Neonazi-Brief an Mutter: Sie habe „ein so arisches Kind wie Peggy“ nicht verdient

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Nachdem Ermittler DNA-Spuren vom mutmaßlichen NSU-Terroristen Böhnhardt fanden, wurde eine neue Sonderkommission eingerichtet

Im Fall der getöteten Peggy gibt es neue Verbindungen in die rechtsextremistische Szene. Nach dem DNA-Fund des mutmaßlichen NSU-Terroristen Böhnhardt kommt nun ans Licht, dass Peggys Mutter wenige Tage nach Verschwinden ihrer Tochter Hassbriefe von Neonazis erhielt. Außerdem werden nun ungeklärte Fälle von Kindstötungen neu aufgerollt.

Mysteriöser Brief aus rechter Szene

Wenige Tage nach dem Verschwinden ihrer damals neunjährigen Tochter soll die Mutter des Mädchens 2001 einen Hassbrief erhalten haben. Er sei maschinengeschrieben auf pergamentartigem Papier und in schlimmster Weise geschrieben. "Der Brief ist beleidigenden Inhalts. Offensichtlich von einem äußerst rechts orientierten Menschen. Der Brief löst bei Frau Susanne Knobloch einen Weinanfall aus. Sie kann sich kaum beruhigen". Nach Angaben der „Bild“-Zeitung beschreibt die ‘Soko Peggy‘ mit diesen Worten den mysteriösen Brief – vermutlich geschrieben von Neonazis. Ein erneuter Hinweis auf Böhnhardt oder den NSU?

Dem Bericht zufolge stammt der Brief aus Peggys Ermittlungsakten. Der Inhalt des Dokuments soll darauf anspielen, dass Peggys Mutter zum Islam konvertierte, mit einem Türken zusammenlebte und gelegentlich ein Kopftuch trug. Laut ’Bild‘ soll der Briefverfasser geschrieben haben, dass die Mutter „ein so arisches Kind wie Peggy“ nicht verdient habe.

Sonderkommission für Kindstötungen

Eine neue Sonderkommission der Thüringer Polizei will nun ungeklärte Fälle von Kindstötungen nach 1990 unter die Lupe nehmen. Die Ermittler reagieren damit auf die Sicherstellung von Genmaterial Böhnhardts in der Nähe der sterblichen Überreste der getöteten Neunjährigen. In Jena, wo das mutmaßliche NSU-Trio um Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe aufgewachsen war, gab es in den 90er Jahren drei Kindsmorde. Zwei von ihnen sind noch immer nicht geklärt. In ganz Thüringen gibt es nach Angaben des Innenministeriums seit 1990 etwa 70 ungeklärte Fälle. Wie viele davon Kinder sind, war nicht bekannt. 1993 verschwand in Jena ein Neunjähriger, er wurde zwölf Tage später tot am Ufer der Saale in einem Gebüsch gefunden. Böhnhardt war damals einer der Verdächtigen. Ihm konnte jedoch nichts nachgewiesen werden.

Auch das Verschwinden und der Tod einer Zehnjährigen aus Jena 1996 konnte bislang nicht aufgeklärt werden. Der aus Thüringen stammende Rechtsextremist Böhnhardt soll mit seinem mutmaßlichen Komplizen Mundlos jahrelang unerkannt gemordet haben - hauptsächlich aus fremdenfeindlichen Motiven.

Mundlos und Böhnhardt töteten sich laut Ermittlern im Herbst 2011 nach einem Banküberfall, um einer Festnahme zu entgehen. Zschäpe stellte sich der Polizei. Sie steht seit fast dreieinhalb Jahren in München vor Gericht. Die Behörden erhoffen sich von ihr neue Spuren - auch im Fall von Kindstötungen.