Sie leben in ihrem eigenen Fantasiestaat: Wer sind die 'Reichsbürger'?

Es ist eine Bewegung, die in Deutschland immer wieder für Aufsehen sorgt – mal durch Straftaten, mal durch ihr aggressives Vorgehen gegen Polizisten und Vollstreckungsbeamte. Wie zuletzt, als einer von ihnen zwei Polizisten anschoss, von denen einer inzwischen gestorben ist. Die sogenannten 'Reichsbürger'. Doch wer steckt hinter der Bewegung und was wollen ihre Anhänger?

Viele von ihnen sind rechtsradikal und leugnen den Holocaust

Fest steht: Es gibt nicht DIE 'Reichsbürger'. 'Reichsbürger' ist lediglich ein Sammelbegriff für verschiedene kleine und kleinste Gruppierungen, die unterschiedliche Ansichten haben. Einzig eine Vorstellung eint sie: Sie erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht als rechtsgültigen Staat an. Viele meinen stattdessen immer noch, das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 bestehe fort. Außerdem leugnen viele den Holocaust und sind häufig Waffenliebhaber, was sie zu einer Gefahr werden lässt.

Viele von ihnen sind Rechtsradikale, aber auch Esoteriker und Verschwörungstheoretiker zählen zu den 'Reichsbürgern'. Sie haben verschiedene Gründe für ihre Ansichten und leben in ihrer eigenen Welt.

Die meisten stützen sich darauf, dass die Weimarer Verfassung bisher von keiner Instanz aufgehoben wurde und es nie einen Friedensvertrag mit Deutschland gab. Dementsprechend sei die Bundesrepublik illegal. Sie sei allenfalls eine "BRD GmbH" und die Bürger ihr "Personal", was sie sich aus dem Wort "Personalausweis" ableiten.

Die Konsequenzen der Reichsbürger sind: Sie erkennen die staatlichen Instanzen nicht an, ignorieren Urteile und zahlen keine Steuern. Außerdem kreieren sie eigene Dokumente wie "Reichspässe" oder "Reichsführerscheine" und geben offizielle Ausweispapiere demonstrativ ab. Statt sich an staatliche Organe zu halten, betrachten sich die 'Reichsbürger" selbst als Vollstrecker des Gesetzes.

Vor allem Polizisten und Gerichtsvollzieher werden daher oftmals Opfer der selbsternannten 'Reichsbürger'. Versuchen sie, Urteile zu vollstrecken, werden sie von ihnen mit Gewalt bedroht oder sogar mit Waffen angegriffen. So wurde beispielsweise 2012 ein Gerichtsvollzieher von selbsternannten Polizisten des sogenannten 'Deutschen Polizei Hilfswerks' überwältigt und gefesselt.

Unter dem Begriff 'Reichsbürger' werden verschiedene Gruppen gefasst

Als Vorreiter der Bewegung gilt der ehemalige Reichsbahnmitarbeiter Wolfgang Ebel. Auf ihn geht die 'Kommissarische Reichsregierung' (KRR) zurück. Er begann, eine Ideologie aufzubauen, bei der er die Bundesrepublik als "jüdisch freimaurerische" Verschwörung betrachtete und ernannte sich selbst zum Reichskanzler. Gegen ihn wurden schon verschiedene Verfahren wegen Amtsanmaßung, Titelmissbrauch und Todesdrohungen geführt. Diese mussten aber wegen Schuldunfähigkeit eingestellt werden. Daraus entwickelten sich im Laufe der Zeit weitere Splittergruppen.

Ein weiterer bekannter Player in der Reichsbürgerbewegung ist der Rechtsextremist Horst Mahler, der zusammen mit Holocaustleugnerin Sylvia Stolz dafür kämpft, dass die Handlungsfähigkeit des Deutschen Reiches wiederhergestellt wird.

Das sogenannte 'Königreich Deutschland' (KRD), das 2012 vom Esoteriker Peter Fitzek gegründet wurde, glaubt nicht an den Fortbestand des Deutschen Reiches. Fitzek will nur seinen selbstgegründeten Staat anerkennen und ist selbsternannter "König von Deutschland". Sein Königreich befindet sich seiner Ansicht nach auf einem alten, neun Hektar großen Krankenhausgelände in Wittenberg.