Nach Sky-Rauswurf des TV-Manns
Sophia Thomalla verspricht Ex-Reporter Jörg Dahlmann ein (bis zehn) Bier

Im Frühjahr 2021 wirft ihn Sky raus. Jetzt hat der ehemalige Fußballreporter Jörg Dahlmann in einem Buch diese schwere Zeit Revue passieren lassen. Sehr offenherzig spricht er über seine ereignisreiche Karriere und private Schicksalsschläge. Mit Sophia Thomalla hat er aber mittlerweile seinen Frieden gemacht.
Lorius' Spruch wurde Dahlmann zum Verhängnis
Das Angebot von Sophia Thomalla steht: "Beim nächsten Treffen gebe ich ihm ein Bier aus. Oder zehn. Ich bin emanzipiert. Ich kann das." Es sind die Schlussworte eines beeindruckenden Textes, den die "Schauspielerin, Moderatorin, Werbegesicht und Investorin und übrigens auch Feministin" (O-Ton Thomalla) für das Buch "Immer geradeheraus" von Ex-Fußballreporter Jörg Dahlmann geschrieben hat. Dass sie überhaupt diesen Beitrag verfasst hat, wundert sie immer noch ein wenig selbst, denn eigentlich sieht sie bis heute "die Notwendigkeit zur Aufklärung" nicht. Doch genau das empfanden viele Nutzer der sozialen Medien im Dezember 2020 ganz anders.
Damals sorgte Dahlmanns Spruch über ihren früheren Freund Loris Karius, in diesen Tagen zweiter Torhüter bei Union Berlin ("Das hat den Vorteil, dass er zu Hause kuscheln kann mit seiner Sophia Thomalla. Aber für so eine Kuschelnacht mit Sophia würde ich mich auch auf die Bank setzen"), zuerst für einen veritablen Shitstorm und anschließend für ein tüchtiges Medien-Gewitter. Man warf dem Sky-Kommentator "Sexismus" vor. Es war der endgültige Anfang vom Ende der Karriere des langjährigen TV-Reporters.
"Geschichte eines lächerlichen und peinlichen Rauswurfs"
In seinem Buch lässt Jörg Dahlmann nun diese intensiven Wochen, die Anfang März 2021 in seinem Spruch über den Japaner Sei Muroya - "Es wäre das erste Tor für ihn in Deutschland gewesen. Das letzte hat er im Land der Sushis geschossen" - gipfelten und zu seiner unmittelbaren Entlassung bei Sky führten, Revue passieren. Und das auf eine so schonungslose Art und Weise, dass manch Leser bei den Zeilen über die sogenannten "Luschis" der TV-Branche verschreckt das Buch erst einmal zur Seite legen wird. Denn Jörg Dahlmann nimmt - anders, als man es mittlerweile in der Regel gewohnt ist - kein Blatt vor den Mund, wenn er die "Geschichte eines lächerlichen und peinlichen Rauswurfs" schildert. Dass er dabei in seiner immer noch in jeder Zeile spürbaren tiefen Kränkung und in seinem Unverständnis über die verheerenden Entwicklungen möglicherweise hier und da die Balance verliert und übers Ziel hinausschießt, wird nicht jeder Leser nachvollziehen können und wollen.
Doch wer den Werdegang des Jörg Dahlmann, den er in seinem Buch überaus unterhaltsam schildert, und die Zeit der Unbekümmertheit ohne soziale Medien, die er als Fußballreporter noch erleben durfte, verfolgt, der entwickelt während der Lektüre eine Form von Verständnis für die tiefe Enttäuschung Dahlmanns über seinen Rauswurf. Es ist diese nostalgische Erinnerung an früher, die sein Freund, der Sportreporter Belá Réthy, in seinem Beitrag im Schlusssatz so umschreibt: "Keine Angst, mein lieber Jörg. Wir haben die besten Zeiten mitgemacht."
"Jörg liebte einfach das Entdecken und Beschreiben des Abseitigen"
Und genau diese Zeiten machen einen Großteil des Buchs aus. Und das ist auch gut so, denn Dahlmann erzählt höchst amüsant und anekdotenreich für alle bis spätestens 1980 geborenen Fußballfans die Geschichten ihres Lebens nach. Alle bekannten TV-Gesichter und Fußballstars werden noch einmal lebendig. Reinhold Beckmann sagt über seinen früheren Kollegen: "Jörg liebte einfach das Entdecken und Beschreiben des Abseitigen. Das war sein Ding. Das konnte er wie kein anderer." Genau so ist es. Dahlmann war gerne nah dran und mittendrin - und hatte ein Gefühl für die menschelnden Geschichten des Fußballs. Wie bei diesem wunderschönen Kleinod vom Finaltag des DFB-Pokals 1985 zwischen Bayer Uerdingen und dem FC Bayern München.
"Horst Feilzer, genannt 'Feile', hatte die Eigenart, immer ein Kaugummi zu kauen, ein gut Teil Aberglaube schwang da mit. Kurz vor dem Spiel Hektik. Er hatte sein Kaugummi vergessen! Ich schenkte ihm eins von mir. Und er erzielte das 1:1, nachdem Dieter Hoeneß die Bayern in Führung gebracht hatte. Das Kaugummi schrieb Geschichte. Denn bei seinem Torjubel war ihm der geliebte elastische Partner aus dem Mund gefallen. Er suchte und suchte auf der Tartanbahn, fand ihn schließlich, putzte das gute Stück und steckte es wieder in den Mund. Der Glücksbringer hielt bis zur 90. Minute. Uerdingen gewann 2:1."
"Immer geradeheraus" ist eben nicht jedermanns Sache
Dass die Einladung zum Bier von Sophia Thomalla dem geselligen Jörg Dahlmann sicherlich sehr gefallen haben wird, erahnt man, wenn man die Worte von Johannes B. Kerner im Buch liest: "Wir erlebten gemeinsam spektakuläre Sportgroßereignisse, von den wir (live) berichten durften. Genauso gingen wir aber auch feiern, spielten Trinkspiele, machten Streiche und holten eben all den ganzen 'Quatsch' nach, den wir im Studium verpasst hatten."
Die Lektüre der "wilden Zeit als Fußballreporter" veranschaulicht noch einmal eindrücklich, dass man die Karriere des Jörg Dahlmann nicht an seinem (unglücklichen) Ende festmachen sollte. Dass jedoch durchaus dieses Risiko besteht, dafür ist Jörg Dahlmann sicherlich nicht unerheblich selbst mitverantwortlich. Denn "Immer geradeheraus" ist eben nicht jedermanns Sache. Aber das weiß Dahlmann spätestens nach den Erlebnissen der letzten beiden Jahre sicherlich selbst am besten.