Vorsicht, Betrüger!"Nigeria-Betrug": Diese miese Masche sollten Sie kennen

Bei Geschäften im Netz sollte man immer Vorsicht walten lassen, egal ob als Käufer oder Verkäufer. Denn: Hier können sich Betrüger überall problemlos und anonym aufhalten. Am besten ist es da, sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen. So wie eine RTL-Zuschauerin, die auf einer Verkaufsplattform von Betrügern kontaktiert wurde. Über die RTL-Zuschauerpost hat sie uns von ihrer Erfahrung mit dem Versandbetrug, der auch als Nigeria-Betrug bekannt ist, berichtet.
Sie wollte ein Tablet verkaufen - nach kürzester Zeit meldete sich ein Interessent
Jil M. verkauft seit Jahren gebrauchte Produkte über den Online-Marktplatz eBay. Jetzt hat sie aber etwas erlebt, das ihr bisher noch nicht untergekommen ist. Sie wollte kürzlich wieder etwas verkaufen: ein Tablet. Das Gerät war, wie sie uns schrieb, nur kurze Zeit online. Prompt wurde sie von einem Interessenten angeschrieben. Der Mann wollte das Gerät ohne Umschweife kaufen, auch den inserierten Preis wollte er nicht herunterhandeln, wie Jil M. uns berichtet. Sie schreibt: „Soweit nichts Verwerfliches“. Auch, dass der Mann wollte, dass sie das Gerät nach Belgien schickt, habe sie noch nicht aufhorchen lassen.
Nach der Kontaktaufnahme über die Plattform folgte eine merkwürdige Aufforderung per Email
Jil M. war kurz davor, sich auf den Deal mit dem ominösen Käufer einzulassen, als das Kaufgeschäft dann doch noch eine merkwürdige Wendung nahm. Als sie den Interessenten nämlich darum gebeten habe, ihr das Geld per Paypal zukommen zu lassen, erhielt sie plötzlich eine Mail, die vermeintlich vom Zahlungsservice Paypal versandt wurde.
Lese-Tipp: So schützen Sie sich bei einem Verkauf mit Paypal
In dieser Mail stand, dass eine Zahlung im Namen des Käufers in Auftrag gegeben wurde. Diese Zahlung sei zwischengeparkt und würde erst dann für die Verkäuferin freigegeben, nachdem sie die Bescheinigung über den erfolgten Versand per Paypal hochgeladen habe. Gleiches Vorgehen wurde Jil M. auch nochmal vom Käufer selbst erklärt. Aber genau dieses Vorgehen ließ Jil M. stutzig werden – und das war ihre Rettung.
Der Käufer wollte sie in eine Falle locken
Bei Jil M. sind durch dieses ihr unbekannte Vorgehen die Alarmglocken angegangen. Auf ihr Bauchgefühl hörend, entschied sie sich dazu, Kontakt zum Kundenservice von Paypal aufzunehmen. Hier habe man ihr dringend davon abgeraten, so zu verfahren, wie es der Käufer von ihr verlangt hatte, da Paypal ein solches Vorgehen nicht bekannt sei. Man habe ihr gesagt, dass der Käufer sie mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine Falle locken will.
Aber nicht nur das Vorgehen kam Jil M. merkwürdig vor. Sie hatte außerdem bemerkt, dass sich hinter der täuschend echt wirkenden Paypal-Adresse, die im Absender-Feld der Mail zu lesen war, noch eine weitere Mail-Adresse steckte. Und zwar eine Mail-Adresse, die auf accountant.com endet. Und genau diese Adressen werden meist von Betrügern genutzt.
Und dieses Vorgehen hat sogar einen Namen: Versand- oder "Nigeria"-Betrug
Woher kommt der Name „Nigeria-Betrug“?
Während der Käufer, der das Tablet von Jil M. kaufen wollte, sie darum gebeten hatte, es nach Belgien zu senden, war es in der Vergangenheit häufig Nigeria, wo Verkäufer einen Artikel hinschicken sollten. Dadurch hat sich der Name „Nigeria-Betrug“ neben der Bezeichnung Versandbetrug und dem kriminologischen Fachbegriff Warenkreditbetrug durchgesetzt.
Wie genau läuft der Betrug ab?
Ein Verkäufer stellt auf einer Online-Verkaufsplattform einen Artikel zum Verkauf ein. Ein vermeintlicher Interessent meldet sich daraufhin sehr schnell beim Verkäufer und gibt an, den Artikel sofort kaufen zu wollen. Dabei akzeptiert der Betrüger in der Regel den inserierten Betrag oder er ist sogar bereit, einen noch höheren Betrag zu zahlen. Wenn sich der Käufer dann darauf einlässt, wird dieser zum schnellen Versand ins Ausland gedrängt. Der Käufer gibt an, dass er bereits eine Zahlung in Auftrag gegeben hat und die Bank diese aber erst für den Verkäufer freigeben wird, wenn dieser den Versand belegt hat. Eine entsprechende Mail, die das belegt aber natürlich gefaked ist, erhält der Verkäufer umgehend. Für die Bescheinigung des Versands soll der Verkäufer den Versandbeleg über einen vom Betrüger kreierten Link hochladen. Bis dahin sei das Geld „zwischengeparkt“. Wenn das Produkt einmal verschickt ist, hört der Verkäufer aber nie wieder etwas von dem vermeintlichen Käufer. Der Artikel ist weg und auch das angeblich zwischengeparkte Geld wird nie das Konto des Verkäufers erreichen.
Nicht nur Zahlungen über Paypal sind davon betroffen
Nicht immer nutzen Betrüger, die diese Masche anwenden, den Zahlungsdienst Paypal. Auch international tätige Banken werden von den Betrügern für diesen Zweck missbraucht. Aber auch in diesem Fall erhält der Verkäufer eine täuschend echt wirkende Mail, in der ein Zahlungsauftrag des Käufers bestätigt wird und in der zur Freischaltung des Geldes die Einreichung der Versandbestätigung gefordert wird.
Wie können sich Nutzer von Online-Marktplätzen schützen?
Der Online-Marktplatz eBay gibt seinen Nutzern verschiedene Tipps, wie sie möglichst sicher kaufen und verkaufen können. Als Verkäufer sollten Sie demnach darauf achten, dass sie sowohl den Kontakt zum Käufer, als auch den gesamten Vorgang über das Portal laufen lassen. Auf den Wunsch des Käufers, auf ein anderes Kommunikationsmittel, wie etwa Mail umzusteigen, soll man sich als Verkäufer auf keinen Fall einlassen. Außerdem wird von Geldgeschäften, die über Western Union, PaySafe, MoneyGram abgeschlossen werden, abgeraten. Genau so wird von Zahlung per Bargeld im Umschlag abgeraten. Wird ein Kauf über Paypal bezahlt, sollte hier auf keinen Fall die Option „Geld senden an Freunde und Bekannte“ akzeptiert werden. Als Verkäufer sollten Sie außerdem niemals einen Artikel versenden, bevor sie einen Geldeingang auf Ihrem Konto feststellen konnten. Und wie so oft im Leben gilt auch hier: Wenn das Bauchgefühl Alarm schlägt, dann ist auch meistens etwas dran. (vho)
Die RTL-Zuschauerpost
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