Anzug-Wahnsinn beim Skispringen
Tränen, Drama, "Kasperletheater": Deutsche Adler disqualifiziert!
Schock für deutsche Skispringer: Im Mixed-Wettbewerb ist das deutsche Team disqualifiziert worden. Der Grund? Katharina Althaus soll bei ihrem Sprung einen nicht-regelkonformen Anzug getragen haben. Im deutschen Lager herrschen Wut, Frust und Fassungslosigkeit. Ein Albtraum für die Adler.
Bundestrainer wittert Skandal
Diese Disqualifikation brachte Dauer-Weltmeister Deutschland bei der Olympia-Premiere des Mixed-Wettbewerbs um eine sichere Medaille. Für Silbermedaillengewinnerin Althaus, Karl Geiger, Selina Freitag und Constantin Schmid war wegen des nicht regelkonformen Anzugs der Oberstdorferin somit schon nach dem ersten Durchgang Schluss.
Bundestrainer Stefan Horngacher stinkt’s gewaltig: "Das ist echt bitter. Bei Olympia fangen sie an, anders oder mehr zu testen. Für mich ist das langsam ein Kasperletheater. Wir springen die ganze Zeit mit diesen Maßen. Es ist seltsam", sagte Horngacher im ZDF: "Aus meiner Sicht ist es nicht mehr im Sinne des Sportes. Man muss fiebern, dass man durchkommt." DSV-Teammanager Horst Hüttel erklärte: „Wir sind alle stocksauer. Katha sagt, sie ist solange durchgecheckt worden wie noch nie. Sie sagt: Solange, bis etwas gefunden wurde."
Material-Chef Mika Jukkara im Fokus
„Der neue Kontrolleur hat die Kontrollen extrem verschärft - gefühlt auch sehr verschärft für die deutschen Skispringer. Das Prozedere Messung ist von der FIS nicht besser geworden, sondern schlechter", wetterte Horngacher. Bei der FIS hatte der finnische Materialkontrolleur Mika Jukkara zu Saisonbeginn Sepp Gratzer abgelöst.
Schon im Weltcup waren sowohl Severin Freund beim Vierschanzentournee-Springen in Oberstdorf als auch Team-Weltmeister Markus Eisenbichler in Bischofshofen disqualifiziert worden. "Wir haben gemessen an den anderen Nationen deutlich mehr Kontrollen über uns ergehen lassen müssen. Wir sind schon sehr verfolgt von diesen Kontrollen", sagte Horngacher.
Geiger völlig perplex
Erst am Sonntag hatten Deutschlands Männer um Mitfavorit Geiger einen rabenschwarzen Tag erlebt und waren meilenweit an den Medaillen vorbeigeflogen. Ein Podestplatz im Mixed sollte zum Trostpflaster werden, doch es kam anders. Geiger bejubelte gerade seinen starken Sprung, der Rang zwei zur Halbzeit bedeutet hätte, als die Schock-Nachricht kam.
„Ich habe es gar nicht mitbekommen. Ich habe mich über meinen Sprung gefreut", sagte Geiger: "Es war der erste, der mir gelungen ist. Es ist mega skurril, dass jetzt drei raus sind. Das ist eine harte Nummer. Ich weiß nicht, was da jetzt kontrolliert worden ist."
Slowenien holt Gold
Der Mixed-Wettbewerb gehörte in Peking erstmals zum Olympia-Programm, vor allem die Frauen hatten sich vehement um eine zweite Medaillenchance bemüht. Bei Weltmeisterschaften wird das Mixed dagegen schon seit 2013 ausgetragen, Deutschland holte bei fünf Austragungen viermal Gold. Sowohl Althaus als auch Markus Eisenbichler waren bei drei Triumphen dabei.
Für die Frauen um Althaus sind die Spiele damit beendet - auf der Großschanze dürfen Skispringerinnen bei Olympischen Spiele noch immer nicht antreten. Für die Männer stehen dagegen noch zwei Entscheidungen auf dem großen Bakken an: Erst im Einzel am Samstag, dann im Teamwettbewerb am Montag. Den Sieg im Mixed sicherte sich Slowenien. Das Team mit Peter Prevc, Einzel-Olympiasiegerin Ursa Bogataj, Timi Zajc und Nika Kriznar setzte sich vor Russland und Kanada durch. (msc/tme/sid/dpa)