Sie ticken wohl nicht richtig: digitale Stromzähler berechnen Verbrauchern viel zu viel
Sie gelten als echte Innovation und sollen in Zukunft in keiner Wohnung fehlen: Sogenannte "Smart Meter", intelligente Stromzähler also. Doch laut einer aktuellen Studie aus den Niederlanden zählt jeder der dort geprüften Zähler falsch. Zum Teil fast das 6-fache des tatsächlichen Stromverbrauchs. Experten raten dazu, die umstrittenen "Helfer" genau im Auge zu behalten.
Teilweise dramatische Abweichungen
Die Stromrechnung genau zu prüfen, könnte für Verbraucher künftig noch wichtiger werden als ohnehin schon. Denn die neuen digitalen Stromzähler, die schon bald in jeder Wohnung die herkömmlichen Zähler ersetzen sollen, funktionieren alles andere als zuverlässig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Twente in den Niederlanden. Bei der Überprüfung von neun Geräten stellten die Wissenschaftler teils dramatische Abweichungen fest. Zwei Zähler zeigten etwas weniger als den tatsächlichen Verbrauch an – die anderen aber deutlich mehr. Die größte Abweichung lag bei plus 582 Prozent.
"Die hohe Fehlerquote wird dazu führen, dass Verbraucher zunächst mal falsche Rechnungen bekommen.", warnt Hans Weinreuter, Energieexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. "Wenn das nicht überprüft wird und einfach gezahlt wird, werden die Verbraucher definitiv zu viel zahlen für ihren Stromverbrauch."
Neue Geräte künftig Pflicht

Dabei sollen im Rahmen der Energiewende in den kommenden Jahren per Gesetz alle alten Zähler durch solche digitalen Smart Meter ausgetauscht werden. Einige hunderttausend sind es bei uns schon. Laut den Stromnetzbetreibern seien die Geräte gut geprüft und in der Lage, den Verbrauch sekundengenau zu erfassen. Doch spätestens die jetzt veröffentlichte Studie dürfte viele Kunden verunsichern.
Als Grund für die teils massiven Abweichungen führen die Wissenschaftler die spezielle Elektronik an, die in vielen modernen Stromverbrauchern, von Fernseher bis Kühlschrank, verbaut ist und eigentlich Strom sparen soll. Diese verursache oft Störungen im Stromkreis, heißt es in der Studie. Sie entnähmen Strom nicht mehr nach einer bislang üblichen Wellenbewegung, sondern folgten einem "abrupten Muster". Darauf seien die neuen Zähler nicht eingestellt.
Neue Zähler genau im Auge behalten
"Wichtig ist jetzt, dass die Kunden an diesen neuen Messgeräten eine regelmäßige Ablesung vornehmen und diese dann mit den früheren Verbrauchswerten vergleichen.", so Energieexperte Weinreuter. “Wenn dort deutliche Abweichungen zu erkennen sind, ist dies ein erstes Indiz, dass etwas nicht stimmen kann."
Der Kunde hätte dann das Recht, die Rechnung zu reklamieren und den Zähler genau überprüfen zu lassen. Auch müsse die zweifelhafte Rechnung nicht bezahlt werden, so lange das Ergebnis der Überprüfung nicht feststeht. Das, so Weinreuter, könne man nur Jedem raten, der einen Zähler hat, der einfach nicht richtig zählen kann.