Abgeschlossenes Medizinstudium und Harvard-Aufenthalt mit 23 Jahren

Eltern lassen Fake-Lehrer auffliegen

ARCHIV - 24.01.2020, Baden-Württemberg, Sinsheim: Ein Lehrer unterrichtet in einem Klassenzimmer einer Realschule. (zu dpa «150 Lehrer wurden Opfer von Körperverletzung») Foto: Marijan Murat/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ein falscher Lehrer hat sich einen Posten an einer Schule in Oberbayern erschlichen (Symbolfoto).
mut alf bwe pil cwe pil, dpa, Marijan Murat

Man kann es ja mal versuchen… Von Anfang April bis Mitte Mai hat ein 23-Jähriger am Pater-Rupert-Mayer-Schulzentrum in Pullach (Bayern) unterrichtet, dabei war er gar kein Lehrer wie sich später herausstellen soll. Der Schwindel flog offenbar auf, weil der Mann befremdliche Behauptungen gegenüber den Eltern geäußert haben soll. Den Job hatte er wohl überhaupt erst durch einen aufpolierten Lebenslauf erhalten.

Plötzlich steht die Polizei im Klassenzimmer

Mit einem gefälschten Staatsexamen soll sich der Möchtegern-Lehrer an der Pater-Rupert-Mayer-Grundschule als Lehrer ausgegeben haben. Auch wenn das zunächst niemand ahnte, jetzt, im Nachhinein, wird einigen doch bewusst, dass hier etwas faul gewesen sein muss. Eltern wurden misstrauisch, nachdem der junge Mann mit ausländischen Studienaufenthalten (unter anderem einen Harvard-Abschluss) geprahlt haben soll. Dass ein 23-Jähriger außerdem ein abgeschlossenes Medizinstudium vorzuweisen hat, ist entweder eine bemerkenswerte akademische Laufbahn oder eben ein großer Schwindel. Den witterten auch einige Eltern der dritten Klasse, in welcher Möchtegern-Lehrer unterrichtete – und schalteten laut „Bild“ eine Detektei ein.

Diözese Starnberg: Behauptungen zu Eltern waren im hohen Maß befremdlich

Die privaten Ermittler haben keine Mühe herauszufinden, dass der 23-Jährige lediglich einen Realschulabschluss vorzuweisen hat. Die Eltern alarmieren die Polizei, am Montag (16. Mai) holen die Beamten den Hochstapler direkt aus dem Unterricht und nehmen ihn fest. Warum der Schwindel nicht schon früher aufflog, bleibt vorerst unklar.

Auf RTL-Anfrage teilt der Schulträger, die Diözese Starnberg mit: „Die bei der Einstellung vorgelegten Dokumente haben weder beim Schulträger noch bei der genehmigenden staatlichen Schulaufsichtsbehörde Verdacht erregt und standen auch nicht in auffälliger Diskrepanz zu seinem Alter. In hohem Maße verdächtig und befremdlich waren erst Behauptungen, die er vor Kurzem gegenüber Eltern geäußert hat.“ Sobald die Vorwürfe im Raum standen, habe die Schulleiterin umgehend reagiert und die Recherche-Ergebnisse aus der Elternschaft dem Träger zur Prüfung weitergeleitet. Insgesamt sei der Tatverdächtige nur für einen sehr kurzen Zeitraum eingestellt worden, nämlich vom 1. April bis zum 31. Juli. In Summe hätte der 23-Jährige an nur elf Tage an der Schule gearbeitet, heißt es weiter.

In dieser Zeit sei er nicht auffällig geworden, der Unterricht sei „für einen Quereinsteiger solide“ gewesen, berichtet Ursula Hinterberger, eine Sprecherin des erzbischöflichen Ordinariats dem Münchner Merkur.

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Ermittlungen wegen Betruges

Die Eltern der Grundschul-Kinder bleiben nach RTL-Recherchen entspannt. Nach gerade mal elf Tagen im Dienst hätten viele den Mann ohnehin nicht gekannt. Und Gott sei Dank sei ja nicht mehr passiert, erklärte eine Mutter.

Der 23-Jährige ist indes geständig. Der Mann sei bislang polizeilich noch nie in Erscheinung getreten. Gegen den falschen Lehrer wird nun wegen Betruges ermittelt. (kra)