Regeländerungen im Fußball: Geht es dem Elfmeter-Nachschuss an den Kragen?

Die Einführung des Videobeweises haben die Fußball-Puristen noch nicht verdaut, da droht der nächste Hammer. Das International Football Association Board (Ifab) berät über drei Regeländerungen, die weitreichende Auswirkungen auf den Sport haben könnten.
In London diskutieren FIFA-Gremien, zusammengesetzt aus Schiedsrichtern, Trainern und Ex-Spielern darüber, ob der Nachschuss beim Elfmeter abgeschafft und das Handspiel anhand von Uhrzeiten eingeordnet werden soll. Außerdem sollen Auswechselspieler das Spielfeld künftig auf dem kürzesten Weg verlassen.
Elfmeter light lautet der Plan
Die Änderung des Elfmeter-Procederes dürfte die einschneidenste Neuerung werden. Hält der Torwart einen Strafstoß oder springt der Ball vom Pfosten oder der Latte zurück ins Feld, soll das Spiel mit Abstoß fortgesetzt werden. Damit will man verhindern werden, dass Spieler beider Mannschaften bei der Ausführung des Elfers zu früh in den Strafraum laufen.
Unsere Meinung: Eine solche Änderung wäre Blödsinn, zumal der Wert des gewünschten Effektes im homöopathischen Bereich liegen dürfte. Elfmeter zählen zu den spannendsten und spektakulärsten Elementen im Fußball – dazu gehört auch der Nachschuss. Schafft man das ab, geht eine große Portion Drama verloren und der Sport würde noch steriler als er mittlerweile sowieso schon ist.
Handspiel künftig abhängig von der Uhrzeit?

Auch für das meist umstrittene Handspiel sind Kriterien geplant, die es den Schiedsrichtern ermöglichen, solche Situationen eindeutiger und vor allem immer gleich zu bewerten. Ausschlaggebend soll sein, ob eine unnatürliche Bewegung des Spielers vorliegt. Dies wäre immer der Fall, wenn der Ball den Arm über Schulterhöhe trifft. Unter Schulterhöhe wird Handspiel gepfiffen, wenn der Arm vom Körper weiter abgespreizt ist als die Uhrzeiger-Stellungen 4 Uhr oder 8 Uhr.
Unsere Meinung: Eindeutige Tatmerkmale für ein strafbares Handspiel festzulegen, kommt der Quadratur des Kreises gleich. Solange immer noch subjektive Wahrnehmungen des Referees eine Rolle spielen (zum Beispiel wo fängt 4 Uhr an, wo hört 8 Uhr auf?) wird das Problem nicht in den Griff zu bekommen sein.
Nach Auswechslung vom Feld kriechen ist ein No Go

Die dritte angedachte Regeländerung klingt aber vielversprechend. Um Zeitspiel zu verhindern, müssen ausgewechselte Spieler an der nächstgelegenen Außenlinie das Feld sofort verlassen und nicht erst auf Höhe der Mittellinie.
Unsere Meinung: Absolut sinnvoll. Die Zeitschinderei, die Trainer und Spieler mit Auswechslungen gegen Ende eines Matches betreiben, um einen Sieg oder einen Punktgewinn zu sichern, ist meist haarsträubend und unsportlich. Teilweise fragt man sich, ob junge, austrainierte Männer zwischen 18 und 35 einen Rollator brauchen, um es überhaupt vom Feld zu schaffen, wenn sie ausgewechselt werden. Den Rasen in maximal 20 Sekunden zu verlassen, muss möglich sein.
Bis zum 22. November wird beraten. Dann entscheidet sich, ob diese Regeländerungen auf der Generalversammlung der Ifab im März zur Abstimmung vorgestellt und umgesetzt werden.