Name, Wohnort, Alter - alles einsehbar

Tausende Daten geleakt! Panne bei Corona-Tests in Berlin

Robert Michael
In Berlin ist es bei Corona-Testzentren zu einer peinlichen Datenpanne gekommen. Hunderttausende sind offenbar betroffen.
deutsche presse agentur

Wer in Berlin schon einmal einen Corona-Test gemacht hat, hat seine persönliche Daten offenbar nicht selten in unsichere Hände gegeben. Heißt: Der Name, das Geschlecht, das Geburtsdatum oder Wohnort sind theoretisch für alle einsehbar. Das hat das IT-Kollektiv Zerforschung herausgefunden. Es geht um die Daten von hunderttausenden Getesteten.
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Höchst problematische IT-Lösung

Mehrere Corona-Test-Anbieter, die sich unter dem Namen "Schnelltest Berlin" zusammengetan haben, haben wohl über Monate eine höchst problematische IT-Lösung genutzt, was zu einer massiven Datenpanne geführt hat, berichtet auch der „RBB“. Die Daten von mindestens 200.000 Getesteten seien betroffen. Und zwar nicht nur aus Berlin, sondern auch aus dutzenden anderen Ländern und Bundesländern. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Geschäftsreisende. Doch das ist noch nicht alles.

Zertifikate manipulierbar

Das IT-Kollektiv forscht nämlich weiter, deckt die nächste Sicherheitslücke auf. Sie ermöglicht auch das digitale Umschreiben von Testzertifikaten. Und das Erstellen von vollkommen neuen Bescheiden. IT-affine Menschen könnten im System also einfach selbst einen Test erstellen oder die Tests anderer manipulieren! Problemlos konnte sich „Zerforschung“ zum Beispiel einen negativen PCR-Bescheid auf den Namen "Robert Koch" ausstellen.

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Rund 400.000 Betroffene?

Ein Mitglied der Gruppe, das anonym bleiben will, sagt dem „RBB“: "Laut unseren Erkenntnissen sind es zum einen 700.000 Testergebnisse, rund 400.000 Betroffene, das ist schon eine vollkommen neue Größenordnung. Und dazu kommt eben, dass man sich einfach negative Testergebnisse erzeugen konnte. Das haben wir so noch nicht gesehen." Auf Nachfrage bestätigt die Landesdatenschutzbeauftragte von Berlin dem „RBB“ zumindest eine Zahl von mehr als 200.000 Betroffenen.

Sicherheitslücken geschlossen

Das Unternehmen WeCare Services, das federführend die IT-Infrastruktur für die Testanbieter von Schnelltest Berlin betreibt, erklärt auf dem „RBB“ auf Nachfrage, dass die Sicherheitslücken inzwischen geschlossen seien. Ferner sei man dabei mit IT-Forensikern den Vorfall aufzurollen und plane Ende der kommenden Woche die Betroffenen zu informieren. Neben den meist leuchtend orange verkleideten 15 Testzentren in Berlin seien von der Datenpanne auch die mobilen Corona Bike Testpoints betroffen, die unter anderem auch Club- und Konzertgäste häufig genutzt hätten. (xst)