Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde in Sachsen will Verbrauch einschränken
Wegen steigender Preise: Erster Vermieter in Deutschland dreht Mietern Warmwasser ab
Inflation. Krieg in der Ukraine. Corona-Pandemie. Die zahlreichen Krisen sorgen in Deutschland für rasant steigende Preise. Vor allem Gas kostet immer mehr und könnte in ein paar Monaten nochmal deutlich teurer werden! In Sachsen greift ein Vermieter angesichts dieser Herausforderungen nun zu drastischen Maßnahmen: In seinen Wohnungen läuft warmes Wasser nicht mehr durchgängig. Bis September kann zudem nicht mehr geheizt werden.
Dippoldiswalde: Warmwasser und Heizung werden eingeschränkt
Zwischen vier und acht Uhr am Morgen, elf und 13 Uhr am Mittag sowie 17 bis 21 Uhr am Abend gibt es in den Wohnungen der Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde wie gewohnt heißes Wasser. In den Zwischenzeiten wird das Wasser in den Häusern seit dem 1. Juli allerdings nicht mehr erhitzt, den Mietern droht also, in diesen Zeiten nur noch auf kaltes Wasser zurückgreifen zu können. Darüber hinaus wird die Heizung bis September nicht mehr angedreht.
Die Wohnungsgesellschaft hat RTL den außergewöhnlichen Schritt bestätigt. Mit der Maßnahme sollen die Mieter vor noch deutlich höheren Rechnungen in einigen Monaten bewahrt werden, sagt Vorstand Falk Kühn-Meisegeier. Die Mitglieder der Genossenschaft seien „keine Einkommensmillionäre“, lebten teilweise unter der Armutsgrenze. Viele könnten deutlich höhere Preise nicht mehr bezahlen, so der Vermieter. Durch die Einteilung von Warmwasser soll Gas eingespart und die steigenden Preise so ein wenig abgefedert werden.
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Weniger Warmwasser: Mieter beschweren sich offenbar kaum bei Vermieter
Betroffen sind von den Plänen etwa 300 der 600 Wohnungen der Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde. Seit Monatsanfang wird das Warmwasser bereits zeitweise abgestellt, der Vermieter sagt, die Reduzierung sei bei einer Mitgliederversammlung am 23. Juni angekündigt worden.
Und: Laut der Wohnungsverwaltung beschweren sich die Mieter nicht, einige fänden die Ideen der Vermieter sogar gut. „Natürlich gibt es immer zwei, drei Leute, die sich aufregen, aber im Großen gibt es keine Beschwerden“, sagt Kühn-Meisegeier zu RTL.
Anders wirkt die Stimmung bei einem Blick in die sozialen Medien: Dort beschweren sich zahlreiche User und Userinnen, die von den Maßnahmen zwar überhaupt nicht betroffen sind, den Schritt aber dennoch mit klaren Worten kritisieren. Unter anderem hatte die rechtsextreme Partei Freie Sachsen die Pläne der Vermieter bei Telegram geteilt und dort zu Protesten gegen die Einteilung des Warmwassers aufgerufen.
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Sachsen: Mieterverein kritisiert Pläne zur Einschränkung von Warmwasser
Auf wenig Begeisterung stoßen die Pläne der Wohnungsgesellschaft zudem beim Mieterverein. Laut der „Sächsischen Zeitung“ bezweifelt der Landesverband Sachsen sogar, dass die Maßnahme überhaupt effektiv sei – immerhin wird die Warmwasserzufuhr nun mehrmals am Tag rauf- und wieder heruntergefahren.
Und: "Mitglieder einer Genossenschaft haben die gleichen Rechte wie Mieter. Und für die gilt der mit den Vermietern abgeschlossene Vertrag“, sagt Florian Bau vom Mieterverein. „Danach besteht auch 24 Stunden am Tag Anspruch auf Warmwasser." Mieter, die die Entscheidung der Genossenschaft nicht unterstützen, sollten daher gegen die Änderung klagen, sagt er.
Kühn-Meisegeier von der Wohnungsgenossenschaft will trotz der hohen Wellen, die seine Ideen nun deutschlandweit schlagen, an seinen Plänen festhalten. Wie sinnvoll diese tatsächlich sind, wird sich wohl erst in ein paar Monaten vollständig zeigen. Dann nämlich, wenn die Mieter ihre neue Gaskostenabrechnung bekommen. (jda)