Urteil in Göttingen nach schwerem sexuellen Kindesmissbrauch

6 Jahre und 3 Monate für Bekannten eines Lüdge-Täters

ARCHIV - 03.09.2020, Niedersachsen, Göttingen: Ein Mann aus dem Landkreis Northeim ist wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen angeklagt - am Donnerstag soll in dem Verfahren gegen ihn im Landgericht Göttingen das Urteil gesprochen werden. Bei den Ermittlungen zum Missbrauch auf einem Campingplatz in Lügde/NRW stießen die Fahnder auf den 50-Jährigen, er ist ein Bekannter des Lügde-Haupttäters. Foto: Swen Pförtner/dpa/Pool/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Urteil im Prozess wegen sexuellen Missbrauchs in Göttingen ist gefallen
spf wst sto, dpa, Swen Pförtner

Die Taten des 50-jährigen Angeklagten sollen mit den schweren Kindesmissbrauchsfällen vom Campingplatz in Lügde zusammenhängen. Walter S. soll in einer kleinen Ortschaft im südniedersächsischen Kreis Northeim fünf Mädchen teils schwer sexuell missbraucht haben, so der Tatvorwurf. Am Mittwochnachmittag endete der Prozess in Göttingen mit dem Urteil: Sechs Jahre und drei Monate Haft für den Schweizer. Rechtskräftig ist die Entscheidung des Gerichts noch nicht.

Welche Verbindung gibt es zu den Missbrauchsfällen von Lügde?

Fahnder hatten Walter S. im Zuge der Ermittlungen zum jahrelangen Kindesmissbrauch auf dem Campingplatz in Lügde in Nordrhein-Westfalen festgenommen: Zunächst wurde er als Zeuge verhört. Im Laufe der Ermittlungen rückte Walter S. schließlich selbst in den Fokus. Bei einer anschließenden Hausdurchsuchung im März 2020 stießen die Fahnder auf 43 Datenträger mit insgesamt vier Terabyte von kinderpornografischen Inhalten. Die gefundene Videos, Bilder und Chats erhärteten den Verdacht gegen den Angeschuldigten.

Richter: "Dieser Fall ist erschütternd und widerlich"

Insgesamt 28 Taten wurden dem heute 50-Jährigen vor Gericht vorgeworfen, nur 8 von ihnen konnten Walter S. nachgewiesen werden. In den verbleibenden 20 Fällen musste das Gericht den Täter aufgrund von Mangel an Beweisen freisprechen. Die Unschuld von Walter S. sei damit allerings nicht erwiesen. Bei der Urteilsverkündung am Mittwochnachmittag stellt der Richter klar: „Wir sind davon überzeugt, dass es mehr gegeben hat.“ Auch für den Vorsitzenden ist es kein alltäglicher Prozess: „Dieser Fall ist erschütternd und widerlich.“

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Bis das Urteil rechtskräftig ist: Walter S. bleibt in Untersuchungshaft

Für die 8 nachgewiesenen Taten wird Walter S. am Mittwochnachmittag unter anderem wegen schwerem sexuellen Missbrauch von Kindern zu 6 Jahren und 3 Monaten verurteilt. Der Haftbefehl gegen den 50-Jährigen wird jedoch weiterhin aufrechterhalten, bis das Urteil rechtskräftig ist. Bis dahin bleibt er in Untersuchungshaft.

Grausige Details unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Während der insgesamt 31 Prozesstage kamen hinter den Türen des Gerichtssaals grausige Details der Taten ans Licht. Walter S. soll die Mädchen nicht nur teils schwer sexuell missbraucht haben, sondern auch Aufnahmen von sexuellem Missbrauch an Kindern angefertigt haben. Kurz nach dem Prozessauftakt im September 2020 war die Öffentlichkeit zum Schutz der Opfer von der Verhandlung ausgeschlossen worden.

Zu schlimm, zu intim seien die Ausführungen

Bereits die Anklageschrift enthalte Umstände aus der Privat- und Intimsphäre der Opfer, die „den Schutz vor dem Einblick Außenstehender verdienen“, sagte der Vorsitzende Richter damals zur Begründung. Die Anklageschrift enthielt laut einem Gerichtssprecher insgesamt 28 Taten über einen Zeitraum von Jahren. Zum Tatzeitpunkt seien die Mädchen zwischen 6 und 13 Jahren alt gewesen.

Pädophile kannten sich untereinander

Fahnder hatten den 50-jährigen Schweizer im Zuge der Ermittlungen zu den Fällen auf dem Campingplatz in Lügde festgenommen. Er soll seine Verbrechen in einer kleinen Ortschaft im südniedersächsischen Kreis Northeim begangen haben. Der Göttinger Angeklagte und einer der Haupttäter aus dem Missbrauchskomplex Lügde waren laut Gericht Bekannte. (dpa/nid/eli)