Homeplanet Hostel Leipzig hilft Obdachlosen
Ralf war heroinsüchtig und obdachlos - so hat er den Lebenswandel geschafft
Zwei Schicksalsschläge haben Ralf Mertes den Boden unter den Füßen weggezogen. Der gut situierte Mann landete in der Drogensucht und später als Obdachloser auf der Straße. Nach fünf Jahren der Drogenabhängigkeit kämpft er sich aus der Sucht in ein neues Leben. Mit RTL spricht er darüber, wie er das geschafft hat und wie ihm das Homeplanet Hostel in Leipzig dabei geholfen hat.
Auslöser war der Tod seiner Familie
Ralf Mertes sitzt an einem kalten Februartag am Tisch im Leipziger Homeplanet Hostel. Er ist clean, hat einen Job und bald eine eigene Wohnung. Dass er in dieser Situation ist, verdankt er dem Hostel, guten Freunden, engagierten Helfern – und auch sich selbst. Noch vor einem Jahr sah das Leben des 51-Jährigen ganz anders aus: Er war obdachlos, stark drogenabhängig, ohne Perspektive.
Der Auslöser für den Abstieg kam plötzlich. Seine Frau war depressiv. Nach einem Streit nahm sie sich das Leben. Der erwachsene Sohn verunglückte nur wenige Tage später tödlich bei einem Autounfall. Ralfs Welt bricht in sich zusammen. „Der Kopf war damals nicht so wie er hätte sein sollen“, sagt Ralf, „sonst wäre ich nie darauf eingegangen.“ Er redet vom Angebot eines Nachbarn, der auf derselben Straße wohnte wie er. „Er hätte etwas, um das alles vergessen zu machen und es hat funktioniert“, beschreibt Ralf die Situation. Es war Heroin und Ralf war sofort abhängig. Nach und nach verlor er sein Geld, seine Arbeit und war am Ende wohnungslos.
#homeplanetforhomeless gibt Wohnungslosen eine Winterunterkunft
Ein Jahr lebte er auf der Straße, bis er im Winter 2022 durch das Wohnprojekt #homeplanetforhomeless des Homeplanet Hostels und des lokalen Vereins Timmi ToHelp eine Bleibe auf Zeit bekommt. Für ihn war die Unterkunft im Hostel das Sprungbrett, das ihn heute wieder nach vorne blicken lässt. Weil er dort drei Monate wohnt, haben Freunde die Möglichkeit, ihn ausfindig zu machen. Vier Jahre lang haben sie Ralf gesucht. Sie schreiben ihm einen Brief und geben ihm die Chance, darauf zu reagieren. Ralf entscheidet sich für die Hilfe seiner Freunde, macht einen Entzug, danach eine Langzeittherapie.
Mittlerweile ist er in der Nachsorge, hat bald eine eigene kleine Wohnung und ist Praktikant im Hostel. Er möchte durch seine Arbeit gerne etwas davon zurückgeben, was er durch das Projekt bekommen hat. Noch bis Anfang März bereitet er das Frühstücksbuffet für die Wohnungslosen zu, macht kleinere Reparaturen und ist Ansprechpartner für die Menschen, die in einer ähnlichen Situation stecken wie er noch vor einem Jahr.
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Das Projekt wird allein durch Spenden finanziert
Schon das dritte Mal bietet das Leipziger Hostel in Connewitz acht Obdachlosen eine Bleibe für den Winter. Zwei Personen sind in einem Zimmer untergebracht, bekommen Frühstück und Abendessen und vor allem Zeit, um einen klaren Kopf zu kriegen. „Man muss sich keine Gedanken machen: Wo bleibe ich heute Nacht?“ beschreibt Ralf das Gefühl. Und auch die Gewissheit, dass es Unterstützung gibt, jemand zuhört und dass die Mitarbeiter sehr familiär sind, war sehr wichtig für ihn.
Es sind Erfolgsgeschichten wie die von Ralf, die die Mitarbeiter des Hostels jeden Winter dazu antreibt, ihre Türen für Wohnungslose zu öffnen. Und diese Entscheidung muss mittlerweile gut durchdacht sein. Das Projekt geht jedes Mal in Vorkasse und sammelt während des Winters online Spenden über die Plattform betterplace.org ein, um die Kosten zu decken. Dieses Jahr fehlt noch Geld in der Kasse, um das Herzensprojekt des Homeplanet Hostels zu refinanzieren. Trotzdem wünscht sich Hostelmitarbeiterin Alena Horvat, dass das Projekt nach diesem Winter nicht endet, sondern auch in eine vierte und fünfte Runde geht: „Es wäre mir schon irgendwie wichtig, weil man sieht, dass es Bedarf dafür gibt und dass es Leuten guttut, dem ein oder anderen auch wirklich langfristig hilft.“
"Ich bin heute an dem Punkt, wo ich sagen kann: Ich kann da wieder anfangen, wo es damals aufgehört hat."
Und dass es langfristig Menschen hilft, wieder in die Zukunft blicken zu können, sieht man an Ralf Mertes: „Ich bin heute an dem Punkt, wo ich sagen kann: Ich kann da wieder anfangen, wo es damals aufgehört hat.“ Wenn das Wohnprojekt im März endet und somit auch sein Praktikum, steigt er wieder als Speditionsdisponent bei seinem alten Arbeitgeber ein. Bis dahin ist Ralf froh, wenn er im Hostel helfen und Menschen unterstützen kann, auch ihren Weg aus der Drogensucht und der Wohnungslosigkeit zu schaffen. (aru)