'Team Wallraff' deckt auf: So schlimm ist es als Zimmermädchen in Deutschland

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Über mehrere Monate hat sich eine RTL-Reporterin als Zimmermädchen getarnt.

Immer wieder hat Günter Wallraff mit seinen Undercover-Reportagen gravierende Missstände in unserer Gesellschaft aufgedeckt und dabei längst überfällige Diskussionen auslösen können. Dank seiner Recherchen in der Arbeitswelt konnten haarsträubende Formen der Ausbeutung von Arbeitnehmern aufgedeckt und zumindest in Teilen abgestellt werden. Nun steht der Enthüllungsjournalist Pate. In "Team Wallraff – Reporter undercover" hat sich eine Reporterin in eine Branche begeben, in der hauptsächlich Frauen beschäftigt und schamlos ausgebeutet werden.

Über einen Zeitraum von insgesamt acht Monaten hat sich die RTL-Reporterin immer wieder als ungelernte Reinigungskraft getarnt. Eingetaucht ist sie dann in einen Teil der Dienstleistungsbranche, der sich als düstere Parallelwelt des Arbeitsmarktes entpuppt: Sittenwidrige Stundenlöhne von unter drei Euro sind hier keine Seltenheit.

"Ich habe über einen längeren Zeitraum in verschiedenen Städten für mehrere Firmen gearbeitet. Es waren typische Putzjobs, wie sie meist von ungelernten Kräften, fast immer Frauen, gemacht werden. Ein Großteil der Kolleginnen hat einen Migrationshintergrund und alle haben aus purer wirtschaftlicher Not diesen Knochenjob gemacht", so die RTL-Reporterin.

Klima der Angst: Wie Zimmermädchen unter der Willkür leiden

Ihren Job als Zimmermädchen tritt sie in einem Frankfurter Luxus-Hotel an. Die Zimmer kosten hier bis zu 475 Euro. Sie wird von ihrer rumänischen Kollegin Andrea angelernt. 24 Minuten sind vorgegeben, um das gesamte Zimmer zu putzen - inklusive der komplett verglasten Dusche.

Die Frauen werden bei der Reinigungs-Firma nach Zimmern bezahlt. Um auf den Mindestlohn von neun Euro zu kommen, müssten sie drei Zimmer in der Stunde schaffen. Die Undercover-Reporterin braucht für ein Zimmer anderthalb Stunden: "Also, da komme ich echt körperlich an meine Grenzen. Ich frag mich, wie das die anderen Frauen da machen?"

Unter den Zimmermädchen herrscht ein Klima der Angst. Alle fürchten sich vor der Hausdame, deren Zorn auch die Reporterin zu spüren bekommt: Weil sie angeblich zu schlecht geputzt hat, werden ihr zwei Zimmer abgezogen. Zwei Stunden hätte sie so umsonst geputzt. Aber ist das überhaupt erlaubt?

Rechtsanwalt Rüdiger Knaup ist Spezialist für Arbeitsrecht. Er kennt alle Tricks der Branche. Für ihn steht fest: "Das ist nicht nur Schikane, das sieht aus wie knallhartes Kalkül. Und wenn die Auszahlung tatsächlich nicht stattfindet, dann wird hier der Arbeitslohn unterschlagen."

Die Reporterin arbeitet auch in zwei weiteren Hotels in Berlin als Zimmermädchen. Hier arbeitet sie doppelt so lange, wie im Vertrag vereinbart. Im Hotel ist sogar öffentlich ausgehängt, welches Zimmermädchen schlecht arbeitet. Für Rechtsanwalt Rüdiger Knaup ist das klar rechtswidrig: "Hier wird gegen jegliche Form von Datenschutz verstoßen."

Das 'Team Wallraff' stellt die Reinigungsfirmen zur Rede. Eine antwortet nicht auf Anfragen. Bei einer zweiten bricht Chaos aus, als beim Hauptsitz in München nachgefragt wird. Schließlich bittet das Unternehmen darum, die Fragen schriftlich einzureichen. Genau das hatte die Reporterin zuvor wochenlang versucht. Eine dritte Firma sitzt angeblich in einem Frankfurter Industriegebiet - doch der Besitzer ist nie da.

Zumindest Andrea kann unsere Reporterin am Ende helfen. Die 24-jährige Rumänin arbeitet zwar weiter in einem Hotel - aber nicht mehr als Zimmermädchen. Nach nur einem Tag Probearbeiten bekommt sie im Frankfurter Welcome-Hotel einen Ausbildungsplatz als Restaurant-Fachfrau angeboten.