27. Januar 2021 - 14:55 Uhr
CBD-Öl und Co.: Wirklich unbedenklich?
CBD-Produkte sollen gegen Schmerzen helfen, entspannen und das Wohlbefinden steigern – und das ganz sanft. Zu haben sind sie mittlerweile fast überall: im Bio-Supermarkt, in der Drogerie oder auf Online-Plattformen. Während die Präparate mit Wirkstoffen der Cannabispflanze inzwischen eine große Fangemeinde haben, warnt die Verbraucherzentrale vor unerwünschten Nebenwirkungen. Und auch "Stiftung Warentest" findet bei den 16 CBD-Ölen, -Kapseln und -Verdampfern, die jetzt geprüft wurden, Anlass zur Kritik.
CBD-Gehalt nicht immer wie versprochen
Untersucht wurden 16 CBD-Öle, CBD-Kapseln, Aromaöle und ein Verdampfer zum Einnehmen, Träufeln und Einatmen. Und die Tester stellen gleich mal eines vorneweg fest: Billig sind die Produkte nicht. Niedrig dosiertes Öl gibt es ab 17 Euro für 10 Milliliter, ein 10-prozentiges kostet bis zu 80 Euro. So kostet beispielsweise das Öl von Canobo mit 2,75 Prozent CBD für 10 Milliliter im Test 20 Euro, für das 10-prozentige von Canitat M müssen rund 80 Euro auf den Tisch gelegt werden.
Im Labor wurden dann die Inhaltsstoffe untersucht und nach Schadstoffen gefahndet. Ergebnis: Nicht immer ist auf den ausgelobten CBD-Gehalt Verlass, er kann niedriger ausfallen oder lässt sich nicht eindeutig aus den Zutaten ableiten. Auch fanden die Tester unerwünschte Mineralölgehalte, die sich durch verbesserte Produktionsabläufe vermeiden ließen.
Zu viel THC in 4 Produkten
Alle Produkte im Test enthalten auch THC, die berauschende Substanz aus Hanf. Meist sind es nur Spuren. In den Ölen von Canobo und Duowell sowie den Kapseln von Hempamed und Natcan wurde allerdings mehr THC nachgewiesen, als die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit für unbedenklich hält. In der EU ist nur Nutzhanf mit einem THC-Gehalt von weniger als 0,2 Prozent zugelassen.
Die genannten Öle werden demnach von Warentest als nicht sicher bewertet, psychogene Effekte wie eine verminderte Reaktionsfähigkeit könnten nicht ausgeschlossen werden. Von THC-Dosen, wie sie arzneilich eingesetzt werden, waren die Funde im Test dann aber weit entfernt, erst recht von denen eines Joints. Wer sich von CBD-Produkten ein "High" verspricht, dürfte also enttäuscht sein.
Noch dazu kann CBD stattdessen reizbar machen, statt zu beruhigen. Auch ist noch unklar, wie sich eine dauerhafte Anwendung auf Organe wie die Leber auswirkt oder mit welchen Arzneien Wechselwirkungen entstehen. Wer Medikamente einnimmt, sollte auf CBD-Mittel ebenso verzichten wie Schwangere und Stillende. Die Stiftung Warentest hält aus diesen Gründen keines der geprüften CBD-Mittel zum Einnehmen für sicher.
Verkauf von CBD-Produkten: Rechtliche Grauzone
Auf Nachfrage von Warentest stellte keiner der Anbieter im Test Studien zu seinem Produkt und dessen Nutzen zur Verfügung. Die Tester fanden für Produkte mit Cannabidiol keine Beweise und Studien, die sie methodisch überzeugten. Fundierte Belege über die Wirksamkeit gibt es nur für einige wenige zugelassene Medikamente.
Zudem sind CBD-Produkte, die zum Verzehr gedacht sind, eigentlich auch nicht legal. Sie befinden sich rechtlich noch in einer Grauzone. Als Nahrungsergänzungsmittel sind sie laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit nicht zugelassen und dürften nicht verkauft werden. Im Dezember 2020 hat die EU-Kommission aber mitgeteilt, CBD könne als Lebensmittel angesehen werden. Entsprechende Zulassungsanträge der Hersteller werden derzeit geprüft. Ergebnis offen.