Namensänderung beim Kind: Was tun, wenn ich den Vornamen meines Kindes bereue?

Ist meine Tochter wirklich eine Betty? Bloggerin Sophie Cachia war sich da ganz sicher – und dann total unsicher: Mit ihrer Fangemeinde diskutierte sie über den richtigen Namen fürs Baby. Schließlich gilt der ein Leben lang und kann großen Einfluss auf genau dieses Leben haben. Ändern lässt er sich später nur in Ausnahmefällen.
Von Ursula Willimsky

Nur jeder Zweite mag seinen Vornamen richtig gern

„Uschi mach kein Quatsch!“ Mehr muss ich wohl nicht zu der Frage sagen, wie ich meinen Namen finde. Dabei schneidet er in Sachen Beliebtheit objektiv betrachtet gar nicht mal so schlecht ab: Ursula landete ein paar Mal Platz 1 auf der Vornamens-Hitliste (zugegeben: Zum letzten Mal war das 1932, aber immerhin). Der Name hielt sich bis in die 70er Jahre recht tapfer als schicker Name – weshalb er noch heute auf Platz 18 der Liste der beliebten Namen steht. Allerdings nur, wenn man die komplette reifende Bevölkerung betrachtet, nicht nur die Neuzugänge.

Wie gerne hätte ich Sabine geheißen! Aber derartige Vorwürfe bügelte meine Mutter immer mit einem Schulterzucken ab: „Wieso? Ursula ist doch ein total schöner Name?!“ Dieser vor allem in Hochzeiten der Pubertät oft geführte Streit spiegelt recht hübsch wider, wie die Namensgebung allgemein beurteilt wird: Nur etwas mehr als jeder zweite Deutsche findet, dass sein Vorname zu ihm passt – aber vier von fünf Mütter sind zufrieden mit dem Namen, dem sie ihrem Baby gaben.

Was auch heißt: Jede fünfte Mutter hadert mit der eigenen Entscheidung, die ja auch schwer ist. Über die Auswirkungen des Vornamens auf die Karrierechancen ist ja hinlänglich spekuliert worden. Nähere Infos: Einfach „Kevinismus“ in die Suchmaschine eingeben.

Josefine heiratet am liebsten einen Josef

Der Vorname hat offenbar auch private Auswirkungen. So fand der Sozialpsychologe Brett Pelham heraus, dass Menschen sich zu Menschen oder Orten hingezogen fühlen, die so ähnlich heißen wie sie selbst. So leben in Georgia und Virginia 36 mal mehr Georgias und Virginias als die Statistik das vermuten ließe. Josephinen heiraten besonders gerne einen Josef – und wenn der Spendensammler denselben Vornamen trägt wie man selbst, spendet man bereitwilliger und mehr.

Also: Augen auf bei der Namenswahl! Die kann den Werdegang des Kindes beeinflussen, aber auch schon in Kindergarten und Schule für manch Herzeleid sorgen. Wer seinen eigenen Namen doof findet, vielleicht sogar damit aufgezogen wird, hat´s nicht leicht. Zumal sich so ein Vorname nicht ohne weiteres ändern lässt. Der Fritz muss dem Standes- oder Bürgeramt schon sehr plausibel erklären, warum er ab jetzt lieber Franz heißen möchte.

Dafür braucht es wichtige Gründe. Wenn der Name sich nur schwer schreiben oder aussprechen lässt, aber auch wenn er anstößig ist, lächerlich klingt oder geradezu zu fiesen oder frivolen Wortspielen animiert, stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Beamten einer Änderung zustimmen. Entschieden wird im Einzelfall. Und auch die Gebühren variieren von Gemeinde zu Gemeinde: Von ein paar Euros bis zu mehr als 200 Euro. Die Gebühren für die Änderung aller Dokumente noch nicht eingerechnet.

Im Grunde bleibt wieder mal alles an den Eltern hängen: Sie sollten sich vor der Namensgebung gründlich Gedanken darüber machen, wie groß die Chancen sind, dass ihr Kind mit dem favorisierten Namen glücklich wird. Zu hip? Zu überkandidelt? Zu brav? Zu gewöhnlich? Zu oma-mäßig? Wie selbstzweifel-intensiv diese Entscheidung ist, zeigt uns gerade die australische Bloggerin Sophie Cachia, Einigen vielleicht als 'The Young Mummie' bekannt.

Kurz nachdem ihr zweites Kind auf der Welt war, ließ sie ihre Fangemeinde wissen, dass das Baby „Betty“ heißen würde. Und nur wenig später fing sie an, mit sich zu hadern: Ist das Kind wirklich eine „Betty“? Passt der Name? Hunderte von Followern meldeten sich zu Wort. Sie gaben Tipps („Nenn sie doch Elisabeth, dann kannst du sie immer noch Betty rufen“), ermunterten die junge Mama („Der Name ist wunderschön!“) oder sprachen ihr einfach nur gut zu: „Das Dilemma kennen wir! War für uns genauso schwer! Mitten im Hormonstrudel so etwas Lebenslanges entscheiden zu müssen, ist nicht ohne!“

Dabei gibt es eigentlich keinen Grund, sich selbst unter Druck zu setzen: Dass ein Baby zur Welt gekommen ist, muss man den Behörden innerhalb einer Woche mitteilen – aber nicht, wie es heißt. Ob das Baby als Sophia, Sofia, Sofie oder Cheyenne durchs Leben gehen soll, kann man sich in Ruhe überlegen – dafür hat man einen ganzen Monat Zeit. Viel Zeit, um sich vorzustellen, wie man sich selbst mit dem Namen fühlen würde. In sich hineinzuhören, ob der Name wirklich zum Baby passt. Und sich sicher zu werden.

Für ganz Unentschlossene haben wir in einem Forum noch einen netten Tipp gefunden: Einfach mehrere Vornamen eintragen lassen. Dann kann das Kind später selbst entscheiden, ob es Sofie oder Cheyenne gerufen werden will. Aber auch diese Version hat ihre Grenzen: Mehr als sieben Vornamen akzeptieren die wenigsten Standesämter.

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