Rekordfunde im Gefängnis

Schmuggel in Schleswig-Holsteins Haftanstalten boomt - trotz Corona

ARCHIV - ILLUSTRATION - Hände werden am 12.04.2013 im Gebäude der Sicherheitsverwahrten in der Justizvollzugsanstalt in Freiburg (Baden-Württemberg) durch ein vergittertes Fenster gestreckt. Foto: Patrick Seeger/dpa (Zu lsw: «Kokain per Küsschen - Drogen-Schmuggel hinter Gittern floriert» vom 11.10.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Schleswig-Holstein vernimmt mehr Schmuggel in Gefängnissen.

Obwohl in den Haftanstalten in Schleswig-Holstein auch der Corona-Lockdown herrschte, Besucher und Ausgänge nicht erlaubt waren, boomte der Schmuggel. Das Justizministerium vermeldete 2020 Rekordfunde von Handys und Drogen. Auch Waffen kamen zum Vorschein.

Corona vielleicht sogar Grund für die vielen Funde

Blick auf die Gefängnismauer und zwei Wachtürme der Justizvollzugsanstalt (JVA) Plötzensee am Morgen des 02.01.2018 in Berlin. Erneut sind zwei Häftlinge aus dem Gefängnis in Berlin-Plötzensee entkommen. Die Gefangenen seien am 01.01.2018 aus dem offenen Vollzug getürmt, sagte ein Sprecher der Justizverwaltung. Foto: Paul Zinken/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Immer mehr Gegenstände werden über die Gefängnismauer geworfen. (Symbolbild)
pdz, dpa, Paul Zinken

Bei den Durchsuchungen wurden 152 Handys, 28 SIM-Karten und144 Mal Drogen gefunden. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es nur 76 Handys, neun SIM-Karten und 80 Drogenfunde. Doch wie konnten diese ganzen verbotenden Dinge ins Gefängnis gelangen? Wolf Gehrmann, Sprecher im Justizministerium, ist sich so gut wie sicher:„Wir vermuten, dass die Reduzierung der persönlichen Kontakte der Gefangenen zu Angehörigen und Freunden während der Pandemie der Grund für die gestiegene Zahl von sogenannten Mauerüberwürfen ist.“

Justizvollzugsbeamte werden abgelenkt

Eigentlich werden die Gefängnishöfe vor jedem Ausgang kontrolliert. Dabei sei die größere Zahl an illegalen Gegenständen auch aufgefallen. Doch nicht immer gelingt es den Beamten, alles wegzuräumen. Laut Ute Beeck, der neuen Vorsitzenden der Regionalgruppe Justizvollzug der Gewerkschaft der Polizei, wurden die Überwürfe an die Freistunden angepasst – und zwar mit Hilfe gezielter Ablenkungen: „Da wirft ein Gefangener eine Socke mit Seife in eine Ecke und ruft die Aufsicht, während in der anderen Ecke das echte Schmuggelgut landet.“

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Weil die Gefängnismauern wegen ihrer Statik nicht erhöht werden können, soll es künftig drei Spürhunde geben, die unter anderem Drogen erschnüffeln. Über weitere Maßnahmen kann aus Sicherheitsgründen nicht gesprochen werden, so Wolf Gehrmann. Aber: „Unter den Vollzugsanstalten erfolgt zusammen mit dem Ministerium regelmäßig ein Austausch darüber, auf welcher Weise unerlaubte Gegenstände in die Anstalten gelangen können.“ Das Justizministerium verweist darauf, dass die große Zahl der Sicherstellungen belege, dass man sich erfolgreich an die durch das Virus veränderten Schmuggelwege angepasst habe. (mup)