Nach Beißattacke auf Postbotin

Kampfhund-Debatte in Schleswig-Holstein: Kommt jetzt die Rasseliste wieder?

American Staffordshire Terrier mit kurzem, dichtem und glänzenden Haar. Fälschlicherweise werden sie als Pit Bull, Pit Dog, American Bull Terrier, Yankee Terrier oder Half-and Half bezeichnet.
American Staffordshire Terrier
PhotoAlto

Es ist der Horror vieler Postboten: Ein Hund läuft frei auf dem Grundstück herum und verteidigt sein Revier – zu dem auch der Briefkasten gehört. Genau das ist vor kurzem für eine Postbotin in Langwedel (Schleswig-Holstein) brutale Realität geworden. Der Angriff löst eine Debatte unter Schleswig-Holsteins Politikern aus. Zuvor haben die Kieler Nachrichten berichtet. Diskussionsthema ist dabei die sogenannte Rasseliste, die bis 2015 in Schleswig-Holstein galt.

Postbotin muss mit Hubschrauber in Klinik geflogen werden

Am vergangenen Donnerstag will eine Postbotin im Kreis Rendsburg-Eckernförde ihre Briefe verteilen. Doch plötzlich greift sie ein American Staffordshire Terrier an – noch vor dem Grundstück, mitten auf dem öffentlichen Gehweg. Der Hund beißt mehrere Male in die Arme der 57-Jährigen, die sie sich schützend vor den Körper hält. Sofort leistet die Halterin Erste Hilfe, nachdem sie die Schreie der Postbotin hört. Auch ein Rettungswagen ist schnell vor Ort um die Verletzungen zu versorgen, doch die sind so schwer, dass ein Rettungshubschrauber die verletzte Frau in die Universitätsklinik nach Lübeck fliegen muss.

Immer wieder kommt es in Schleswig-Holstein Hundeangriffen auf Postboten. Deswegen bat die Deutsche Post in der Vergangenheit auch schon darum die Hunde anzuleinen oder Türen zu schließen, wenn der Zusteller klingelt.

Erhöhte Steuer als Abschreckung

Landeshaus in Kiel
Landeshaus in Kiel. Foto: Carsten Rehder/Archiv
deutsche presse agentur

Der Angriff auf die Postbotin in Langwedel hat eine Diskussion wieder angefacht. Von 2000 bis 2015 galt in Schleswig-Holstein die sogenannte Rasseliste. Einzelne Rassen wurden auf der Liste von vorneherein als gefährlich eingestuft. Es galt eine erhöhte Hundesteuer für eben diese Rassen und Auflagen für den Halter, wie zum Beispiel ein Zuchtverbot. Im Juni 2015 beschloss der Landtag in Schleswig-Holstein ein neues Hundegesetz. Mit der Zustimmung von SPD, Grünen, SSW und FDP werden Hunde in Schleswig-Holstein nur als gefährlich eingestuft, wenn sie auffällig geworden sind – etwa durch Beißattacken, wie in Langwedel. Jetzt bringt die CDU, die 2015 gegen eine Abschaffung der Rasseliste war, das Thema wieder auf den Tisch, denn die hohe Besteuerung sogenannter „Kampfhunde“ habe eine positive Wirkung gezeigt und somit die Zahl von Angriffen minimiert.

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Fast täglich greift ein Hund in Schleswig-Holstein an

Das Innenministerium führt eine sogenannte „Beiß-Statistik“. Demnach wurden 2019 287 Menschen gebissen – mehr als in den Vorjahren mit 247 und 217 Menschen, die von Hunden angefallen wurden. Unter den Verletzten sind auch oft die Wehrlosesten. 2019 wurden 36 Kinder in Schleswig-Holstein von einem Hund gebissen. Unter den Beißhunden gibt es etliche Rassen. Den typischen Beißhund gibt es demnach nicht.

Der aktuelle Angriff hat die Diskussion um Kampfhunde noch einmal in die Köpfe der Politiker zurückgeholt. Alle Fraktionen im Schleswig-Holsteinischen Landtag mit Ausnahme der CDU halten das geltende Gesetz ohne Rasseliste aber weiterhin für ausreichend. (cto)