Das Phänomen Wendie Renard

Diese Frau ist Deutschlands größte Sorge

 France v Netherlands - UEFA Women s Euro 2022 - Quarter Final - New York Stadium France s Wendie Renard during the UEFA Women s Euro 2022 quarter-final match at New York Stadium, Rotherham. Picture date: Saturday July 23, 2022. Use subject to restrictions. Editorial use only, no commercial use without prior consent from rights holder. PUBLICATIONxNOTxINxUKxIRL Copyright: xMikexEgertonx 68014901
Wendie Renard ist die französische Anführerin.
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Im Vereinsfußball gibt's keine zweite Frau wie sie - 15-mal französische Meisterin, neunmal Pokalsiegerin und achtmal Champions League-Gewinnerin mit Olympique Lyon, zuletzt im Mai beim 3:1 gegen den FC Barcelona. Nicht nur deshalb, sondern auch wegen ihrer 1,87 Meter ragt Frankreichs Kapitänin Wendie Renard von Deutschlands Halbfinal-Gegner bei der Europameisterin in England heraus. Aber es gibt eben auch einen krachenden Makel in ihrer Erfolgsvita.

Sophia Kleinherne ist bereit fürs Halbfinale

Sie biss sich bei Olympique Lyon beeindruckend durch.

Weite Wege haben Wendie Renard noch nie abgeschreckt. Als Teenager machte sich die heutige Kapitänin der französischen Nationalmannschaft auf die fast 8000 Kilometer lange Reise vom Überseedepartement Martinique in Richtung des europäischen Festlands, um sich den Traum vom Profifußball zu erfüllen. "Als ich ankam, war es überhaupt nicht wie auf Martinique", schrieb Renard einst bei „The Players Tribune“. Ihr fehlte die Sonne, ihre Familie. Aber sie biss sich bei Olympique Lyon beeindruckend durch.

15 französische Meistertitel und sagenhafte acht Champions-League-Siege später nimmt die 32 Jahre alte Ausnahmeerscheinung nun nach langem Anlauf bei der Europameisterschaft in England ihr nächstes großes Ziel immer fester in den Blick: Den ersten Titel mit der Equipe Tricolore, die es im Halbfinale am Mittwoch im englischen Milton Keynes (21 Uhr ZDF) mit der deutschen Mannschaft aufnimmt.

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Jahrelang kämpfte Renard, die als Kind stets mit Jungs am Strand kickte, mit ihren Kolleginnen gegen einen Viertelfinalfluch an. Ob bei Olympia, Welt- oder Europameisterschaften - seit einem Jahrzehnt war immer wieder in der Runde der letzten Acht Schluss. Doch der knappe Sieg gegen Titelverteidiger Niederlande war wie eine Befreiung für die Auswahl von Trainerin Corinne Diacre.

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"Es liegt an uns, das zu ändern“

ARCHIV - 23.07.2022, Großbritannien, Rotherham: Fußball, Frauen: EM, Frankreich - Niederlande, Finalrunde, Viertelfinale: Frankreichs Wendie Renard (r) und Eve Perisset feiern nach dem Spiel. Im Vereinsfußball gibt's keine zweite Frau wie sie - 15 mal französische Meisterin, neunmal Pokalsiegerin und acht mal Champions League-Gewinnerin mit Olympique Lyon. Nicht nur deshalb, sondern auch wegen ihrer 1,87 Meter ragt Frankreichs Kapitänin Wendie Renard von Deutschlands Halbfinal-Gegner bei der Europameisterschaft in England heraus. Foto: Tim Goode/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Sie ist die unumstrittene Chefin: Wendie Renard
hjb fdt, dpa, Tim Goode

Nun will Renard, Spitzname (wegen ihrer Größe) "Kontrollturm", mehr. Sie wird die deutsche Abwehr in Alarmbereitschaft versetzen, wenn sie ihren angestammten Arbeitsbereich in der Defensive verlässt und sich mit ihren 187 Zentimetern Körperlänge auf den Weg macht in Merle Frohms Strafraum. 33-mal traf Renard bereits in ihren 135 Auftritten für Frankreich.

Vor drei Jahren wäre der Traum von Renard fast für immer gestorben. Nach der WM verkrachte sie sich mit Trainerin Corinne Diacre, die das Team 2017 übernommen hatte. Die Trainerin, die 2014 für viel Aufsehen gesorgt hatte, weil sie mit Clermont Foot ein Zweiliga-Team bei den Männern übernommen hatte, gilt als überaus schwierig. Das Verhältnis zu den Spielerinnen ist, gelinde gesagt, nicht ideal. Sturheit und Autorität wird ihr nachgesagt. Im Fall Renards organisierte Verbandspräsident Noel de Graet eine Aussprache, die Verteidigerin von Olympique Lyon erhielt ihr Amt als Kapitänin zurück und hat nun doch noch die Chance auf den ersehnten Titel.

Nochmal in ernüchternden Zahlen: Bei der WM 2011, 2015 und 2019, EM 2013 und 2017 und bei Olympia 2012 und 2016 ging Frankreich leer aus. „Die Vergangenheit ist Teil meiner Geschichte und auch der Auswahl. Es liegt an uns, das zu ändern“, sagt Renard. Sie ist bereit. (tno/dpa/sid)