Sein Club bleibt erstklassig, seine Sprüche sind’s nicht
Nach Hertha-Rettung: Bobic haut SM-Spruch raus

„Den ganzen Relegations-Mist braucht kein Mensch“, fasst Berlins Geschäftsführer Fredi Bobic die beiden nervenaufreibenden Abende seiner Hertha zusammen. Nach dem 2:0 im Hamburger Volksparkstadion ist der Club gerettet, spielt weiterhin in der ersten Liga. Erstligareif war Bobics Sadomaso-Spruch danach aber weniger. Angesprochen auf die bevorstehende Mitgliederversammlung in Berlin, sagte er am Sat.1-Mikrofon: „Mitgliederversammlung ist ganz toll, da muss man sich erstmal drei Stunden beschimpfen lassen. Das macht bestimmt Spaß, wir stehen ja auf so SM-Sachen.“
SM? Nee! Die Hertha tanzt und knipst Erinnerungsfotos
Sein Team stand an diesem Montagabend jedoch auf ganz andere Dinge, wollten die Hertha-Stars doch einfach ihre Erleichterung zum Ausdruck bringen. Als Santiago Ascacibar mit einem großen Ghettoblaster aus der Hertha-Kabine marschierte und den Partysong „Vamos a la playa“ auf Volume 10 drehte, war Coach Felix Magath schon verschwunden.
Mit Team-Doktor Hi-Un Park machte der Magier nach seinem Berliner Rettungswunder zum Abschied Erinnerungsfotos vor einer Bilderleinwand aus glorreichen Tagen mit seinem Konterfei im Hamburger Volksparkstadion. Der Trainer verpasste dadurch die imposante akustische Darbietung des argentinischen Antreibers.
Bobic mit viel Nervosität aber ohne Euphorie
„Fürchterliche Musik“, hatte da gerade Bobic zwischen den Zähnen hervorgepresst. Er hat offenbar einen anderen Geschmack. Und überhaupt, was gäbe es zu feiern? Keinen Titel, keinen Pokal hatte Hertha BSC mit dem 2:0 beim Hamburger SV geholt, sondern nur die Relegation mit Mühe und Not und mit einer von den Wenigsten für möglich gehaltenen Leistungssteigerung nach dem 0:1 im Hinspiel noch überstanden.
„Ich hatte ein gutes Gefühl, dass der Plan greift“, meinte Bobic am Sky-Mikrofon. Und sein Gefühl wurde bestätigt. Während sich Magath als großer Sieger mit einem üppigen Honorar und dem guten Gefühl, ein Experte für Rettungstaten zu bleiben bis zur nächsten Mission (wo auch immer) wieder von der Bundesliga-Bühne verabschiedet, beginnt für den 50-jährigen Bobic in Berlin nun die wirkliche Arbeit.
Die Hertha soll endlich in ruhige Fahrwasser kommen. „Wenn wir darüber reden, was wir alles falsch gemacht haben, dauert das zu lange“, befand Routinier Kevin-Prince Boateng. In grundlegenden Dingen wollte sich der zuletzt schmallippige Manager Bobic von der Euphorie in Hamburg nicht anstecken lassen. Zigarren, wie noch bei Ex-Trainer Pal Dardai bei der letzten Klassenerhaltsparty vor einem Jahr, gibt es diesmal sicher nicht. Das machte Bobic auch bei seinem immer noch nervösen Hin- und Herlaufen in der Mixed Zone gleich klar. Kein Wunder, steht ja eben noch diese unschöne Mitgliederversammlung bevor. (ana/dpa)