Der Basketball zeigt's

Dieses Chaos droht dem Fußball

Sport Bilder des Tages Basketball: Euroleague, Alba Berlin - Valencia Basket, Hauptrunde, 33. Spieltag, Mercedes-Benz Arena. ALBAs Luke Sikma legt den Ball in den Korb und haengt daran. ALBA Berlin - Valencia Basket *** Basketball Euroleague, Alba Berlin Valencia Basket, Main Round, 33 Matchday, Mercedes Benz Arena ALBAs Luke Sikma puts the ball in the basket and hangs on to it ALBA Berlin Valencia Basket
Alba Berlins Luke Sikma stopft den Ball durch den Korb.
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Zwölf Spitzenclubs wollen im Fußball eine Super League gründen. In welchem unübersichtlichen Chaos das enden kann, zeigt der europäische Basketball, wo nationaler Erfolg in der obersten Etage fast gar keine Rolle mehr spielt.

Olympiakos Piräus ist im europäischen Basketball eine große Nummer – und der Verein, anhand dessen sich die Perversion des Europapokals am eingängigsten beschreiben lässt. Denn der Club spielt nach einem Zwangsabstieg national nur in der zweiten Liga, hat aber ein ständiges Teilnahmerecht an der Euroleague, der unangefochtenen Königsklasse im europäischen Basketball. Nach der nordamerikanischen NBA ist sie als zweitstärkste Liga der Welt bekannt. Wie kann das sein?

Die Liga bestimmt, wer mitmacht

Nun, weil die Euroleague im Basketball eine geschlossene Liga ist. Die allermeisten Startplätze werden über sogenannte A-Lizenzen vergeben. Wer einen großen (vermarktbaren) Namen, eine schmucke Halle und dazu mediale Präsenz mitbringt, hat gute Karten, dieses dauerhafte Teilnahmerecht, das völlig unabhängig vom sportlichen Erfolg ist, von den Liga-Bossen zu kriegen.

Aktuell haben 11 von 18 Teams so eine Lizenz. Und wenn die Chefs mal einen Verein dabeihaben wollen, ihm aber nicht direkt die dauerhafte A-Lizenz gewähren möchten, stellen sie gerne mal eine Wildcard aus. In der Vergangenheit profitierte davon unter anderem der FC Bayern München.

Bosse wollen große Namen - egal woher

Neben dem spielt aus Deutschland aktuell auch Alba Berlin in der Königsklasse des Basketballs mit. Beide Clubs sind Anwärter auf eine A-Lizenz, die Bayern haben schon ein ganz konkretes Angebot bekommen und müssen es nur noch annehmen. Beide Clubs sind in Metropolen zu Hause, haben große Hallen und Namen. Diesen Glanz will die Euroleague. Deswegen ist auch der Standort London immer wieder im Gespräch, obwohl England ein Basketball-Entwicklungsland ist.

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Wann steigt der erste Club aus?

 Jornada 34 de la Euroliga, Partido entre F.C.Barcelona y el F.C. Bayern de Munich, disputado en el Palau Blaugrana Partido de Euroliga entre F.C.Barcelona y el F.C. Bayern Munich, correpondiente a la jornada 34 de la liga regular. Partido disputado en el Palau Blaugrana Barcelona *** Jornada 34 de la Euroliga, Partido entre F C Barcelona y el F C Bayern de Munich, disputado en el Palau Blaugrana Partido de Euroliga entre F C Barcelona y el F C Bayern Munich, correpondiente a la jornada 34 de la liga regular Partido disputado en el Palau Blaugrana Barcelona Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS/Cuadradox
Bayerns Wade Baldwin (links) in der Euroleague gegen Nick Calathes vom FC Barcelona.
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Die beiden deutschen Vereine müssen mit einer heftigen Doppelbelastung klarkommen. Denn sie spielen in der Basketball-Bundesliga und der Euroleague in zwei 18er-Ligen mit anschließenden Playoffs. Und dann wäre da noch der nationale Pokal. Die Folgen für die Liga sind klar: Die Stars spielen, wenn es drauf ankommt. Im nationalen Alltag muss mal der zweite Anzug reichen.

Münchens Topscorer in der Euroleague, Wade Baldwin IV (15.2 Punkte), spielt international im Schnitt 5 Minuten mehr als national. Das hat Auswirkungen aufs Niveau, die Bayern sind in der Liga trotz des klar besten Kaders nur Dritter, in der Euroleague haben es die Münchner auf Rang 5 und damit in die Playoffs geschafft – als erster deutscher Club überhaupt. Die Frage, die über allem steht: Wie lange tun sich das die teilnehmenden Clubs noch an? Wann steigt der erste Verein aus den nationalen Wettbewerben aus?

Nur eine Handvoll Clubs qualifiziert sich überhaupt noch über die nationalen Wettbewerbe für die Euroleague, unter der als zweiter Wettbewerb der Eurocup stattfindet. Er wird ebenfalls von der
Euroleague ausgerichtet und ist das Äquivalent zur Europa League im Fußball. Wer im Eurocup mitspielen darf, man kann es sich denken, entscheiden im Zweifel die Bosse.

Gegenentwurf Champions League

Im Basketball gibt es natürlich solche, denen das alles mächtig aufstößt. Unter dem Dach des Basketball-Weltverbands Fiba wird seit der Saison 2016/2017 die Champions League ausgetragen, nachdem die Fiba versucht hatte, die Euroleague wieder unter ihren Einflussbereich zu kriegen. Dabei kam es zum Bruch.

Für die Teilnahme an der Champions League qualifizieren sich die Vereine ganz herkömmlich über die nationalen Ligen und Pokalwettbewerbe. Die Anteile an der Champions League hält zur Hälfte eine Vereinigung von zehn Nationalverbänden. Unterhalb der international drittklassigen Champions League (die größten Clubs spielen in den Wettbewerben der Euroleague) steht der Fiba Europe Cup, der in Konkurrenz zum Eurocup stehen soll. Wettbewerb Nummer vier also im europäischen Basketball.

Fans bleiben auf der Strecke

Die Masse der Wettbewerbe führt dazu, dass es für die großen europäischen Ligen etliche Startplätze gibt, deren Vergabe völlig unübersichtlich ist. Der Fan bleibt auf der Strecke, denn nationaler Erfolg und seriöse Arbeit sind keine Garantie mehr dafür, sich auf größter Bühne
zeigen zu dürfen. Zu oft entscheidet das Geld, das an einem Standort zu verdienen ist.

Wie frustrierend alles sein kann, zeigt das Beispiel Brose Bamberg. Der Club zog sich 2018 vergrämt aus den Wettbewerben der Euroleague zurück, weil die Liga-Bosse dem Club A-Lizenz oder Wildcard verweigerten. Bamberg war zum ersten Mal seit Jahren nicht Meister geworden,
verlor also das Startrecht für die Euroleague und hätte so nur im zweitklassigen Eurocup antreten dürfen. Gleichzeitig bedachte die Euroleague den FC Bayern mit einer Wildcard für zwei Jahre. München hat eben mehr Sexappeal als die fränkische Provinz. Bamberg schloss sich damals für fünf Jahre der Champions League an.