Niederlage bei ATP Finals gegen Angstgegner
Zverev verzweifelt weiter an Medwedew und muss um das Weiterkommen bangen
Wehe, der Russe kommt! Erneut hat Alexander Zverev gegen Daniil Medwedew verloren. Seit über zwei Jahren hat Deutschlands Tennisstar kein Spiel mehr gegen seinen Angstgegner gewonnen und muss nach der neuesten Niederlage um das Weiterkommen bei den ATP Finals in Turin bangen. Zverev hat jedoch alles in der eigenen Hand.
"Ein Match, an das man sich erinnern wird"
Alexander Zverev streifte sich nach einem nervenaufreibenden Krimi enttäuscht das Stirnband vom Kopf und gratulierte Daniil Medwedew – schon wieder. Erneut hat der Angstgegner dem Olympiasieger die Grenzen aufgezeigt, Zverev muss bei den ATP Finals in Turin nach dem 3:6, 7:6 (7:3), 6:7 (6:8) gegen den Titelverteidiger um den Halbfinaleinzug zittern. Es war bereits seine fünfte Niederlage in Folge gegen den US-Open-Champion aus Russland.
Vor dem abschließenden dritten Gruppenmatch gegen den polnischen Debütanten Hubert Hurkacz am Donnerstag steht Zverev damit gewaltig unter Druck, um nicht wie schon im Vorjahr die K.o.-Runde beim Saisonfinale der acht Jahresbesten zu verpassen. Seine Auftaktpartie hatte der Titelträger von 2018 nach der verletzungsbedingten Aufgabe des Italieners Matteo Berrettini gewonnen.
„Das ist ein Match, an das man sich erinnern wird. Es war unglaublich“, sagte Medwedew. „Beim letzten Punkt habe ich einfach alles rausgehauen. So ist Tennis – mal hast du Glück, mal nicht.“ Schon vor dem letzten Ballwechsel hatten die Zuschauer beide Spieler mit Ovationen gefeiert.
Seit zwei Jahren kein Sieg für Zverev
In den vergangenen Jahren hatte sich Medwedew zu einem wahren Angstgegner Zverevs entwickelt. Der letzte Sieg der deutschen Nummer eins liegt bereits fast genau zwei Jahre zurück, erst zehn Tage vor dem Aufeinandertreffen in Turin war der platt wirkende Zverev im Halbfinale des Masters in Paris beim 2:6, 2:6 chancenlos gegen den Hartplatzspezialisten gewesen. Deshalb brannte Zverev auf Revanche. „Ich werde nicht so müde sein hoffentlich, damit geht's los“, sagte er.
Am Dienstag wirkte der Weltranglistendritte zwar körperlich frischer, aber zunächst doch gehemmt. Mit dem Aufschlag – eigentlich seine Waffe – konnte der 24-Jährige zu Beginn der Partie keinen Schaden anrichten, kassierte stattdessen direkt ein Break. Zwar kam Zverev auch beim Service des Russen zu Chancen, wie schon gegen Berrettini ging er mit diesen aber zu nachlässig um.
Winner gegen Medwedew? Kaum möglich
Gegen „Ballwand“ Medwedew fehlte es zudem lange an Ideen und Mitteln. Zverev agierte oft zu passiv und schaffte es nicht, den Russen von seiner Position hinter der Grundlinie entscheidend unter Druck zu setzen. Das Spiel des Titelverteidigers war mit einigen starken Netzangriffen und Stopps deutlich variabler. Der Weltranglistenzweite baute die Ballwechsel strategisch clever auf, lauerte auf seine Chancen und packte dann eiskalt zu.
Zudem begann Zverev mit einer ungewohnt verhaltenen Körpersprache. Erst als er zum Start des zweiten Satzes einen Breakball Medwedews abwehrte, brüllte er ein lautes "Come on" heraus und animierte die Fans im Pala Alpitour kurz darauf nach dem gewonnenen Spiel. Zverev stemmte sich mit Unterstützung des Publikums gegen die drohende Niederlage und nutzte im Tiebreak das Momentum nach einem umstrittenen Fußfehler seines Gegners.
Medwedew gab sich trotz des Satzverlusts aber unbeeindruckt, beide Aufschläger zeigten keine entscheidende Schwäche. Wieder musste der Tiebreak herhalten - nun mit dem schlechteren Ende für Zverev, auch wenn er noch zwei Matchbälle abwehrte. (sid/sho)