Erst Bundestag - jetzt Rettungswagen
Marian Wendt wechselt von der Politik in die Praxis als Rettungssanitäter
von Antje Rudolf
Das ist mal ein ungewöhnlicher Jobwechsel: Der CDU-Politiker Marian Wendt war für den Kreis Nordsachsen acht Jahre lang als Abgeordneter im Bundestag vertreten. Seit Januar macht er eine Ausbildung zum Rettungssanitäter. Warum der 36-Jährige diesen beruflichen Richtungswechsel einschlägt, hat er uns im Gespräch erzählt.
Nach zwei Legislaturperioden war Wendt bereit für eine Pause
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ titelt Marian Wendt das Foto auf seiner Facebook-Seite, auf dem er sein Zwischenprüfungszeugnis seiner Ausbildung zum Rettungssanitäter hoch hält. Der 36-Jährige fühlt sich gut mit dem Weg, den er beschritten hat.
„Der Bundestag ist eine sehr spannende Aufgabe“, verrät uns Wendt, doch „man lebt in einer politischen Blase.“ Er hat gemerkt, dass er nach zwei Legislaturperioden noch einmal etwas ganz anderes tun wollte, auch, um „ein bisschen geordneteres Leben zu haben.“
Ein Leben, in dem er durchgängig im Bundestag arbeitet, so wie etwa Wolfgang Schäuble, wollte er nicht. Das hat auch private Gründe: „Ein Bundestagsjob ist mit der Familie nicht vereinbar. Es geht immer zu Lasten einer Person.“ Daher hat sich Wendt ein Jahr vor der Bundestagswahl 2021 dazu entschieden, nicht wieder für seinen Wahlkreis anzutreten und eine Pause einzulegen. Schnell war klar, dass er unbedingt etwas Praktisches erlernen wollte. Die Arbeit als Rettungssanitäter lag da nahe. Nicht nur durch seine Arbeit beim Technischen Hilfswerk, sondern auch sein Bedürfnis, Menschen zu helfen, haben ihn auf die Idee gebracht.
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Praktische Erfahrungen machen Politiker glaubhafter
Seine Familie und seine Parteifreunde finden Marian Wendts beruflichen Richtungswechsel super und unterstützenswert. Er selbst empfindet die Ausbildung als eine große Bereicherung. Er hat nicht nur mehr Zeit, sondern kann das Gelernte schon jetzt ganz unmittelbar umsetzen. Die praktische Arbeit ist das, was Wendt im Gespräch immer wieder betont. In der Politik habe man zwar auch eine große Verantwortung und kann Menschen helfen, in dem man beispielsweise über Gesetze abstimme. „Doch im Krankenwagen hat man die Möglichkeit, direkt Menschen zu helfen.“
Und noch ein Punkt ist für Marian Wendt wichtig: „Wenn man als Politiker weiß, wovon man spricht, gibt es einem ein Gefühl für die Sache und es schafft Authentizität.“ Den Politikern würde mehr vertraut, wenn sie selbst praktische Erfahrungen gesammelt haben, über die sie auf der großen Bühne sprechen.
Ob er plant, in Zukunft wieder hauptberuflich in die Politik einzusteigen, lässt er offen. Erst einmal konzentriert er sich auf den Abschluss seiner Ausbildung, die Mitte April abgeschlossen sein wird. Davor führt es Wendt für zwei Wochen zurück in seine Heimat Torgau, wo er ein Praktikum im Krankenhaus machen wird, bevor er bei den Berliner Johannitern weitere Praxiserfahrungen sammelt.