaus mehr auf den Kopf, als es Babys ohnehin tun – auch wenn sie lange erwartet wurden. Vor allem kurzfristig: Während die fast alle Eltern schon alles hergerichtet haben, wenn der Nachwuchs im Anmarsch ist, stehen Neele und Jan vor einer Mammutaufgabe. „Meine Mutter hat dann meiner Oma Bescheid gesagt, und dann wurde alles organisiert“, erzählt Neele uns. „Wir hatten innerhalb von zwei Tagen einen Kinderwagen, einen Maxi-Cosi, haufenweise Klamotten – von allen Seiten wurde sich gekümmert.“ Sogar bei der Suche nach einer Hebamme, die noch verfügbar war, wurde schnell unterstützt und gehandelt: Innerhalb von zwei Tagen hat sich jemand gefunden, der die wichtige Begleitung übernimmt.

Papa Jan eilte von Hamburg nach Osnabrück, um noch rechtzeitig vor der Geburt bei seiner Freundin zu sein.
Papa Jan eilte von Hamburg nach Osnabrück, um noch rechtzeitig vor der Geburt bei seiner Freundin zu sein.
Neele L., RTL, Privat

Auch nach vier Monaten fühlt es sich „immer noch surreal“ an

„So richtig schön war es am Anfang aber nicht“, gibt Neele zu. „Nachts allein im Krankenhaus zu sein, mit einem kleinen Baby, worauf ich letztlich gar nicht drauf vorbereitet war.“ Sie fühlt sich allein und auf sich gestellt, überfordert von der Situation – sie benötigt Zeit, um erst einmal alles zu verarbeiten. Und auch nach vier Monaten fühlt es sich für Neele „immer noch so richtig surreal“ an, jetzt Mama zu sein.

Doch den kleinen Dejan abzugeben, stand für beide nie zur Debatte, sagt Vater Jan. Und offensichtlich sind die beiden schon hervorragend in den Alltag mit unverhofftem Baby gekommen: Sie genießen die „positiv langweiligen Momente“, wie sie es nennen, in denen es um die Frage nach den nächsten Meilensteinen geht – wie zum Beispiel: Wann kommt denn wohl der erste Zahn!?