Das Schicksal von Para-Schwimmerin Haven Shepherd

Nie zum Überleben bestimmt gewesen

Haven Shepherd
Haven Shepherd
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Ihr Zweitname ist „Faith“ - Glaube. Und Haven Faith Shepherd scheint wirklich an das Gute im Leben zu glauben. Daran, dass sie mit nicht einmal anderthalb Jahren im Vietnam ihre leiblichen Eltern verlor, als ihr Vater für seinen Selbstmord eine Bombe zündete und Havens Mutter mit den Tod riss, hat die heute 18-jährige US-Amerikanerin keine Erinnerungen. „Es ist ein Leben, das ich nie gelebt habe“, erklärte sie vor ihrer Reise zu den Paralympics in Tokio dem „People“-Magazin. Stattdessen genießt sie ihre zweite Chance bei ihrer Adoptivfamilie in den USA. Ohne Unterschenkel. Aber mit ganz viel Lebensmut.

Haven Shepard: „Hätte mein Leben verlieren können“

„Ich habe nur meine Beine verloren, ich hätte mein Leben verlieren können“, sagte sie über das Familien-Drama von damals. Heute gehört sie zu den Shepherds, hat vier Schwestern und zwei Brüder. Und startet für das US-Team bei den Paralympics im Schwimmbecken.

This 2004 photo shows Haven Shepherd sitting on her grandmother's lap in a hospital in Vietnam. The story of how Haven Shepherd ended up in the United States is so unthinkable, it elicits gasps— sometimes an occasional, almost involuntary "Oh my God" — from the people who hear it. Unwanted by her parents, they placed her between them after they strapped bombs to themselves in an attempted family suicide. She was 14 months old. She lost both legs below the knees but survived, to later be adopted by a family in Missouri who came to Vietnam thinking they'd be bringing her home for someone else. Now on a path that could lead her to the Paralympics in 2020, the 15-year-old swimmer is as aware as anyone that the journey is every bit as important as the destination. (Shelly Shepherd via AP)
Haven Shepherd mit 16 Monaten nach der Amputation im Vietnam.
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Durch die Bombe erlitt Haven mit 16 Monaten schwere Verbrennungen, ihre Unterschenkel mussten unterhalb ihrer Knie amputiert werden. In den USA starte sie sowohl bei Behinderten-Wettbewerben als auch bei normalen Wettkämpfen – in Tokio ist sie aber aufgrund ihres Handicaps als Para-Athletin dabei.

Haven Shepherd: Sie will Paralympics genießen - und ein Vorbild sein

Und das im Schwimmen, obwohl Shepard erst vor fünf Jahren ihre Leidenschaft für den Sport im Wasser entdeckte. Schon 2017 gewann sie direkt ihr erstes Para-Schwimmrennen. Ein Ausrufezeichen! Für die Spiele in Tokio setzt sie sich trotzdem keine sportlichen Ziele – Haven will die Zeit offenbar einfach genießen: „Meine Ziele hier in Tokio sind: Ich selbst zu sein und Spaß zu haben.“

Vor ihren 30.000 Followern bei Instagram gibt sie sich ebenfalls absolut natürlich und zeigt, wer sie wirklich ist. Ihre Prothesen? Versteckt sie nicht. Im Gegenteil. Denn sie will auch ein Vorbild sein: „Ich möchte den Menschen nur zeigen, dass Menschen mit Behinderungen wie alle anderen sind. Paralympisten sind Spitzensportler, die zufällig eine körperliche Behinderung haben.“ (ana)