Frauen dürfen entscheiden, ob sie die Namens-Endung tragen wollenNeues Gesetz: In Tschechien ist jetzt Schluss mit "-ova"!

ARCHIV - 10.01.2020, Berlin: Piktogramme für eine Frau und ein Mann sind an einer Toiletten-Tür angebracht. Die Corona-Pandemie hat nach Ansicht von Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) die weiter bestehenden Defizite bei der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern am Berufs- und Familienleben deutlich gemacht. (zu dpa "Ausbildung, Nachbarstreits, Gleichstellung: Das ändert sich im Juni") Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
In Tschechien könnten Nachnamen wie Novakova, Pravdova, oder Kovarova bald deutlich weniger häufig vorkommen. Durch ein neues Gesetz sollen Frauen bald selbst entscheiden können, ob sie den Familiennamen ihres Mannes mit der weiblichen Endung „-ova“ annehmen wollen.
jka pil abl pil, dpa, Jens Kalaene

Schluss mit „-ova“! In Tschechien könnten Nachnamen wie Novakova, Pravdova, oder Kovarova bald deutlich weniger häufig vorkommen. Durch ein neues Gesetz sollen Frauen bald selbst entscheiden können ob sie den Familiennamen ihres Mannes mit der weiblichen Endung „-ova“ annehmen wollen.

Namensgebung geht auf alte Tradition zurück

Was in vielen Ländern eigentlich selbstverständlich ist, ist für tschechische Frauen ein historischer Schritt. Während Frauen in Deutschland entscheiden können, ob sie den Namen ihres Ehepartners annehmen wollen, gibt es in Tschechien nicht nur den Nachnamen, sondern auch gleich eine ganz eigene weibliche Endung mit dazu.

Traditionell müssen Frauen in Tschechien – wie auch in anderen Ländern mit slawischen Sprachen wie dem Russischen – einen Familiennamen mit der Endung „ova“ tragen. Heißt der Mann beispielsweise mit Nachnamen „Kovar“ – was übersetzt Schmied bedeutet, dann muss seine Frau oder Tochter den Namen „Kovarova“ tragen. Erkennbar durch ihren Nachnamen ist sie also die Frau oder Tochter des Herrn Schmieds.

Historische Wende

Über das neue Gesetz stimmte das Abgeordnetenhaus in Prag am Mittwoch ab: Für die Änderung stimmten 91 Abgeordnete, dagegen 33. Bis das Gesetz allerdings zum Tragen kommt und Frauen zukünftig selbst über ihren Namen entscheiden können, muss das Gesetz noch durch den Senat des Parlaments. Diese Entscheidung wäre in jedem Fall historisch.

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Endung nicht mehr zeitgemäß

Diese ursprüngliche Bedeutung, als Zuordnung zum Mann, stößt bei vielen Frauen heute auf Unverständnis. Unzeitgemäß und ein Zeichen von Ungleichheit: Die tschechischen Frauen wollen heute kein Anhängsel von Ehemann oder Vater mehr sein, sondern eine gerechte Sprache und einen selbstbestimmten Nachnamen.

Die Kritik der Frauen war bereits schon seit Jahren groß und könnte nun mit der Gesetzesnovelle ein Ende gefunden haben. Sogar Politikerinnen und Staatsgäste aus dem Ausland verändern in Tschechien ihren Nachnamen: So wird aus Bundeskanzlerin Angela Merkel in tschechischen Nachrichten Angela Merkelova. (dpa/khe)