Der Ort für einen perfekten Mord?
Passagier 23: Kreuzfahrtschiffe sind ideale Orte für Morde

Auf Kreuzfahrten passieren mehr Unglücke und Verbrechen, als die großen Reedereien zugeben möchten, meint Ross Klein von der Universität von Toronto. Vermisstenfälle werden meist als Selbstmorde abgetan, an lückenloser Aufklärung bestehe kein großes Interesse. Der Kanadier ist weltweit der einzige Forscher, der sich systematisch mit den Gefahren auf Kreuzfahrtschiffen beschäftigt. Er hat die Kriminalstatistiken der Polizei der letzten 10 Jahre ausgewertet.
Sexualverbrechen sind 50 Prozent häufiger als auf dem Festland
Es ist ein düsteres Bild, das die Daten zeichnen, die Professor Klein ausgewertet hat. Viel schlimmer, als der kanadische Soziologe vorher gedacht hatte. Laut der ihm vorliegenden Statistiken ist die Wahrscheinlichkeit, Opfer sexueller Gewalt zu werden, auf einem Kreuzfahrtschiff 50 Prozent höher als zum Beispiel auf dem kanadischen Festland. Rund ein Drittel der Opfer seien sogar Kinder.
Die Dunkelziffer könnte aber noch viel höher sein, denn die ersten Ermittler bei einem Verbrechen auf einem Kreuzfahrtschiff sind in der Regel Crewmitglieder. So können die Kreuzfahrtgesellschaften selbst entscheiden, wie sie einen Vorfall einstufen. Viele Vergewaltigungen werden als Belästigungen erfasst, ein spurloses Verschwinden ist grundsätzlich Selbstmord, so vermutet der Wissenschaftler.
Ein Drittel der Vermisstenfälle ungeklärt – Ermittlungen unerwünscht?
Aus seinen Vermissten-Zahlen zieht Ross Klein klare Schlüsse: Rund 10 bis 20 Prozent der Opfer fallen tatsächlich einfach über Bord. Weitere 10 bis 12 Prozent der Verunglückten sind betrunken. Vielleicht auch 15 Prozent begehen Selbstmord, nachdem sie im Casino verloren haben oder Streit mit ihrem Partner hatten. "Seltsam ist aber, dass 30 Prozent der Fälle ungeklärt sind", sagt Ross Klein. "Eine Person ist den einen Tag noch da und am nächsten einfach verschwunden. Und wir haben keine Ahnung, warum.“
Oft gibt es keine Zeugen, und wer über Bord geht, hat in der Regel schlechte Überlebenschancen, bleibt meist für immer verschwunden. Ermittlungen, so Klein, sind oft nicht erwünscht. "Die Reedereien glauben, sie stünden über dem Gesetz und seien jeder Kontrolle entzogen", meint er. Die Schiffe seien meist unter der Flagge ferner Länder registriert, so dass sie nicht den lokalen Gesetzen unterstellt sind.
Um dieses Thema dreht sich auch "Passagier 23" nach dem Roman von Sebastian Fitzek. Den packenden Thriller zeigte RTL am 13.12.2018 um 20:15 Uhr. Er ist jetzt nachträglich auf TV NOW abrufbar.