Misshandlung von Kindern: Brauchen wir einen „Elternführerschein?

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Können verpflichtende Erziehungskurse helfen?

An einer fünf Meter langen Stahlkette, die mit einer Schraube im Boden verankert ist, binden Eltern ihren 13-jährigen Sohn im Kinderzimmer an. Dieser grauenhafte Fall ist nur einer von geschätzten 200.000 Fällen von Kindesmisshandlung in Deutschland. Der Generalsekretär der Berliner CDU, Kai Wegner fordert deshalb jetzt, dass alle Väter und Mütter eine Art Elternführerschein machen sollen. Der "Berliner Zeitung" sagte der 41-Jährige: "Verpflichtende Erziehungskurse könnten helfen, die werdenden Eltern besser auf ihre neuen Aufgaben vorzubereiten."

Mögliche Probleme könnten zum Beispiel im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen angesprochen werden, so der Vorschlag des CDU-Politikers: Was sollte man machen, wenn das Kind schreit? Wie beruhigt man das Baby wieder? Wie ernährt man ein Kind gesund? „Wir brauchen eine engere Vernetzung und Zusammenarbeit von Jugendämtern, Sozialarbeitern, Kinderärzten, Kitas, Schulen, Gerichtsmedizinern und Polizei“, so Kai Wegner.

Buch zweier Rechtsmediziner löst Debatte aus

Der familienpolitische Sprecher der Berliner SPD, Björn Eggert, lehnte den Vorstoß ab: "Ein Elternführerschein würde die Akzeptanz der Vorsorgeuntersuchungen verringern. Das muss freiwillig bleiben", sagte Eggert der "Berliner Zeitung".

Ausgelöst hatte die Debatte unter anderem das Buch "Deutschland misshandelt seine Kinder", in dem die Berliner Rechtsmediziner Michael Tsokos und Saskia Guddat dem deutschen Hilfesystem "regelmäßiges Versagen" vor werfen: Pro Woche sterben in Deutschland drei Kinder als Folge von Misshandlung. Kritiker halten das Buch allerdings für populistisch, pauschal und praxisfern.