Weil sie als ein Haushalt gelten

Corona sorgt für mehr Nachfrage bei Internaten

PRODUKTION - 07.05.2021, Hessen, Darmstadt: Vor dem historischen Gebäude des Schulzentrums Marienhöhe verbringen die Schülerinnen und Schüler ihre Pause. Das Schulzentrum Marienhöhe ist ein christliches Schulzentrum in privater Trägerschaft mit den Schulzweigen Grundschule, Realschule, Gymnasium und Kolleg, eine staatlich anerkannte Privatschule. Zum Schulzentrum gehören ein Jungen- und ein Mädcheninternat. (zu dpa: Corona sorgt für mehr Nachfrage bei Internaten) Foto: Andreas Arnold/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Internate wie das Schulzentrum Marienhöhe in Darmstadt gewinnen während der Pandemie an Beliebtheit.
arn wst, dpa, Andreas Arnold

In der Corona-Pandemie interessieren sich mehr Familien für Internate. "Die Nachfrage ist höher als in den Jahren zuvor", sagte Falk Raschke, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Privatschulen. Auch Schulleiter berichten von steigendem Interesse. Schwieriger geworden ist dagegen die Lage für Internate mit überwiegend ausländischen Schülern.

Großer Vorteil in Pandemie: Internat gilt als ein Haushalt

"Internatsschulen oder deren Klassenverbände wurden als Haushalte eingestuft, so dass sie während des Lockdowns weiter zusammenbleiben und zusammen lernen konnten", erklärte Raschke. "Daher mussten die Internate in der Regel nicht schließen und konnten den Unterricht weiter anbieten." Die Hygienemaßnahmen seien sehr ernst genommen worden, Rückkehrer seien getestet worden. Der Verband weiß von keinem Corona-Ausbruch in einem hessischen Internat.

Schule der Zukunft? Internat als Lösung für coronabedingte "Problem-Schüler"

23 Internate gibt es in Hessen. Auch während des laufenden Schuljahres konnten Schüler dazukommen, denn viele Internate hatten zuletzt mehr Angebot als Nachfrage, wie Raschke berichtete. Auch wenn die Pandemie vorbei ist, rechnet der Verband mit weiter steigender Nachfrage. Es gebe viele Kinder, die durch Corona Probleme in der Schule hätten. "Für diese Kinder können Internate eine Lösung sein." Die Betreuung sei eng, die Schulgemeinschaft motiviere, das könne mögliche Defizite ausgleichen.

Auch das Schulzentrum Marienhöhe in Darmstadt hat "in diesem Schuljahr mehr Anfragen erhalten als in den beiden Jahren davor", wie Schulleiter Christian Noack berichtete. Ob das an Corona liegt, "ist final schwer zu beantworten. Aber es war durchaus ab und an Thema in Gesprächen mit Interessentinnen und Interessenten."

Da auf der Marienhöhe auch viele Kinder unterrichtet werden, die täglich nach Hause fahren, gelten hier die gleichen Beschränkungen wie für andere Schulen: Je nach Lage Distanzunterricht, Wechselunterricht, Hybridunterricht. "Aber die Qualität des Unterrichts leidet weniger, wir haben eine Vollversorgung nach Stundenplan, und das wird durchaus geschätzt", sagte Noack.

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Nicht jeder kann sich die Flucht aus dem Homeschooling leisten

Dass Eltern Internate suchen, um nach zermürbenden Monaten des Homeschoolings ihre Kinder aus dem Haus zu bekommen, glaubt Noack nicht: Eltern suchten vor allem nach besseren Schulen. Einen Internatsboom durch die Pandemie hält er für unwahrscheinlich: "Internate kosten auch Geld und in manchen Familien ist nach Corona weniger Geld da."

Auch Michael Meister, der das Lietz Internat Schloss Bieberstein in der Rhön leitet, spürt das wachsende Interesse: "Seit März ist eine steigende Nachfrage zu verzeichnen." Besonders stark sei das Interesse an dem Programm "E-International" gestiegen, "indirekt bedingt vielleicht dadurch, dass im letzten Jahr das Reisen ja sehr erschwert war".

Die gegenteilige Erfahrung hat ein Internat gemacht, das überwiegend Schüler aus dem Ausland hat: Die unsichere Lage mit Grenzschließungen und Quarantäne habe dazu geführt, dass Eltern ihre Kinder "nur zögerlich" für das nächste Schuljahr anmelden, hieß es dort.

Quelle: DPA/ RTL.de