Spannender Silvester-Krimi

Thriller zum Jahreswechsel: „Happy New Year“ von Malin Stehn

"Happy New Year" von Malin Stehn
"Happy New Year" von Malin Stehn
Fischer Verlage
von Tobias Elsaesser

Ein Mädchen verschwindet an Silvester und bringt deren Eltern und ein befreundetes Ehepaar an die Grenzen der psychischen Belastbarkeit. Dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit kommen zum Vorschein.

Feuchtfröhliche Party unter alten Freunden

Das Drama kündigt bereits sich auf den ersten Seiten von „Happy New Year“* an: Zwei Partys, die im Haus von Fredrik und Nina – organisiert von ihrer 17-jährigen Tochter Smilla und ihrer Freundin Jennifer, zu der 20 Teenager erwartet werden. Und die Party, zu der Fredrik und Nina gehen, im Haus ihrer alten Schulfreunde Max und Lollo. Da sind zum einen Ninas Bedenken, ihre Tochter allein feiern zu lassen, vor allem mit Max‘ und Lollos Tochter Jennifer. Zum andern sind da die Vorbehalte von Nina und Fredrik gegenüber der Party von Max und Lollo. Nina, Lollo und Malena waren beste Freundinnen in der Schule, doch sie haben sich mit den Jahren voneinander entfernt – Tradition ist die einzige Existenzberechtigung für die Party. Und unter den Männern scheint Fredrik der einzige zu sein, der sich nicht über sein Haus, seine Yacht oder sein Auto definiert. Und der Einzige, der keine rechtskonservativen und ausländerfeindlichen Standpunkte vertritt. Darüber hinaus der Einzige, der an diesem Abend keinen Alkohol trinkt, da er fahren muss. Folglich ist er der Einzige, der merkt, dass diese Party unter Freunden alles andere als freundschaftlich oder harmonisch ist. In allen anderen flackert allenfalls eine Ahnung auf, die rechtzeitig in Alkohol ertränkt werden kann.

Am Morgen danach ist alles anders

Am nächsten Morgen ist Max‘ und Lollos Tochter verschwunden – und bald kann keine noch so sorgfältig errichtete Fassade mehr die ernüchterte und verkaterte Wahrheit verbergen. Geheimnisse, die sich über die letzten Jahre angesammelt haben, drängen ans Licht, treiben die Beteiligten vor sich her und bringen sie an die Grenze der psychischen Belastbarkeit.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Intensiver Thrill

Autorin Malin Stehn erzählt die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Fredrik, Nina und Lollo. So zieht sie einen tief in der Gefühlswelt und das Innenleben der drei Protagonisten hinein. Man durchlebt was sie fühlen, denken, verdrängen. Was sie einander vorenthalten wollen und was sie einander nicht verheimlichen können. Das macht Stehn so geschickt und intensiv, dass man – während die Geschichte ihren Verlauf nimmt – die drei regelrecht anschreien möchte: Rede mit deiner Frau, rede mit deinem Mann, rede mit deinen Freunden. Nur tun sie es nicht, und wenn sie es doch mal versuchen oder nicht vermeiden können, missverstehen sie sich. Stehn zeichnet ein bedrückendes Bild davon, wie sich Menschen über die Jahre hinweg voneinander entfernen. Seien es Freunde, Ehepartner oder sogar Eltern und ihre Kinder. Hinzu kommt eine Entfremdung von sich selbst durch die Verleugnung eigener Bedürfnisse und verzerrte Wertevorstellungen. Im Grunde durchschreiten alle ein emotionales und soziales Trümmerfeld, was ihnen erst allmählich dämmert, als Jennifer verschwindet, dann aber stoßweise immer mehr bewusst wird – mit jedem Tag, der vergeht und Neues beziehungsweise Verdrängtes aus der Vergangenheit hervorholt. Bis das Geheimnis um Jennifers Verschwinden und einige andere schließlich gelüftet werden.

„Happy New Year“ ist ein eindrückliches Porträt des Erwachsenwerdens, der Übernahme von Verantwortung und des Scheiterns an ihr. Nebenbei ist es auch noch ein spannender Kriminalroman. Wer es ein wenig psychologisch mag, ist hier richtig.

*Wir arbeiten in diesem Beitrag mit Affiliate-Links. Wenn Sie über diese Links ein Produkt kaufen, erhalten wir vom Anbieter eine Provision. Für Sie entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo und wann Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen.