Trotz Handy-Verbot im Gefängnis: So einfach ist es, einen Insassen anzuskypen
Smartphones, Drogen oder sogar Stichwaffen - da sollte man eigentlich nicht so gut drankommen, wenn man im Gefängnis sitzt. Aber: "Man bekommt fast alles!" Das sagte unlängst ausgerechnet die neue Direktorin der Berliner Justizvollzugsanstalt Moabit, Anke Stein, der 'Süddeutschen Zeitung'. Auch wir haben den Test gemacht: Wie einfach ist es, einen Insassen per Skype anzurufen, obwohl Handys ja eigentlich verboten sind? Und was sagt der Oberstaatsanwalt dazu?
Gibt es ein Korruptionsproblem in deutschen JVAs?
Über einen Kontakt gelangen wir an die Handynummer eines Häftlings. Wir wählen, und schon landen wir mitten in der Zelle eines Gefängnisses - obwohl Telefone da strikt verboten sind, hat dieser Insasse, der wegen Autoschieberei sitzt, gleich zwei. "Weil die Beamten uns das reinbringen", wie er sagt. Das koste mindestens 500 Euro.
Bei der Zellenkontrolle verstecke er die Handys in einer Margarineschachtel. Dann zeigt er uns einen Würfel Haschisch, steckt sich in seiner Zelle einen Joint an. Er behauptet, auch die Drogen habe er von einem Wärter. Ausgeschlossen ist das nicht, sagen die Berliner Behörden.
Natürlich gebe es Bestechungsverfahren im Zusammenhang mit Justizvollzugsanstalten. "Vielleicht fünf bis acht pro Jahr", so Dr. Rüdiger Reiff, Leitender Oberstaatsanwalt der Zentralstelle Korruptionsbekämpfung. Das sei aber eine verschwindend geringe Zahl. "Also, ich würde nicht sagen, dass wir ein Korruptionsproblem in den JVAs haben.“
Immer wieder werden Stichwaffen, Drogen oder Handys beschlagnahmt
Das sind natürlich nur die Fälle, die auffliegen. Fest steht: Häftlinge schaffen es in ganz Deutschland immer wieder, an verbotene Gegenstände zu gelangen. 2017 wurden in Hamburg 38 Messer und zahlreiche USB-Sticks beschlagnahmt, in NRW fast vier Kilogramm Drogen und in Berlin 1.308 Handys. Dies sind nur ein paar Beispiele - in den anderen Bundesländern ist es ähnlich.
Ein Problem: korrupte Wärter. Das meiste wird jedoch von Besuchern reingeschmuggelt oder einfach über Mauern geworfen. René Müller vom Bundesverband der Justizvollzugsbediensteten: "Es finden auch regelmäßig Kontrollen statt, natürlich könnten diese Kontrollen mehr sein, aber wir bräuchten dazu mehr Personal."
Doch es findet sich kaum Nachwuchs. Justizvollzugsbeamte stehen unter ständigem Druck, sind oft Gewalt ausgesetzt, werden schlecht bezahlt. In unserem Telefoninterview behauptet der Gefangene, dass sich einige Wärter genau deswegen am illegalen Handel im Knast beteiligen: Um ihren niedrigen Lohn aufzubessern.