Neue Hoffnung im Kampf gegen Demenz-Krankheiten

Studie: Körpereigenes Sport-Hormon verbessert Hirn-Gesundheit

Fitness couple stretching outdoors in park. Young man and woman exercising together in morning.
Sport führt zur Bildung von Irisin in den Muskeln - und das ist auch gut für das Gehirn.
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Wer rastet, der rostet - das weiß der Volksmund schon lange. Das gilt auch für das Gehirn. Eine faszinierende neue Studie zeigt jetzt, dass regelmäßiger Sport dessen Gesundheit fördern kann. Ausschlaggebend dafür ist das körpereigene Hormon Irisin, dass beim Sport in den Muskeln entsteht und bei der Bildung von Gehirnzellen eine Rolle spielt. Das berichtet die New York Times.

Sport regt den Bau neuer Hirnzellen an - aber warum?

Es gibt bereits zahlreiche Studien, die belegen, dass Bewegung gut für das Gehirn ist - denn Bewegung regt die Bildung neuer Neuronen im Gedächtniszentrum des Gehirns an, das ist bekannt. Sie zeigen auch, dass aktive Menschen weitaus seltener an Alzheimer und anderen Formen der Demenz erkranken als Menschen, die sich selten bewegen. Eine neue Studie von Forschern der Harvard Medical School deckt jetzt auf, woran das liegt.

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Die Wissenschaftler um Dr. Bruce Spiegelman spekulierten zunächst, dass sportliche Betätigung das biochemische Milieu im Gehirn direkt verändern könne, ohne die Muskeln einzubeziehen. Eine andere Vermutung war: Die Muskeln und andere Gewebe setzen während der körperlichen Betätigung Stoffe frei, die zu einer Verbesserung der Gehirngesundheit führt. In diesem Fall müsste diese Substanz aber in der Lage sein, die schützende und meist undurchlässige Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, die unser Gehirn vom Rest unseres Körpers trennt.

Körpereigenes Hormon Irisin im Fokus

Bereits 2012 entdeckten einige Forscher aus der gleichen Gruppe das bislang unbekannte Hormon Irisin. Es wird bei körperlicher Anstrengung im Muskelgewebe produziert und in den Blutkreislauf abgegeben. Damals stellten die Forscher vor allem fest, dass Irisin sich im Fettgewebe ablagert. Dort wird es von Fettzellen aufgesaugt und verwandelt weißes Fett in braunes. Braunes Fett ist besser: Es verbrennt mehr Kalorien, kurbelt unseren Stoffwechsel an. Sie glaubten jedoch auch, dass Irisin auch eine Rolle für die Gesundheit des Gehirns spielen könnte. Eine Studie von der Columbia University aus dem Jahr 2019 hat bereits gezeigt, dass Irisin nach sportlicher Betätigung in den Gehirnen von Mäusen gefunden werden kann.

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Die Forscher ließen Mäuse in Laufrädern strampeln, um die Wirkung von Irisin zu untersuchen.
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Ohne Irisin hat die Zelle weniger Synapsen

Für die jetzt neue Studie züchteten die Wissenschaftler Mäuse, die von Geburt an kein Irisin produzieren können. Sie ließen diese und normale erwachsene Mäuse in Hamsterrädern laufen. Resultat: Die Tiere, die kein Irisin bilden konnten, zeigten nur wenige kognitive Verbesserungen. Als nächstes untersuchten sie die Gehirne von Mäusen mit und ohne die Fähigkeit, Irisin zu bilden, genauer. Dabei stellte sich heraus, dass neu gebildete Gehirnzellen bei Mäusen ohne Irisin weniger Synapsen hatten - und sich damit nicht so gut in die bestehende Hirnzellenstruktur einfügen konnten.

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Das änderte sich aber schlagartig, als sie den Mäusen Medikamente zur Herstellung von Irisin verabreichten. Sogar die Tiere mit fortgeschrittenem Mäuse-Alzheimer zeigten plötzliche bessere Gedächtnisleistungen. Auch verringerten sich die Entzündungen im Gehirn der Tiere mit Demenz. Ein wichtiges Ergebnis der Studie: Irisin kann also die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Denn es tauchte auch in den Gehirnen der Mäuse auf, die es nicht hätten produzieren können.

Irisin in Medikamenten-Form könnte Alzheimer-Demenz heilen

Insgesamt deuten Ergebnisse der Studie für die Wissenschaftler stark darauf hin, dass Irisin ein Schlüsselelement ist, das "Bewegung mit Kognition verbindet", so Dr. Spiegelman. Die Hoffnung der Mediziner ist, ein Irisin-Medikament im Kampf gegen Alzheimer und Demenz zu entwickeln, dass den kognitiven Verfall verlangsamen oder sogar die Denkfähigkeit von Menschen mit Alzheimer wieder verbessern könnte. Da es sich aber um eine Studie an Mäusen handelt, wird bis dahin noch viel geforscht werden müssen. (ija)

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