"Die schießen, die schießen'"

Polizistenmord von Kusel – Dienststellenleiter berichtet von dramatischem Funkspruch

Zwei Polizisten halten die Bilder der beiden ermordeten Polizeibeamten in die Luft.
Yasmin B. machte ein Praktikum im Rahmen ihrer Polizeiausbildung, Alexander K. war Oberkommissar. Beide bezahlten im Dienst mit ihren Leben.
RTL

Am 31. Januar 2022 mussten zwei Polizisten in Rheinland-Pfalz bei einer Polizeikontrolle sterben. Sie hatten offenbar zwei illegale Wilderer entdeckt, die ein totes Tier im Kofferraum herumfuhren. Augenblicke später erschoss der Täter Polizeianwärterin Yasmin B. (24), Oberkommissar Alexander K. (29) erlag seinen Schussverletzungen wenig später. Ein Jahr danach spricht ihr Vorgesetzter bei Stern.de über die unfassbare Tat, die Deutschland schockierte.

Polizistenmord von Kusel: "Die Kollegen waren hilflos"

Ein Jahr ist diese Tat her und noch immer ist unbegreiflich, warum die Polizeianwärterin Yasmin B. (24) und Oberkommissar Alexander K. (29) sterben mussten. Sie wurden niedergeschossen, weil sie offenbar zwei Wilderer bei einer Routinekontrolle dabei erwischt hatten, wie sie ein illegal erlegtes Tier im Kofferraum eines Autos transportierten. Am frühen Morgen des 31. Januar 2022 gegen 4.20 Uhr ereignete sich das Verbrechen, das als Polizistenmord von Kusel in die deutsche Polizeigeschichte eingegangen ist. Der Prozess gegen die beiden Hauptverdächtigen begann im Juni des vergangenen Jahres, doch nur gegen Andreas S. wurde Anklage wegen Mordes erhoben. Trotzdem beschäftigt die schreckliche Tat noch immer die früheren Kollegen. Das sagte der Leiter der Polizeidirektion Kaiserslautern, Ralf Klein, in einem Interview mit Stern.de. Dabei erinnerte sich der Vorgesetzte der beiden Mordopfer besonders an die Augenblicke unmittelbar nach der Tat.

„Das waren schreckliche Bilder, die die Einsatzkräfte vor Ort ertragen mussten. Die allermeisten werden so eine Situation noch nie gesehen haben. Sie kennen schwere Verletzungen von Menschen nach Verkehrsunfällen. Aber nicht Tötungsdelikte von solch einer Brutalität. Trotzdem haben sie funktioniert, den Notarzt gerufen, den Tatort gesichert, die Spuren genommen. Sie konnten erst später verarbeiten. Daneben gab es jene, die das Tatgeschehen über Funk mitbekommen hatten. Der letzte Funkspruch von Herrn K. war: ‘Die schießen, die schießen!’ Jeder Polizist weiß sofort, was das bedeutet. Die Kollegen saßen auf der Dienststelle, haben zugehört und waren hilflos“, so Klein.

Leiter der Polizeidirektion: "Viele dachten: 'Ich könnte selbst da liegen'"

Klein sprach in dem Interview mit Stern.de zudem ausführlich über die Herausforderungen und besonderen Belastungen, die der Mord an Kollegen für die übrigen Beamten mit sich gebracht habe.

„Ich weiß aus Gesprächen, dass einige, die vor Ort waren, die Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommen haben. Dass sie Schlafstörungen hatten. Und dass sie die Sinnlosigkeit dieser Tat nicht verstanden. Aber das Wichtigste war für die meisten, dass zwei Kollegen einfach fehlen. (…) Da war sicherlich auch der Gedanke bei vielen Polizisten: Ich könnte selbst da liegen.“ Für die meisten Menschen ist dieses Gefühl wohl kaum vorstellbar. (jak)