Kritik an ArbeitsatmosphärePlaymobil in der Krise: Spielzeughersteller muss Stellen streichen

22.11.2023, Hessen, Eltville: Playmobil-Figuren, darunter ein Mann mit einem Kreuz, stehen in der Ausstellung «Playmobil-Weltreise» im Kloster Eberbach. Foto: Sascha Lotz/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ausstellung Playmobil-Weltreise im Kloster Eberbach.
wst, dpa, Sascha Lotz

Was ist bloß bei Playmobil los?
Das deutsche Traditionsunternehmen muss hunderte Stellen streichen. Hinzu erscheinen in den letzten Jahren vermehrt Berichte über interne Probleme.
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Playmobil-Krise: Horst Brandstätter Group baut 700 Stellen ab

Bis zum 3. Juni 2015 war die Playmobil-Welt noch relativ heil. Doch an dem Tag starb Firmengründer Horst Brandstätter. Danach änderte sich alles, die Auswirkungen sind heute mehr denn je zu spüren.

ARCHIV - Der Gründer und Alleinbesitzer des größten deutschen Spielwarenherstellers geobra Brandstätter GmbH & Co. KG, Horst Brandstätter, aufgenommen am 27.08.2010 in Zirndorf (Mittelfranken). Foto: Daniel Karmann/dpa (zu dpa "Playmobil-Chef Brandstätter gestorben" vom 08.06.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Firmengründer Horst Brandstätter, aufgenommen im Jahr 2010.
dpa, Daniel Karmann

Erst im Oktober gab die Horst Brandstätter Group aus Zirndorf bei Nürnberg bekannt, weltweit rund 700 Stellen abzubauen, davon rund 370 in Deutschland. Der bis zum Jahr 2025 geplante Stellenabbau entspreche einem Anteil von 17 Prozent weltweit und 16 Prozent der Gesamtbelegschaft in Deutschland, erklärte das Unternehmen.

Als Grund für den Stellenabbau gab der Konzern eine schwierige wirtschaftliche Lage an. Sowohl die Spielzeug-Marke Playmobil wie auch die ebenfalls zum Konzern gehörende Marke Lechuza für Pflanzgefäße spüren den Angaben zufolge weiterhin die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Der Playmobil-Mutterkonzern verzeichnete in den beiden vergangenen Geschäftsjahren Einbußen bei Umsatz und Gewinn.

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Allerdings: Die Spielwaren-Branche insgesamt hatte während der Pandemie zu den Gewinnern gezählt, viele Unternehmen hatten steigende Umsätze verzeichnet – im Gegensatz zu dem einstigen deutschen Vorzeigeunternehmen.

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Ehemalige Sekretärin von Horst Brandstätter im Mittelpunkt der Berichterstattung

Der Playmobil-Mutterkonzern hat eine komplizierte Struktur mit zwei Stiftungen und einer Holding. Dies hatte in den vergangenen Jahren laut verschiedenen Medienberichten zu Reibungen geführt.

Im Mittelpunkt der Berichterstattung: Die ehemalige Chefsekretärin und Assistentin von Horst Brandstätter, Marianne Albert. „Ihre Qualifikation ist umstritten; Fragen nach ihrer beruflichen Vita werden nicht beantwortet“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Dabei soll sie die Strippen im Unternehmen ziehen. Und im Gespräch mit dem Manager Magazin erklärte Bianka Möller, Betriebsbetreuerin der IG Metall: Im Unternehmen herrsche „ein Klima der Angst“.

Fest steht: Seit dem Tod des Firmenpatriarchen hat es viele Wechsel im Management gegeben. Erst im Juli 2023 hat der bisherige Finanzvorstand René Feser das Ruder als Chief Operating Officer (COO) übernommen.

„Angstkultur“ bei Playmobil?

Auf dem Job-Bewertungsportal Kununu zeichnet sich ein deutliches Bild ab, das mit der Berichterstattung übereinstimmt:

Die Arbeitsatmosphäre sei „mit Angst behaftet“, schreibt ein Mitarbeiter der geobra Brandstätter Stiftung & Co. KG im November 2023.

In einer weiteren Bewertung aus dem November 2023 schreibt ein ehemaliger Mitarbeiter zwar, dass das Geld immer pünktlich ankam und Mitarbeiter auch eine Rabattkarte für den Firmen-Shop erhalten. Allerdings berichtet auch dieser Mitarbeiter von „Angstkultur“ und „Konkurrenzkämpfen“.

Ein weiterer Mitarbeiter fasst im Oktober 2023 die Situation auf Kununu wie folgt zusammen: „Außen hui - Innen Pfui! Nach Außen hin die lächelnde Playmobil-Figur und nach innen eine hässliche Fratze. Früher hat es einen mit Stolz erfüllt hier zu arbeiten, aber seit 5 Jahren hat sich das Image rapide verschlechtert, vor allem im Raum Nürnberg.“

Es sind nicht die einzigen kritischen Kommentare auf Kununu.

Im Jahr 2024 wird Playmobil 50. Für die kleinen und großen Fans der kleinen Plastikfiguren ein Jahr zum Feiern – und für die Mitarbeiter des Unternehmens hoffentlich auch. (mit dpa/aze)