"Einfach nur schockierend"

Spanner-Skandal bei Bundesliga-Handballerinnen

 Gabriela Moreschi SG BBM Bietigheim 94 im Tor gegen Marte Juuhl Svensson TusSies Metzingen 18 TusSies Metzingen vs. SG BBM Bietigheim Handball, HBF, 13.Ligaspiel, Saison 2021/2022 , 19.01.2022 TusSies Metzingen vs. SG BBM Bietigheim Handball, HBF, 13.Ligaspiel, Saison 2021/2022 , 19.01.2022 Metzingen *** Gabriela Moreschi SG BBM Bietigheim 94 in goal against Marte Juuhl Svensson TusSies Metzingen 18 TusSies Metzingen vs SG BBM Bietigheim Handball, HBF, 13 league match, 2021 2022 season , 19 01 2022 TusSies Metzingen vs SG BBM Bietigheim Handball, HBF, 13 league match, 2021 2022 season , 19 01 2022 Metzingen Copyright: xEibner-Pressefotox EP_TBR
Gabriela Moreschi (SG BBM Bietigheim) im Tor gegen Marte Juuhl Svensson (TusSies Metzingen).
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Heimlich in der Umkleide gefilmt zu werden – das ist wohl für jede Frau eine echte Horror-Vorstellung. Den Bundesliga-Handballerinnen der TuS Metzingen ist genau das passiert. Anfang der Woche haben Spielerinnen des Clubs gleich zwei versteckte Kameras in ihrem Umkleideraum entdeckt, wie der TuS jetzt selbst öffentlich machte. Der Club schaltete die Polizei ein, eine Person aus dem näheren Mannschaftsumfeld steht nach ersten Ermittlungen unter dringendem Tatverdacht. Unfassbar: Es kürzlich hatte es einen ähnlichen Fall gegeben.

Spanner soll aus dem Umfeld des Clubs sein

„Diese widerliche Tat - zudem auch noch durch eine direkte Vertrauensperson - ist einfach nur schockierend und hat uns alle sehr getroffen“, sagte Manager Ferenc Rott. Die Zusammenarbeit mit der unter Tatverdacht stehenden Person sei umgehend beendet worden, die Polizei ermittelt.

„Der Verdächtige ist auf freiem Fuß, aber wir ermitteln wegen Paragraph 201a Strafgesetzbuch“, zitiert der Reutlinger General-Anzeiger Michael Schaal, Pressesprecher des Reutlinger Polizeipräsidiums.

Dabei geht es um die Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen. Wer dagegen verstößt, dem droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe.

Spielerinnen halten zusammen und setzen Zeichen

Die Spielerinnen wollen sich trotz der ekelhaften Aktion nicht unterkriegen lassen, posten in den sozialen Medien ein starkes Statement: „Der Frauenhandball steht zusammen und wehrt sich entschlossen gegen all diejenigen, die uns und unseren Sport bedrohen. Unser Zusammenhalt ist größer als jede Rivalität, jedes Spiel, jedes Tor!“

Genau dieser Zusammenhalt beeindruckt auch den Manager des Teams. Trotz des Vorfalls fassten die Frauen gemeinsam den Entschluss, dennoch zur Partie gegen die SG BBM Bietigheim anzutreten. Diese hatte der TuS am Mittwoch mit 20:32 (13:20) verloren.

„Wir werden uns durch so etwas nicht kleinkriegen lassen - und dass das Team sofort wieder Handball spielen möchte, ist ein sehr starkes Signal“, so Ferenc Rott. „Wir haben in dieser schwierigen Zeit von Polizei, Verband und anderen Mannschaften viel Unterstützung erfahren. Das hilft natürlich, und dafür bedanken wir uns.“

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Unfassbar: Versteckte Kameras auch bei anderem Bundesliga-Club entdeckt

Es ist bereits der zweite Spanner-Vorfall in der Handball-Bundesliga der Frauen, der innerhalb weniger Tage bekannt wird: Auch die Spielerinnen von Handball-Bundesligist Bucholz 08-Rosengarten entdeckten vor ihrem Heimspiel gegen die Ligakonkurrentinnen von der SG BBM Bietigheim Schalter-Attrappen im Duschbereich ihrer Kabine – dahinter: Kameras! Insgesamt drei getarnte Spionagekameras waren installiert. Weitere fand die vom Verein sofort alarmierte Polizei in den Duschen der Gast-Mannschaft.

"Glücklicherweise wurden sie sehr zeitnah entdeckt", sagte ein Polizeisprecher. Der Vorfall ereignete sich demnach schon am 3. Bundesliga-Spieltag im September 2021. Aus ermittlungstaktischen Gründen wurde er erst Anfang Januar 2022 öffentlich gemacht.

Die Handball Bundesliga Frauen (HBF) reagierte „schockiert“ und sicherte ihre Unterstützung zu. „Wir verurteilen diese verwerfliche Handlung auf das Schärfste“, hieß es in einer Mitteilung vom Donnerstag. „Eine solche kriminelle Tat widerspricht allen Werten, die wir als HBF zusammen mit unseren Vereinen vertreten.“ (dpa/lhö)