"Es ist momentan eine sehr unsichere Lage"
Deutscher Mikis Weber ist in Myanmar ein Superstar - und bleibt trotz Militärputsch dort

Massenproteste, Verhaftungen, Ausgangssperren - seit in Myanmar das Militär die Macht übernommen hat, herrscht im Land der Ausnahmezustand. Der Deutsche Mikis Weber erlebt den Umbruch hautnah mit. In Deutschland kennt den 28-Jährigen kaum jemand, in Myanmar ist er als Musiker und Schauspieler ein Superstar. Im RTL-Interview erzählt er, wie sehr sich die Stimmung im Land verändert hat und warum er trotz der chaotischen Zustände unbedingt im Land bleiben möchte.
Demonstranten in Myanmar riskieren Leib und Leben
„Man kann jetzt nicht mehr sagen, was man denkt“, erzählt Mikis Weber. In der Nacht zum 1. Februar übernahm das Militär im Land die Kontrolle, setzte die zivile Regierung unter der Leitung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ab, setzte ein neues Kabinett ein und verhängte einen einjährigen Ausnahmezustand. Der Grund: Bei den Wahlen im November, die Suu Kyis Partei gewonnen hatte, sei angeblich geschummelt worden. Vor allem die jungen Menschen im Land lassen sich den Putsch nicht einfach so gefallen, berichtet der Star aus Myanmar. Doch die Situation wird immer bedrohlicher.
Nicht nur die gewählte Regierungschefin und weitere Politiker wurden verhaftet, auch normale Bürger müssen sich vor der Militärpolizei fürchten. Das UN-Menschenrechtsbüro hat Informationen über mindestens 350 festgenommenen Politiker und Aktivisten, Journalisten, Mönche und Studenten, wie die Vize-Hochkommissarin für Menschenrechte, Nada Al-Nashif bei einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf sagte.

Mikis Weber macht sich Sorgen um seine Freunde in Myanmar
„Ich mache mir Sorgen um jeden, der sich hier in seiner Freiheit bedroht fühlt“, sagt der Deutsche, der seit vier Jahren fest in Myanmar lebt. Auch viele in seinem Umfeld hätten sich den Protesten gegen den Putsch angeschlossen. Jeder von ihnen müsse jetzt fürchten, jederzeit Besuch von der Militärpolizei zu bekommen. Es gebe Berichte über nächtliche Verhaftungsaktionen und darüber, dass die Einsatzkräfte anfingen, scharf auf die Demonstranten zu schießen. Er habe auch von Toten gehört, so Weber.
Doch das schüchtert viel Demonstranten nicht ein, sagt der 28-jährige Auswanderer. Viele der Jüngeren hätten die Vorzüge einer Demokratie in den letzten Jahren erfahren und wüssten genau, was nun auf dem Spiel steht. „Die Leute fühlen sich einfach grundlegend hintergangen“, berichtet der in Bremen Aufgewachsene. Auch Lehrer, Anwälte und Polizisten würden sich den Demonstranten anschließen. „Alle machen mit und alle riskieren ihren Hals“, meint Weber besorgt.

Deutscher Star will nur zurück in die Heimat, wenn er ausgewiesen wird
Um sich selbst macht sich der Star aus Deutschland keine besonders großen Sorgen. Er glaubt, dass er als deutscher Staatsbürger, wenn überhaupt, nur kurz festgehalten würde, sollte die Militär Junta beschließen, ihn festnehmen zu lassen. Schlimmstenfalls drohe ihm dann die Ausweisung. Er könnte sich natürlich jederzeit in Deutschland in Sicherheit bringen, aber das will der Auswanderer nicht. „Solange ich nicht rausgeschmissen werde, bleibe ich hier“, erklärt er im Interview.
„Ich könnte jetzt auch abhauen, dann wäre ich fein raus , aber das fühlt sich nicht richtig an“, meint er. Er fühlt sich besonders verantwortlich, weil er im Land große Medienpräsenz hat und darum ganz andere Möglichkeiten, seiner Stimme Gehör zu verschaffen. Er wolle die Menschen in Myanmar jetzt nicht alleine lassen, sondern weiter vor Ort bleiben, weiter hinschauen und sich weiter politisch äußern.

Im Notfall könnte Mikis Weber mit seiner Lebensgefährtin nach Deutschland
Natürlich könne auch ihm etwas passieren, aber im Moment fühle er sich relativ sicher, sagt Weber. Er sei gut vernetzt. Mehr Bedenken hat er um seine Lebensgefährtin, die nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Denn im Moment ist völlig offen, wie es langfristig mit Myanmar weitergeht. Trotzdem weiß Weber, dass sich im schlimmsten Fall schon eine Lösung finden wird. „Es gibt gewisse Möglichkeiten, wie ich mit ihr sonst auch in Deutschland unterkommen könnte. Wir haben auch gute Verbindungen zur Botschaft“, erklärt er.
Auch heute ignorierten wieder Zehntausende die Drohungen des Militärs und gingen für Freiheit und Demokratie auf die Straße. Dabei soll die Polizei Menschen auch mit Gewalt auseinandergetrieben haben, wie auf Videos in sozialen Netzwerken zu sehen ist. Allein in der größten Stadt Rangun (Yangon) sollen nach Schätzungen mehr als 100.000 Menschen an Kundgebungen teilgenommen, berichtete das Nachrichtenportal „Frontier Myanmar“.