Starfighter: Picco von Groote alias Betti Schäfer im Interview
Das Frauenbild der 60er zu verkörpern, fiel ihr anfangs schwer
Starfighter - Sie wollten den Himmel erobern handelt von einem der größten Skandale der deutschen Nachkriegszeit. Wie haben Sie sich auf die Brisanz der Geschichte und speziell auf Ihre Rolle vorbereitet?
Starfighter war mir natürlich ein Begriff. Ich wusste, dass es sich um ein Kampfflugzeug handelt, aber darüber hinaus hatte ich keine genaue Vorstellung. Von den politischen Verstrickungen wusste ich nichts. Beim Lesen des Drehbuchs ist mir klar geworden, wie brisant das ganze Thema ist. Es hat mich sehr interessiert und motiviert, mich konkret mit unserer Vergangenheit zu beschäftigen. Natürlich war mir bei meiner Recherche das Internet eine große Hilfe. Bei der Vorbereitung für meine Rolle war mir am wichtigsten, die Rolle der Frau in der damaligen Zeit zu begreifen. Betti eckt ja an, und das hat damit zu tun, dass sie in dieses Bild der Frau von damals nicht reinpasst. Ich habe zu dem Thema Bücher gelesen und mir auch Filme aus der Zeit angeschaut.
Das Rollenverständnis war zu dieser Zeit noch ein völlig anderes. Fiel es Ihnen schwer, sich in die Lage einer Frau aus den 60ern hineinzuversetzen?
Ja, das Bild der schwachen, unselbstständigen Frau ist mir schwerer gefallen, als ich dachte. Mich hat allerdings nicht das Klischee der 60er-Jahre „Kinder, Küche, Kirche“ an der Figur gereizt, sondern der einfache Umstand, dass es für diese Frauen keine Wahl gab. Das hat sich glücklicherweise in den letzten 50 Jahren für uns Frauen grundsätzlich geändert.
Anfangs wirkt Betti wie ein Stereotyp dieser Zeit, aber mit zunehmender Dauer emanzipiert sie sich. War die Entwicklung des Charakters eine Herausforderung für Sie?
Ich fand die Entwicklung von Betti – vom unbeschwerten Leben zur Kämpferin – extrem interessant. Harry, ihre große Liebe, wird beschuldigt, einen Fehler begangen zu haben, den er nicht gemacht hat. Viele Frauen würden sich vielleicht in ihrem Schmerz zurückziehen. Aber Betti kämpft für ihren Mann und ihr ungeborenes Kind. Das ist ihre Art, damit umzugehen. Das fand ich sehr beeindruckend und sympathisch an ihr. Und sie will verständlicherweise nicht einsehen, dass sie kein Recht auf die Wahrheit hat.