Starfighter: Steve Windolf alias Harry Schäfer im Interview
"Man verschmilzt mit Maschine"
War Ihnen die Starfighter-Affäre ein Begriff?
Ja, aber nur auf der politischen Ebene. Der ganze Wirbel um Verteidigungsminister Franz Josef Strauß und die Beschaffung der Starfighter durch Bestechungsgelder etc. Die menschliche Tragödie dahinter, die Geschichte der Piloten und ihre Schicksale waren mir nicht bekannt. Genau darauf konzentriert sich Starfighter - Sie wollten den Himmel erobern“. Und so wurde beim Lesen des Drehbuchs die politische Affäre, die ich noch schwammig im Hinterkopf aus dem Geschichtsunterricht hatte, eine zutiefst berührende und spannend erzählte Geschichte. Ein wahrer Film.
Wie haben Sie sich auf Geschichte und Rolle vorbereitet? Wie weit taucht man ins Ausmaß des Skandals ein?
Ich hab mich vor allem auf das Zwischenmenschliche konzentriert. Auf das, für was Harry steht, für was er kämpft. Die Freundschaft zu seinen Kameraden, die Leidenschaft für das Fliegen und vor allem die große Liebe zu Betti. Der Skandal ist Harry gar nicht bewusst. Der entsteht ohnehin erst in dem Moment, in dem alle Puzzleteile zusammengefügt werden konnten und der Blick aufs große Ganze möglich war.
Die Flugzeug-Szenen wirken sehr realistisch. Wurden Sie speziell auf die Rolle des Starfighter-Piloten vorbereitet?
Wir hatten einen ganz wunderbaren Berater an unserer Seite: Herrn Pöppelmann. Der ist der wirkliche Harry Schäfer. Er war einer der ersten Starfighter-Piloten, ein echtes Ass und ein Held seiner Einheit. Heute trägt er weißen Bart, und um ihn weht eine Aura der Weisheit. Stellt man ihm eine Frage, fangen seine kleinen Augen hinter der Brille an zu funkeln, und ein paar Minuten später hängt das ganze Set an den Lippen von Herrn Pöppelmann. Fantastisch. Ich glaube, für ihn waren diese Dreharbeiten wie ein zweiter Abschied von seiner F-104.
Sie saßen bei den Dreharbeiten in echten Starfightern. Was ist das für ein Gefühl?
Eng, mit unfassbar wenig Komfort. Alles ist hart und kalt. Aber sobald man einmal Platz genommen hat, verschmilzt man tatsächlich irgendwie mit der Maschine. Irre!
Kann man die Faszination dieser Flieger für junge Piloten nachvollziehen?
Total. Sie haben Hunderte von Knöpfen und Reglern vor sich, und sie möchten jeden einzelnen drücken, schieben, was auch immer. Es ist eine einzige Freude, und man wünscht sich geradezu, dass man endlich die Starterlaubnis bekommt und mit Mach 2 in den Sessel gedrückt wird. In Florida kann man das übrigens noch erleben, da gibt es Rundflüge mit der F-104.
Wie haben Sie sich persönlich den 60er-Jahren, dem Lifestyle und Ihre Rolle vor diesem historischen Hintergrund angenähert?
Das brauchte gar nicht so viel Aufwand. Das Set, die Kostüme, die ganze im Buch beschriebene Szenerie erweckten schon das ganze Flair der Sechziger. Als Schauspieler reichte es, anwesend zu sein. (lacht)