"Ich fühle mich damit sehr, sehr wohl"
Als erster aktiver Profi-Sportler: Handballer Lucas Krzikalla outet sich!

Es ist ein mutiger Schritt. Handball-Profi Lucas Krzikalla hat sich geoutet. Als erster Mannschaftssportler in Deutschlands Profiligen. Familie, Freunde und Teamkollegen beim SC DHfK Leipzig wussten längst Bescheid, nun macht er seine Homosexualität öffentlich. Eine Befreiung für den 28-Jährigen.
Ermutigung für einen offenen Umgang
„Für mich war das der richtige Schritt, ich fühle mich damit sehr, sehr wohl. Vielleicht wird es auch den ein oder anderen ermutigen, damit offener umzugehen“, sagte Krzikalla in der "Sport im Osten"-Dokumentation "Aus der Deckung". Der Rechtsaußen ist das Aushängeschild der Leipziger. Rund 200 Spiele absolvierte er für den Bundesligisten, erzielte mehr als 500 Tore in der HBL.
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Erst seit wenigen Jahren ist Lucas klar, dass er homosexuell ist. Mit Mitte 20, nach Partnerschaften mit Männern und Frauen, stellte er fest, dass er sich zu Männern mehr hingezogen fühlt als zu Frauen, bekannte er in der MDR-Doku.
Lucas mit Freund Chris
"Den Schein wahren"
Nach und nach fasste er den Mut, Familie und Freunde einzuweihen. Doch innerhalb seiner Mannschaft verstecke er seine Neigung, spielte beim Ausgehen weiter den Heterosexuellen. Aus Angst, wie die Teamkollegen reagieren würden. „Da quatsche ich doch eher mal mit einem Mädchen, einfach auch ein bisschen um den Schein zu wahren und da nicht den Anschein zu erwecken, dass da was sein könnte, weil es für mich da auch keine Vorbilder in der Hinsicht gab“, gab er offen zu.
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Lucas steht mit seinem Coming-Out vor einer völlig neuen Situation. Mit vielen Unbekannten. Denn es gibt keinen aktiven Mannschaftssportler im Profibereich in Deutschland, der sich zu seiner Homosexualität öffentlich bekennt. Prominentester „Fall“ ist Ex-Fußballer Thomas Hitzlsperger, doch der ehemalige Nationalspieler outete sich nach seiner Karriere.
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Er will Vorbild sein
Mittlerweile wissen alle in seinem Umfeld um seine Homosexualität. Lucas geht völlig offen damit um. Privat und nun öffentlich. Gemeinsam mit Freund Chris fasste er den Entschluss, aus der Deckung zu gehen. Warum? Er möchte das Vorbild sein, das er selber nie hatte.
Vor allem die Rückendeckung des Vereins gab und gibt ihm Kraft. „Ich habe zu ihm gesagt, dass sein Partner immer unser Gast ist und dass er ihn ganz normal auf die Gästeliste der Partner mit draufschreiben kann. Da lagen wir uns kurz im Arm, weil er dankbar und wir beide froh waren, dass es jetzt raus ist. Das war am Ende ein sehr emotionaler und befreiender Moment, da hatten wir auch beide ein Tränchen im Auge“, sagte Karsten Günther, Geschäftsführer des SC DHfK Leipzig, dem MDR. Bleibt zu hoffen, dass andere die Kraft finden und seinem Beispiel folgen. (tme)