Umgang mit Geld: So lernen Kinder, mit Geld umzugehen

Eltern sollten ihren Kindern schon früh den Umgang mit Geld beibringen
So tappen Kinder später nicht in die Schuldenfalle
Andrey Popov

Mit Geld umgehen: Wieso es so wichtig ist, früh anzufangen

Manche Achtjährige machen bereits gute Geschäfte auf dem Flohmarkt, weil sie den Wert von Gegenständen und Geld einschätzen können, manch 13-jähriger lässt sich dagegen immer noch alles von Mama und Papa bezahlen und läuft so Gefahr, in ein paar Jahren Schulden anzuhäufen, weil er einfach nie gelernt hat, wie man Geld einteilt. Deshalb sollte man den Umgang mit Finanzen früh üben.

Von Merle Wuttke

Taschengeld bekommt bei uns zu Hause jedes Kind, dass in die Schule kommt. Bislang dachte ich immer, das wäre genau der richtige Zeitpunkt, um damit einzusteigen. So langsam hat das Kind Verständnis dafür, was Geld bedeutet und kann schon einschätzen, wie viel ein oder zwei Euro Wert sind.

Aber, so sagen Experten, man sollte besser noch früher beginnen den Nachwuchs ans Geld heranzuführen, am besten schon im Vorschulalter. Wenn man dem Kind ab dann ein wöchentliches Taschengeld auszahlt, etwa einen Euro, und ihm selbst überlässt, was es damit anfangen möchte, dann lerne es erstens, dass man eine bestimmte Summe für bestimmte Wünsche braucht, und dass zweitens, Geld sich nicht einfach vermehrt – was weg ist, ist weg. Auf diese Weise würden auf die Dauer auch junge Kinder verstehen, was die Eltern meinen, wenn sie sagen: „Dafür haben wir jetzt kein Geld“ und auch eine Aussage wie „das ist zu teuer“ wird ganz anders bewertet.

Für Geld muss man etwas tun

Haben meine Kinder ihr Taschengeld bereits ausgegeben, brauchen aber dringend Geld, malen sie einen Nachmittag lang wie verrückt Bildchen und basteln lustige Dinge, um sie dann auf einem familieninternen Flohmarkt an Mama und Papa zu bringen. Ein Bild kostet meistens um die 50 Cent, aufwendige Papprollen-Installationen schon mal einen Euro. Das ist natürlich viel zu teuer und wird entsprechend heruntergehandelt, was zuweilen zu langen Gesichtern führt. Aber immerhin – sie tun etwas für ihr Geld und das wird auch entsprechend von uns belohnt.

Denn, dass Geld nicht jedem in unbegrenzter Menge zu Verfügung steht und dass man in der Regel etwas dafür tun muss, sollte früh mit Kindern geübt werden. Auch in Familien, in denen vielleicht nicht so sehr auf den Cent geachtet werden muss. Sonst läuft das Kind Gefahr, auch später im Erwachsenenalter nicht zu wissen, wie es mit seinen Finanzen am besten haushaltet – und pflegt einen Lebensstil, der mit den eigenen Ressourcen gar nicht bestritten werden kann. Oder Jugendliche tappen in die Schuldenfalle, weil sie fröhlich online bestellen – ohne zu verstehen, dass dahinter ja keine virtuelle Währung, sondern echtes Geld steht und weil 99 Cent für eine App ja erstmal nach nichts klingt.

Sowieso läuft das Verstehen von Geld erst einmal ganz klassisch über die harte Währung, also über Bargeld. Hat das Kind erst einmal begriffen, was es bedeutet, über ein bestimmtes Budget zu verfügen, kann dieses Budget auch ohne Münzen oder Scheine auf einem Konto und nur von dem Kind über eine Karte selbst verwaltet werden. Das macht dann keinen Unterschied mehr.

Banken und Sparkassen bieten oft bestimmte Kinderkonten an: Hier bekommen Kinder eine Art Kreditkarte und den Betrag, den sie monatlich von dem Konto abziehen können, bestimmen die Eltern. Auch hier geht es darum, dass der Nachwuchs lernt, sein Geld selbst einzuteilen. Ebenfalls wichtig: In der Familie über Geld zu sprechen, also klar zu erklären, warum man nicht dreimal im Jahr in den Urlaub fahren kann. Oder wieso man nicht jede Woche in den neuen coolen Burger-Laden zum Essen gehen kann.

Was Pädagogen als nicht besonders sinnvoll betrachten, ist, dem Kind für normale Leistungen im Haushalt und Alltag, die einfach zu Familienaufgaben zählen, zu bezahlen. Also eben nicht einen Euro für das Wegbringen des Altpapiers zu zahlen. Daraus entstünden zu schnell zu hohe Ansprüche der Kinder, für Dinge entlohnt zu werden, die eigentlich nicht in der Relation zum Wert stehen. Auch sie für bestimmte Noten zu belohnen, sei nicht so klug. Wer jedes Mal einen Hunderter für ein Top-Zeugnis zahlt, schürt die Erwartung, dass es einen Flug in die Karibik zum Abitur gibt. Da zahle ich doch lieber zehn Cent mehr für ein selbst gemaltes Bild.