Das Leid der Hunde in Rumänien

Geschlagen, vergiftet, getötet: Streuner leben ständig in Gefahr

Im Video: Über das Leben eines Streuners

Im Westen denken viele Menschen, dass die Straßenhunde im Osten Europas in „Freiheit“ leben. Doch in Wirklichkeit leben sie in ständiger Gefahr. Sie werden gequält, geschlagen und vergiftet. Oft landen die eingefangenen Tiere in den berüchtigten Tötungsstationen, wo sie grauenvoll sterben.

Filmkomponist Martin Skalksy hat einen Straßenhund aus Rumänien adoptiert. Doch was hat der Streuner alles hinter sich gelassen? Das will Skalsky herausfinden und dokumentiert alles in "Cody - Wie ein Hund die Welt verändert". Die Doku startet am Donnerstag in den Kinos. Was Tierschützer tun, um die Streunerpopulation in Rumänien zu reduzieren – im Video.

In Rumänien gilt seit 2013 das Tötungsgesetz

Rumänische Behörden fangen Straßenhunde ein und bringen sie in Tötungsstationen. Unter schlimmen Bedingungen müssen die Tiere 14 Tage lang warten und werden dann eingeschläfert. Betroffen sind viele Tausende Hunde im Jahr.

2013 und 2015 gab es laut der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ eine großangelegte Aktion; Hunderttausend Hunde wurden von den rumänischen Behörden gefangen und getötet. „Kurzzeitig gab es auch eine Reduktion, doch das Problem ist man nicht strukturell angegangen. Nur töten von Hunden löst das Problem langfristig nicht“, sagt Manuela Rowlings, Leiterin der „Vier Pfoten“ Streunerhilfe in Europa, „Wir sehen, dass Hunde nach wie vor ausgesetzt werden. Wir sehen, dass Hunde auch ganz stark in Tierheimen verbracht werden für lange, lange Zeit und immer wieder kommen neue Welpen auf der Straße hinzu und die Streunerzahlen haben sich wohl insgesamt in Rumänien nur sehr wenig reduziert.“

Die Tierschutzorganisation setzt unter anderem auf Kastrations-Projekte, damit keine Welpen auf der Straße zur Welt kommen. Außerdem werden viele Streuner in Osteuropa in den Westen vermittelt, aber auch die nationale Adoptionskultur muss gestärkt werden. "Wir müssen es schaffen, dass diese Hunde vor Ort neue und verantwortungsvolle Besitzer und Familien finden“, so Rowlings weiter.

Straßenhunde in Rumänien kämpfen ums Überleben

In den örtlichen Tierheimen ist die Lage miserabel. Aber auch in vielen privaten Tierheimen kommt es schnell zu Platzproblemen, weil sie überfüllt sind. Durch die Tötung der Straßenhunde nimmt die Anzahl der Hunde auf der Straße nicht ab, es kommen immer mehr Tiere dazu.

Ein von Tierfängern betäubter Hund liegt in Kronstadt (Brasov) in Rumänien auf einer Straße (Foto vom August 2009).
Ein von Tierfängern betäubter Hund liegt in Kronstadt (Brasov) in Rumänien auf einer Straße (Foto vom August 2009).
DPA

Straßenhunde in Rumänien kämpfen jeden Tag ums Überleben. Sie wissen nicht, wo sie Futter finden und wo sie sicher schlafen können. Streuner sind vielen Gefahren ausgesetzt: Autounfälle, Auseinandersetzungen mit anderen Hunden oder Menschen, die sie eben nicht gut behandeln.

„Streuner, die mehrere Jahre auf der Straße überlebt haben, sind sehr intelligente Tiere. Sie haben oft ein hohes Energieniveau und müssen mental ausgelastet werden“, erzählt die Leiterin der „Vier Pfoten“ Streunerhilfe in Europa. „Ein Großteil der Tierschutzhunde sind gesunde und problemlose Tiere. Es gibt Ausnahmen, die schlimme Erfahrungen gemacht haben und ein bisschen mehr Gewöhnungszeit brauchen.“ Doch für jede Familie gäbe es einen passenden Hund.

Zahlreiche Tierschutzorganisationen und Tierschützer setzen sich für die Abschaffung des neuen rumänischen Gesetzes zur massenhaften Tötung der Tiere ein.
Zahlreiche Tierschutzorganisationen und Tierschützer setzen sich für die Abschaffung des neuen rumänischen Gesetzes zur massenhaften Tötung der Tiere ein.
DPA

Viele Hunde in Rumänien würden auf Dauer nicht überleben – vor allem unter den Umständen vor Ort. Dort hätten Streuner nicht die „Freiheit“, von der viele Menschen im Westen ausgehen, dass sie die haben. „Ich glaube, dass Hunde, wenn sie wählen könnten, den Platz an unserer Seite wählen würden und kein Leben auf der Straße bevorzugen würden“, sagt Manuela Rowlings.