'Team Wallraff'-Reporter prüfen die Nachhaltigkeit ihrer Einsätze in verschiedenen Branchen
Günter Wallraff und seine Kollegen decken mit ihren Undercover-Reportagen regelmäßig gravierende Missstände in unserer Gesellschaft auf und lösen dabei längst überfällige Diskussionen und Veränderungen aus. In der aktuellen Ausgabe (28.8., 21.15 Uhr, RTL) greifen Sie Themen aus den zurückliegenden Reportagen noch einmal auf und haken in den jeweiligen Branchen mit neuen Undercovereinsätzen nach.
Reporter-Einsätze in zwölf unterschiedlichen Branchen
Seit der Erstausstrahlung 2012 konnten dank der investigativen Recherchen von 'Team Wallraff' in der Arbeitswelt zum Teil haarsträubende Missstände aufgedeckt werden. In zwölf Branchen haben der Enthüllungsjournalist und seine Reporter in den vergangenen Jahren etwas bewegt. Aber haben die versprochenen Verbesserungen auch nachhaltig etwas verändert? Das will 'Team Wallraff' in der aktuellen Ausgabe 'Reporter prüfen nach' herausfinden. Dazu recherchieren Reporter erneut in den Branchen Pflege, Gastgewerbe und Paketzustellung.
Vor drei Jahren hatte 'Team Wallraff' schon einmal im Pflegehaus Kreuzberg, einer Einrichtung für Demenzkranke, undercover recherchiert. Reporterin Pia Osterhaus deckte dort zum Teil erhebliche Missstände auf, u.a. überfordertes Personal, sehr zum Leidwesen besonders der Patienten. In den Zimmern herrschten teilweise zweifelhafte Hygienezustände, zudem gab es dort keine Duschen und Toiletten. Die Marseille-Kliniken, der Betreiber des Pflegehauses, haben dazu einen Rechtsstreit mit RTL eröffnet, der bis heute andauert. Nachdem Günter Wallraff von ehemaligen Mitarbeitern des Hauses jedoch konkrete Hinweise erhält, dass die Zustände im Pflegehaus auch heute mitunter unzureichend sein sollen, beschließt 'Team Wallraff', sich dort erneut ein eigenes Bild zu machen. Reporterin Laura Stressow, die sich im Pflegehaus Kreuzberg erfolgreich um ein Praktikum bewirbt, deckt auf, dass die Zustände sich nicht wirklich verbessert haben: Wie schon bei den Recherchen vor drei Jahren mangelt es im Pflegehaus zum Teil weiterhin an der einfachsten Grundausstattung für Körperpflege. RTL-Reporterin Laura Stressow ist als Praktikantin schon am ersten Tag auf sich alleine gestellt, als sie eine Frau mit Durchfall mit Handtüchern waschen muss, weil Waschlappen fehlen. Außerdem muss sie die Pflegebedürftige auf einem verrosteten Toilettenstuhl in eines der Gemeinschaftsbäder fahren. Auch in den folgenden Tagen bekommt die Reporterin den Eindruck, dass sich an den Hygienezuständen und den unzureichenden Sanitäranlagen offenbar nur wenig verbessert hat. Auch das Personal scheint weiterhin frustriert und überfordert zu sein, dass bestätigen ihr im Gespräch einige der Kollegen.
Nach Änderungen bei GLS: Kann der Paketdienst sein Versprechen halten?
Für seine erste Reportage bei RTL hatte Günter Wallraff vor fünf Jahren undercover bei Subunternehmern des Paketdienstes GLS gearbeitet. Die Zustände dort empfand er damals als unhaltbar: Fahrer, die bis zu 14 Stunden täglich ohne Pause arbeiteten – bei einem Stundenlohn von 3,14 Euro.
Dazu gab es Sanktionen für die Fahrer: Anhand eines Strafenkatalogs wurde ihnen bei bestimmten Vergehen Geld vom ohnehin schon niedrigen Gehalt abgezogen. Die Fahrtenkontrollbücher, in denen die Fahrer ihre Lenk- und Pausenzeiten eintrugen, wurden laut seinen Recherchen teilweise gefälscht – Pausen konnte sich keiner leisten. GLS hatte damals Änderungen versprochen und auch eingeleitet. Doch die aktuellen Undercover-Recherchen eines 'Team Wallraff'-Reporters bei dem Subunternehmer Semmelmann in Rennerod haben gezeigt: Die Arbeitstage waren zu lang, auch hier wurde das Fahrtenkontrollbuch gefälscht, um die vorgeschriebenen Pausenzeiten vorzutäuschen. Der Stundenlohn hat sich zwar verbessert, doch kann er durch Sanktionen und Abzüge für die Fahrer sinken.
Nach Undercover-Reportage über Einrichtungen für Menschen mit Behinderung: 'Team Wallraff'-Reporterin zu Hintergrundgespräch in Bundestag eingeladen
Im vergangenen Jahr hatte 'Team Wallraff'-Reporterin Caro Lobig in verschiedenen Einrichtungen für Menschen mit Behinderung recherchiert und u.a. erlebt, wie die Betroffenen regelrecht erniedrigt wurden.
Die Recherchen sorgten für ein immenses Echo in der Presse, gegen Mitarbeiter wurde sogar strafrechtlich ermittelt, einige wurden freigestellt. Besondere Empörung hatte der Fall der jungen 'Lisa' ausgelöst, die in einer Werkstatt der Lebenshilfe in Leverkusen respektlos herumkommandiert und verspottet wurde für ihre schwere Behinderung. Sie geht heute in eine andere Einrichtung. Die Lebenshilfe hat 'Team Wallraff' gegenüber zudem angekündigt, dass es als Folge der Berichterstattung ab Herbst eine Beschwerde-Hotline geben werde.
Im Juni wurde die 'Team Wallraff'-Reporterin zusammen mit unserem Pflegeexperten Claus Fussek zu einem Hintergrundgespräch in den Bundestag eingeladen. Mit Sprechern aller Fraktionen diskutierten sie über die Enthüllungen und auch darüber, ob Gesetzesänderungen nötig sind.
Alles sauber bei Tank und Rast?
Ebenfalls 2016 hatte 'Team Wallraff' undercover in Rastanlagen der Tank und Rast GmbH bzw. in solchen von Pachtbetreibern recherchiert. Die Rechercheergebnisse an den Raststätten damals waren u.a.: zum Teil unhygienische Zustände, verlängerte Standzeiten von Speisen und gefälschte Mindesthaltbarkeitsdaten. Bei den Nachrecherchen erleben die Reporter, dass es gründliche Kontrollen durch 'Tank und Rast' gibt und dabei sehr auf gute hygienische Bedingungen geachtet wird. Allerdings erlebte ein Reporter in einer Raststätte auch, dass die Standzeiten durch einen Mitarbeiter verlängert wurde.