Schwuler Ex-Fußballer Urban"Werden Spieler-Männer sehen, die ihre Fußballer nach einem Spiel herzen"
Marcus Urban ist ein richtig guter Fußballer. Sein Weg in den Profifußball, in die Bundesliga scheint Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre vorgezeichnet, doch Urban bricht ihn plötzlich ab. Der Jugendnationalspieler der DDR hält das Versteckspiel als heimlich schwuler Kicker nicht mehr aus. Was ihn zu diesem gravierenden Schritt bewogen hat und warum er in Sachen Coming-Outs optimistisch in die Zukunft blickt, erzählte er im Gespräch mit RTL anlässlich des internationalen Tages gegen Homophobie (oben im Video).
Erst das private Coming-out, 13 Jahre später dann das öffentliche
In seinem privaten Umfeld bekennt sich Urban bereits 1994 zu seiner Homosexualität. Erst 13 Jahre später macht er sein Coming-out öffentlich. Im Jahr 2008 erscheint seine Biografie, die sich auch stark mit dem Thema Homophobie im Fußball auseinandersetzt. Bis heute gibt es in Deutschland nur zwei bekannte Spieler, die sich geoutet haben. Sieben Jahre nach dem öffentlichen Bekenntnis von Urban folgte Thomas Hitzlsperger.
Der ehemalige Nationalspieler, unter anderem war er im Kader der Heim-WM 2006, hatte seine aktive Karriere 2013 beendet, ehe er im Januar 2014 im Interview mit der „ZEIT“ erklärte: „Ich äußere mich zu meiner Homosexualität. Ich möchte gern eine öffentliche Diskussion voranbringen – die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern.“
"Sind als Team, als Fans, als Vereine und als Gesellschaft gefordert!"

Bis heute ist dieses Thema höchstsensibel. Das weiß auch Urban. Dennoch geht er davon aus, dass Bilder von schwulen Fußballern und jubelnden oder tröstenden Partnern zur Normalität gehören werden. Einer, der das begrüßen würde, ist Bayern Münchens Nationalspieler Leon Goretzka. "Ich würde mich freuen, wenn ein aktiver Spieler den Mut hätte, sich zu outen, keine Frage. Ich glaube, dass das vielen den Weg ebnen würde, sich nicht mehr verstecken zu müssen", sagte der 26-Jährige im „Playboy“-Interview.
"Bei einem Outing würden natürlich auch populistische und gestrige Kommentare kommen. Gerade in Stadien, wo die Hemmschwellen teilweise auch zu niedrig sind", führte Goretzka weiter aus: "Aber wir leben im Jahr 2021. Hier sind wir als Team, als Fans, als Vereine und als Gesellschaft gefordert, dass wir Spielern Mut machen und sie nach ihrer Leistung beurteilen, nicht nach ihrer Sexualität."
Der frühere DFB-Kapitän Philipp Lahm hatte zuletzt dagegen homosexuellen Fußballern von einem Outing abgeraten. "Die Verantwortung wäre mir zu groß", meinte Lahm. Gegenwärtig seien "die Chancen gering, so einen Versuch in der Bundesliga mit Erfolg zu wagen und nur halbwegs unbeschadet davonzukommen". Für diese Aussagen hatte der ehemalige Bayern-Profi einige Kritik einstecken müssen. (tno/dpa)