Sexismus-Debatte in Berlin: Sexistische Werbung wird verboten

"Sexismus" haben Unbekannte auf eine Werbung für Unterwäsche geschmiert in Berlin, aufgenommen im März 2011. Die Frauenbewegung in Deutschland bekämpft seit langem Sexismus und Pornografie. Foto: Wolfram Steinberg
Solche Werbung gehört zumindest in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg nun endgültig der Vergangenheit an.
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An Berlins Hauswänden soll sich in Zukunft einiges ändern. Zumindest was die bunte Werbung auf Plakaten angeht, denn das Bezirksparlament von Friedrichshain-Kreuzberg hat beschlossen, dass "die Präsentation von diskriminierender, frauenfeindlicher und sexistischer Außenwerbung auf bezirkseigenen Flächen nicht mehr zulässig ist".

Das Verbot sexistischer Werbung soll vorerst für die vier bezirkseigenen Werbeflächen gelten. Private und dem Land Berlin gehörende Werbung sind ausgenommen.

Laut Beschluss handelt es sich dann um sexistische Werbung, wenn "die Gleichwertigkeit der Geschlechter in Frage gestellt wird" und wenn "die Person in rein sexualisierter Funktion dargestellt bzw. verwendet wird". Konkret heißt das: keine Darstellung von nackter Haut mehr.

Werbung für Prostitution bleibt jedoch weiterhin erlaubt. Verboten ist diese nur, wenn sie "die Würde von Menschen, insbesondere von Sexdienstleisten, Konsumenten und Passanten verletzt. Körper, insbesondere weibliche sowie männliche Sexualität dürfen nicht unangemessen dargestellt werden."

Vertrauen ist gut Kontrolle ist besser

Der Bezirk setzt dabei auf die Mithilfe der Bürger. Er selbst dient nur als Verwalter und will ein Beschwerdeverfahren einrichten, dass von aufgebrachten Bürgern genutzt werden kann. Die Grünen-Fraktion in Berlin fordert gar eine "Werbewatchgroup". Diese solle nicht nur auf Bürgerbeschwerden reagieren, sondern auch Werbeunternehmen in Fragen um sexistisch und diskriminierend empfundene Werbung beraten.

In ihrem Antrag machen die Grünen unter anderem darauf aufmerksam, dass "in der Werbelandschaft immer wieder sexistische, diskriminierende und frauenfeindliche Motive verwendet werden. Derartige Werbung reduziert Menschen auf überwunden geglaubte stereotype Normen und diskriminierende Rollenvorstellungen und festigt Geschlechterklischees." Der Senat hat nun Zeit sich bis Ende Juni mit der Anfrage auseinanderzusetzen und zu reagieren.

Finanziert werden soll die "Werbewatchgroup" aus öffentlichen Mitteln. Ganz nach dem gleichnamigen Vorbild in Wien, welche bereits seit zwei Jahren erfolgreich in Betrieb ist. Der Deutsche Werberat hält nicht viel von dieser Idee. "Seit 42 Jahren arbeiten wir erfolgreich. Deshalb ist ein derartiger Berliner Werberat überflüssig", sagt Julia Busse, Sprecherin des Deutschen Werberates.

Verwunderlich ist dies nicht, denn dem Deutschen Werberat wird schon seit Jahren ungenügende Unabhängigkeit vorgeworfen – sind doch die Eigentümer der Einrichtung Verbände von Unternehmen, die Werbung schalten, und Medien, die die Schaltung entgegennehmen.