Schockzahl: 7,7 Millionen Menschen sind "atypisch beschäftigt" – fast jede dritte Frau betroffen

ARCHIV - Eine Gebäudereinigerin wischt am 16.11.2011 den Flur in einer Berufsschule in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern). Immer mehr Menschen in Deutschland arbeiten nicht in regulären Jobs: Die Zahl der betroffenen Arbeitnehmer stieg binnen 20 Jahren um mehr als 70 Prozent. Foto: Jens Büttner/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Von einem regulären Job mit unbefristetem Vertrag und Vollzeit-Anstellung können viele Menschen in Deutschland nur träumen.

Befristet, geringfügig oder in Zeitarbeit beschäftigt – jeder fünfte Angestellte in Deutschland ging 2017 einer sogenannten "atypischen" Beschäftigung nach. Fast acht Millionen Menschen! Der Frauenanteil unter ihnen ist besonders hoch.

20,8 Prozent der Beschäftigten arbeiten in unsicheren Verhältnissen

Als "atypische" Beschäftigungsformen bezeichnen Experten unter anderem befristete Jobs, Teilzeit, Leiharbeit und Minijobs. 7,7 Millionen Menschen zwischen 15 und 64 Jahren gingen im Vorjahr einer solchen Beschäftigung nach – das ist ein Anteil von 20,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Ein Grund für den hohen Anteil atypischer Arbeitsverträge ist unter anderem der Trend zur Dienstleistungsgesellschaft, so die Einschätzung der Ökonomen. In diesem Bereich kommen reguläre und unbefristete Arbeitsverhältnisse seltener vor.

Die höchste Zahl atypisch Beschäftigter wurde 2010 mit knapp 7,95 Millionen Menschen verzeichnet. Ihr Anteil an den Erwerbstätigen betrug damals rund 22,6 Prozent. Bis 2014 ging die absolute Zahl zurück. 2015 war sie erstmals wieder gestiegen.

Frauen sind viel häufiger atypisch beschäftigt

Fast jede dritte Frau (30,5 Prozent) ist atypisch beschäftigt, bei Männern knapp jeder Zehnte. Das muss aber nicht zwingend eine Benachteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt sein. Viele Frauen wählen beispielsweise die Teilzeitbeschäftigung bewusst, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können, so die Ökonomen.

Andere Arbeitsmarktexperten bezeichnen diese Umstände als "Teilzeitfalle". Frauen, die Kinder erziehen, Hausarbeit erledigen und Angehörige pflegen, können oft nicht mehr als 20 Stunden die Woche arbeiten. Dadurch verringert sich ihre soziale Absicherung. Zudem droht vielen Betroffenen im Alter eine zu geringe Rente.

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Gesamtanteil der regulär Beschäftigten steigt leicht

Die Zahl der Erwerbstätigen in einem normalen Arbeitsverhältnis - also einer unbefristeten und voll sozialversicherungspflichtigen Arbeit mit wöchentlicher Arbeitszeit von mehr als 20 Stunden - lag 2017 bei rund 25,8 Millionen. Das waren 116.000 Personen mehr als 2016. Damit bleibt der Anteil relativ stabil.