Kasse mit KindernScheinvaterschaft – Dortmunder hat angeblich 24 Kinder
Wer 24 Kinder hat, kann sich nicht um jedes Einzelne kümmern. Ein Mann aus Dortmund will das auch gar nicht - sondern nur richtig abkassieren. Er ist ein Scheinvater: erkennt Kindern an, damit die mit ihren Müttern in Deutschland bleiben dürfen. Ein lukratives Geschäft, denn für alle zahlt dann der Staat - Millionen Euro jährlich!
Scheinvater zelebriert Luxus-Leben
Teure Autos, Goldketten, Bargeld – all das hat Mister Cash Money. Der Mann macht sich in seiner Heimat Nigeria ein schönes Leben, zeigt es in Videos im Internet. Gemeldet ist der Mann aber in Dortmund – hat einen deutschen Pass. Auf eines lässt der zur Schau gestellte Reichtum aber sicher nicht schließen: 24 Kinder. Doch die hat Jonathan A. – zumindest auf dem Papier. Der eingetragene Vater von Kindern zu werden, ist in Deutschland nicht schwer. Männer können sich an verschiedenen Stellen als Vater registrieren lassen: Beispielsweise beim Jugendamt, beim Notar oder beim Standesamt. „Grundsätzlich ist es so, dass der Gesetzgeber sich überlegt hat, dass Kinder, die keinen leiblichen Vater haben bzw. der leibliche Vater sich nicht drum kümmert, durchaus die Möglichkeit haben, einen sogenannten sozialen Vater zu bekommen. Das wird in dem Fall aber ausgenutzt, weil man kann auch für 24 Kinder nicht der soziale Vater sein, insbesondere nicht, wenn alle Kinder an unterschiedlichen Orten in der Bundesrepublik leben.", sagt Andreas Keppke von der Sicherheitskooperation Ruhr.
Daten werden nicht zentral erfasst
Da das Anerkennen teilweise sogar in unterschiedlichen Städten in Deutschland passiert, fällt häufig gar nicht auf, wie viele Kinder die Männer bereits anerkannt haben. Sagt auch Axel Boshammer von der Bezirksregierung Arnsberg: „Wir haben keine Strafbarkeit der missbräuchlichen Vaterschaftsanerkennung und wir haben auch keine Kontrollmöglichkeit. Wenn ein Kind schon mal anerkannt worden ist, dann ist es deutsch und kann auch nicht zurückgenommen werden." Und genau das ist der springende Punkt. In erster Linie geht es bei einer Scheinvaterschaft ums Bleiberecht in Deutschland. Nicht nur fürs anerkannte Kind. Denn sobald das Kind durch einen Mann mit deutschem Pass anerkannt wird, bekommen auch die Mutter und etwaige Geschwister ein Bleiberecht. Das spinnt sich weiter, denn über die anderen Kinder, können auch deren Väter einreisen. Die dann mit ihren Familien einen Aufenthaltsstatus bekommen.
Es geht ums Geld
Die Recherchen der Sicherheitskooperation Ruhr ergeben: Allein über Jonathan A. sollen so rund 90 Menschen nach Deutschland gekommen sein. Für alle zahlt jetzt der Staat: jährlich rund 1,5 Millionen Euro an Sozialleistungen. Dazu zählt nicht nur Kindergeld, sondern beispielsweise auch Wohngeld. Was mit dem Geld passiert, wird nicht überprüft, sagt Oliver Huth vom Bund Deutscher Kriminalbeamter: „Die Polizei braucht zum Beispiel für Grundrechtseingriffe immer eine rechtliche Maßnahme, also eine Erlaubnis, einen Tatbestand. Und den könnte man ja auch einführen. Der ist oft geknüpft an einen Verdachtsgrad. Man muss also Tatsachen vorweisen können, die den Verdacht erhärte , dass die Vaterschaft hier vorgetäuscht ist.“ Jonathan A. gilt bei den Behörden als mittellos - kann deshalb keinen Unterhalt zahlen. Tatsächlich kassiert er als Scheinvater ordentlich ab. Das Prinzip ist einfach: Mit der Anerkennung des Scheinvaters stehen dem Kind Sozialleistungen zu. Das gilt auch für die Mutter und etwaige Geschwister. Der Scheinvater lässt sich für die Anerkennung bezahlen. Laut Experten gibt es dafür Einmalzahlungen von bis zu mehreren Tausend Euro. Oder die Mütter geben den Scheinvätern monatlich etwas von den staatlichen Zuwendungen ab. Es kann aber auch passieren, dass die gesamte Summe auf dem Konto des vermeintlichen Vaters landet. Rechtlich ist das in Ordnung, auf dem Papier ist der Mann ja immerhin der Vater. So soll es auch bei Jonathan A. teilweise gewesen sein. In einem Monat bekam der Dortmunder wohl sogar mal mehr als 22.000 Euro an Sozialleistungen.
Immer mehr Fälle
„Wir haben jetzt nicht festgestellt, dass es ein bestimmtes Klientel gibt. Wir haben Nord Mazedonier, wir haben Serben dabei. Wir haben eben afrikanische Staaten dabei, unterschiedlichste afrikanische Staaten. Ich weiß, dass in Berlin das Ganze mit Vietnamesen ein Problem ist. Also man kann da jetzt nicht irgendeine Nationalität dran festmachen, sondern immer da, wo es sich lohnt, Personen in den Aufenthaltsstatus zu holen.", sagt Andreas Keppke von der Sicherheitskooperation Ruhr. Die Behörden gehen davon aus, dass es bundesweit mindestens 5000 Scheinvaterschaften gibt. Der geschätzte Schaden für den Steuerzahler: 150 Millionen Euro im Jahr.
































