RTL-Redakteure verraten ihre Lieblingsstreifen

Titanic, Call Me By Your Name und Co.: Warum wir diese Oscar-Filme nie vergessen werden

Titanic, Call Me By Your Name und Der Club der toten Dichter
Titanic, Call Me By Your Name und Der Club der toten Dichter sind nur drei unvergessliche Filme unserer Redaktion.
picture alliance

von Rebecca Schindler, Claudia Spitzkowski, Vincent Nellessen, Leonie Krebber, Theresa Maas, Marigona Sulejmani, Romina Lammers und Denise Gatzweiler

Endlich ist es wieder so weit! In der Nacht vom 12. auf den 13. März werden in Hollywood die Oscars verliehen. Zehn sehenswerte Werke haben die Chance auf eine Aufzeichnung in der Königs-Kategorie „Bester Film“. Doch einen der begehrten Awards abzuräumen, ist gar nicht so einfach. In der Vergangenheit scheiterten schon einige Meisterstücke – obwohl sie bei Kritikern und dem Kino-Publikum hoch im Kurs lagen. Mit oder ohne Preis, für wahre Fans sind die Filme trotzdem Gewinner. Hier stellen unsere RTL-Redakteure ihre ganz persönlichen Lieblingsstreifen vor und erzählen, warum diese ihnen für immer in Erinnerung bleiben werden.

Lesetipp: In unserem Liveticker gibt’s alle wichtigen Infos rund um die diesjährige Oscar-Verleihung.

"Titanic"-Poster zierten mein Kinderzimmer

Filmplakat Titanic
Titanic, 1997. Nominiert für 14 Oscars. Ausgezeichnet mit 11.
picture alliance, Everett Collection

Es ist bereits ein viertel Jahrhundert her, als „Titanic“ in die Kinos gekommen ist. Damals war ich zarte 12 Jahre alt. Doch schon 1998 begriff ich, dass der Film von James Cameron etwas ganz Besonderes ist. Als Teenie habe ich jede der 194 Minuten genossen und Leonardo DiCaprio in jeder Szene angeschmachtet.

Nach meinem Kinobesuch wurde mein komplettes Kinderzimmer mit Postern des Schauspielers tapeziert. Und immer wieder führte ich mit meinen Eltern, die den Film mit mir gemeinsam gesehen haben, die Diskussion: Warum musste Jack sterben? Er hätte doch locker noch Platz auf der Tür neben Rose (gespielt von Kate Winslet) gehabt! Jetzt, zum 25-jährigen Jubiläum, wurde eine wissenschaftliche Studie mit Hilfe von zwei Stuntmännern durchgeführt. Regisseur Cameron erklärt: „Wir haben sie mit Sensoren ausgestattet und sie in Eiswasser gelegt und mit verschiedenen Methoden getestet, ob sie hätten überleben können.“ Das Ergebnis: "Sie hätten nicht beide überleben können. Nur einer konnte überleben."

Lese-Tipp: "Kevin - Allein zu Haus", "Titanic" & Co.: Diese Filme der 90er-Jahre sind heute Kult!

Egal, wie der Film ausging – gelohnt hat er sich in jedem Fall! „Titanic“ hat nicht nur 2,25 Milliarden Dollar eingespielt, sondern auch elf Oscars abgesahnt.

25 Jahre Titanic Jubiläum für einen Filmklassiker
02:14 min
Jubiläum für einen Filmklassiker
25 Jahre Titanic

"Club der toten Dichter" macht Mut, anders zu sein und Regeln zu hinterfragen

Filmplakat Club der toten Dichter
Club der toten Dichter, 1989. Nominiert für 4 Oscars. Ausgezeichnet mit einem.
picture alliance, PictureLux/The Hollywood Archive

Dies vorweg: Ich habe bei „Titanic“ NICHT geweint. Dafür aber bei „Club der toten Dichter“, der 1990 einen Oscar fürs beste Drehbuch gewonnen und in drei anderen Kategorien (Bester Film, Bester Hauptdarsteller, Beste Regie) nominiert war. Und ich weine immer noch jedes Mal, wenn ich den Film sehe. Die letzte Szene, wenn der suspendierte Lehrer John Keating (gespielt von Robin Williams) in den Klassenraum kommt, um noch ein paar persönliche Dinge zu holen und seine Schüler für ihn auf die Tische steigen und „Oh, Captain, mein Captain!“ rufen, lässt bei mir alle Dämme brechen. Akuter Taschentuch-Alarm! Nach dem Tod des unvergessenen Robin Williams 2014 umso mehr.

Lesetipp: Robin Williams (†63): Seine Witwe Susan erklärt die Umstände seines Todes

Warum diese Szene mich so berührt? Weil ein eigentlich tieftrauriger Moment zu einem Symbol von Stärke und Mut wird. John Keating hat es geschafft, seinen Schülern selbstständiges Denken und Handeln beizubringen. Er hat sie ermutigt, anders zu sein und an sich zu glauben. „Der Club der toten Dichter“, in dem sie gemeinsam Gedichte gelesen und sich in Gemeinschaft sicher fühlen durften, hat sie für immer verändert. Der größte Angsthase unter ihnen ist der Erste, der am Ende auf sein Pult steigt und dem bewunderten Lehrer Respekt zollt.

„Der Club der toten Dichter“ macht Mut, die eigene Individualität zu leben, Regeln zu hinterfragen und an die Kraft der Freundschaft zu glauben.“

Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

Zurück in die eigene Jugend mit "Call Me By Your Name"

Filmplakat Call Me By Your Name
Call Me By Your Name, 2017. Nominiert für vier Oscars. Ausgezeichnet mit einem.
picture alliance, ZUMAPRESS.com

Ich erinnere mich noch genau an das erste Mal, als ich „ Call My By Your Name“ gesehen habe: Ein trister Februarabend, fast so regnerisch wie das aktuelle Wetter. Umso schockverliebter war ich in die 80er Jahre Italo-Sommeratmosphäre, in die einen dieser Film über beinahe seine gesamte Länge eintauchen lässt. Sommer, Sonne, Freunde – und die erste Verliebtheit, die alles auf den Kopf stellt. Es geht um den jungen Elio ( Timothée Chalamet, 27), der den 24-jährigen US-Amerikaner Oliver ( Armie Hammer, 36) kennenlernt und bald feststellen muss (oder darf?), dass er sich außerordentlich in diesen verguckt hat. Und das Beste: Es beruht auch noch auf Gegenseitigkeit!

Tatsächlich hat dieser wunderschöne Liebesfilm eine ganz besondere Wirkung auf mich gehabt: Mit Elio mitzuerleben, wie er seine eigene Sexualität entdeckt und die erste große Verliebtheit verspürt und erforscht, lässt einen glatt an die eigene Jugend zurückdenken. (Leider habe ich die nicht so idyllisch im sommerlichen Italia verbracht.) Der Film zeigt auf emotionale Weise, wie die Ankunft eines fremden Mannes plötzlich und unerwartet eine solche Anziehung ausüben kann. Eine verwirrende Zeit, an die man mit ein paar Jahren Abstand, fast nostalgisch zurückdenkt. An dieses erste verliebte Kribbeln im Bauch, das man nicht einzuordnen vermag.

Neben Timothée Chalamet als bester Hauptdarsteller war der Streifen für den besten Film und für den besten Filmsong nominiert. Gewonnen hat „Call Me By Your Name“ den Goldjungen schließlich für das beste adaptiere Drehbuch. Denn: Der Film basiert auf einer Romanvorlage, mit der sich wunderbar im Sommerurlaub wegträumen lässt – am besten in Bella Italia.

La La Land - ein modernes Märchen

Filmplakat La La Land
La La Land, 2016. Nominiert für 14 Oscars. Ausgezeichnet mit 6.
picture alliance, Everett Collection

Hört man “La La Land“ und die Oscars in einem Satz denkt man vermutlich als erstes an die peinliche Panne bei der Preisverleihung 2017. Statt dem eigentlichen Gewinner Moonlight wurde fälschlicherweise Damien Chazelles Musical-Film in der Königskategorie gekürt. Für 2:30 Minuten war „La La Land“ der beste Film (dann flog das Missgeschick auf). Für mich persönlich bleibt er es bis heute.

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt derart gerührt von einem Film war – positiv wie negativ. Selbst als ich vor lauter Rührung schluchzte, konnte ich nicht anders, als über die Schönheit dessen, was ich erlebte, zu staunen. Die Musik ist außergewöhnlich und mitreißend ab der ersten Sekunde. Die Farben und das Setting könnten geradewegs aus einem modernen Märchen stammen. Und dann ist da diese Prämisse, die über dem Zauber aus dem weit entfernten Hollywood schwebt. Eine Prämisse, mit der wir alle im Leben irgendwann konfrontiert werden: Willst du deinem Traum oder deinem Herzen folgen? „La La Land“ ist eine Kombination aus allem, was Kino großartig macht, und zeigt am Ende Zurückhaltung, wenn er für das Paar Mia und Sebastian (gespielt von Emma Stone und Ryan Gosling) leicht einen anderen Weg hätte wählen können. Für mich ist er ein Meisterwerk, das unvergessen bleibt und mich bis heute träumen lässt.

Unfassbar! Brokeback Mountain bekam keinen Oscar

Filmplakat Brokeback Mountain
Brokeback Mountain, 2005. Nominiert für 8 Oscars. Ausgezeichnet mit 3.
picture alliance, kpa

Ich werde es vermutlich nie verwinden, dass „Brokeback Mountain“ bei der Oscar-Verleihung 2006 leer ausging. Im Vorfeld hatte das Drama über die verbotene Beziehung zwischen zwei Männern alle wichtigen Preise abgeräumt, darunter den Golden Globe. Doch bei den Academy Awards dann der Schock: Statt des Favoriten gewann überraschend „L.A. Crash“ den Preis für den besten Film – für mich die umstrittenste Entscheidung ever und von allen, die noch kommen.

Schöne Landschaftsbilder, gefühlvolle Musik und eine grandiose Darstellung der Hauptdarsteller (unvergessen: Heath Ledger und Jake Gyllenhaal) – „Brokeback Mountain“ hat einfach alles, was ein gelungener Liebesfilm braucht. Es ist eine ehrliche Geschichte, die sich nicht an Vorschriften hält, sondern die Liebe so zeigt, wie sie ist – ungebunden, frei und unkontrollierbar. Und oftmals voller Schmerz.

Die finale Szene, wo Ennis alleine in seinem Wohnwagen zurückbleibt, kriegt mich immer wieder – auch wenn ich den Film schon gefühlt hundert Mal gesehen habe. Jahre voller Heimlichkeit und Verleugnung seit dem verwirrenden, aber unbeschwerten Anfang seiner Liebe zu Jack haben ihre Spuren hinterlassen. Wie ein Einsiedler lebt Ennis nun fern der Gesellschaft und Konventionen. Ganz alleine unter dem weiten Himmel von Wyoming. In seinem Schrank hängt ein Foto vom Brokeback Mountain – und Jacks Hemd. Mit Tränen in den Augen sagt er die ikonischen Worte „Jack, ich schwör’s“, bevor der Abspann startet. Soooo traurig – und irgendwie doch soooo schön.

Eine Beziehung zwischen Mensch und Maschine? Her zeigte: Das geht!

Filmplakat Her
Her, 2013. Nominiert für 5 Oscars. Ausgezeichnet mit einem.
Imago, Cinema Publishers Collection

Es ist wohl der kurioseste Liebesfilm aller Zeiten und – für mich persönlich – eine der schönsten Lovestories überhaupt.

Einsamkeit ist ein Gefühl, das wir womöglich alle kennen. Gerade während der letzten drei Jahre hat sich diese Emotion für viele durch die weltweite Pandemie verstärkt. Der Science-Fiction-Liebesfilm „Her“ sah schon lange vor Corona die Lösung in der Technik: Teddy (gespielt von Joaquin Phoenix) beginnt eine Liebesbeziehung zum Betriebssystem seines Handys. Samantha (gesprochen von Scarlett Johansson) ist eine Sprachassistentin, die Teddy immer besser kennenlernt. Er fühlt sich zu ihr hingezogen, denn sie versteht ihn besser als die Frauen, die er auf seinen Dates trifft.

Für viele komisch, für mich ist dieser Film seiner Zeit deutlich voraus. Schließlich haben viele von uns im Lockdown gemerkt, dass auch ein digitaler Austausch positive Gefühle hervorrufen kann.

So ging es auch mir. Alleine immer in denselben vier Wänden – die einzige Kommunikationsmöglichkeit: das Internet. Doch dieser Augenblick, als sich das Betriebssystem abschaltet, genau so fühlte sich auch das Ende des Lockdowns an. Ein bisschen Wehmut und gleichzeitig eine ganz neue Chance. Seinen liebsten Menschen in die Arme fallen, die Realität zu spüren und zu merken, dass das genau das ist, wonach wir alle doch lechzen. Echte Berührungen, echte Verbindungen, echte Liebe.

Kein Wunder also, dass der Film gleich fünf Mal nominiert wurde und schließlich sogar einen Oscar für das beste Originaldrehbuch erhielt.

Erin Brockovich ist ein bewundernswertes Frauen-Porträt

Filmplakat Erin Brockovich
Erin Brockovich, 2000. Nominiert für 5 Oscars. Ausgezeichnet mit einem.
Imago, Everett Collection

Erin Brockovich ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern, getrennt, auf dem Küchentisch stapeln sich Rechnungen, sie ist arbeitslos – und dann kassiert sie auch noch die nächste Jobabsage und wird Opfer eines heftigen Autounfalls. Alle Zeichen gegen Erin.
Doch wenn sie eines hat, dann Biss. Sie kriegt diesen Kanzlei-Job, für den sie pro forma gar nicht ausgebildet ist, droht zu scheitern, krebst auf den letzten Dollars ihrer Existenz rum. Doch was der Powerfrau an offizieller Ausbildung für die Arbeit in einer Kanzlei fehlt, macht sie mit Herzblut, Engagement und Charisma wett.

Der Film erzählt die Geschichte einer Frau, die zeigt, dass man alles erreichen kann – egal, wie aussichtslos die Umstände sein mögen. Wenn man denn nur will, dafür kämpft und niemals aufgibt. Ich liebe daran, dass „Erin Brockovich“ auf einer wahren Geschichte beruht und ein Frauen-Porträt zeichnet, das auch 23 Jahre später noch immer bewundernswert und präsenter ist wie nie.

"Bohemian Rhapsody" übertraf all meine Erwartungen

Filmplakat Bohemian Rhapsoy
Bohemian Rhapsody, 2018. Nominiert für 5 Oscars. Ausgezeichnet mit 4.
picture alliance, Everett Collection

Als ich an einem Wochenende meinen Eltern einen Besuch abstattete und sie mir eröffneten, am Abend „Bohemian Rhapsody“ schauen zu wollen, war mein erster Gedanke: Oh nein, bitte nicht! Klar kannte ich „Queen“ und der Name Freddie Mercury war mir natürlich auch ein Begriff. Mehr aber auch nicht. Ohne große Erwartungen setzte ich mich vor den Fernseher – und wurde sogleich eines Besseren belehrt.

Direkt zu Beginn hat mich der Film in seinen Bann gezogen. Freddie (gespielt von Rami Malek) kurz vor dem legendären Live-Aid-Auftritt – Gänsehaut pur. Während der zwei Stunden habe ich gelacht, geweint, mitgefühlt – und verstanden! Denn es geht um weitaus mehr als einen Ausnahmekünstler. Es geht um Familie, Freundschaft, Liebe, Sex, Konflikte, Einsamkeit, Abstürze, Exzesse und Krankheit – ohne dabei sensationslüstern zu werden, was mir besonders gefällt. Hinzukommt die Musik, die ihre ganz eigene Geschichte erzählt und ein Hauptdarsteller, der zu Recht 2019 für seine Leistung mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Denn was Rami Malek (41), der monatelang die komplexen Verhaltensweisen von Freddie Mercury studiert und verinnerlicht hat, in diesem Film an den Tag legt, ist einfach nur besonders und bemerkenswert.

Eingefleischten „Queen“-Fans mag der Streifen vielleicht nicht zusagen. Zu „leise“, „ungenau“ und „unvollständig“ soll er sein. Das mag vielleicht zutreffen, dennoch gehört „Bohemian Rhapsody“ seit jenem Abend bei meinen Eltern zu meinen absoluten Lieblingsfilmen. Denn mal ehrlich... Es muss nicht immer alles bis ins Detail perfekt sein, um gut zu sein. „A Kind Of Magic“ reicht meist schon völlig aus...