Wie passt das eigentlich zusammen?
Messi, PSG & das Financial Fairplay
Das mit reichlich Katar-Geld gepuderte Paris St Germain baut sich gerade ein formidables Super-Team zusammen, das an die Real-„Galaktischen“ der 2000er Jahre erinnert. Dabei fragen sich viele: Wie ist das eigentlich in den Zeiten von Financial Fairplay möglich? Das System soll solche Entwicklungen ursprünglich erschweren oder gar verhindern. Ein Erklärungsversuch.
In Spanien funktioniert es - ein bisschen
Beginnen wir doch zunächst mit einer für Fußballfans und -romantiker guten Nachricht. Das Kontrollsystem funktioniert. Also nicht unbedingt das Financial Fairplay der UEFA, aber eine Finanz-Regelung der spanischen Liga. Denn diese besagt, dass die Ausgaben für die Gehälter der Spieler nicht höher als 70 Prozent der Einnahmen sein dürfen. Nach Barca-Angaben liegt dieser Wert schon ohne einen Vertrag für Lionel Messi bei satten 95 Prozent – mit ihm wären es sogar 110 Prozent gewesen.
Und aus diesem Grund musste der kleine Argentinier den schwer überschuldeten FC Barcelona - der Wert der Schulden liegt ungefähr bei einer Milliarde (!) Euro - verlassen. Der Argentinier hätte auch für 0 Euro Gehalt auflaufen können – es wäre nicht durchgegangen. Das erklärt unter anderem die Messi-Tränen bei der Abschiedsvorstellung. Nicht einmal seine angebotene Heldentat, auf viel Geld zu verzichten, konnte der Krisen-Club vollenden.
Offiziell ablösefrei, aber über 40 Millionen schwer
Nun ist das Glück für PSG und wohl auch für Messi, dass in der französischen Ligue 1 eine solche Reglung zwar angedacht, aber noch nicht umgesetzt ist. So ist derzeit der Aufbau einer Mannschaft mit Superstars wie eben Messi, Sergio Ramos, Gianluigi Donnarumma, Neymar oder Kylian Mbappé möglich. Aber, könnte man jetzt einwenden, was ist denn nun mit dem Financial Fairplay der UEFA, das gilt doch auch in Frankreich? Richtig. Aber jetzt es wird etwas knifflig.
Eines ist klar: An Geld mangelt es dem französischen Club (der übrigens nicht mehr amtierender Meister ist, da der OSC Lille 2021 sensationell den Titel einstrich) definitiv nicht. Hinter PSG steht der Staatsfonds aus Katar „Qatar Sports Investment“, dazu gibt’s viel Sponsorengeld von katarischen Unternehmen wie dem TV-Sender BeIN Sports.
Nun kommt Messi zwar offiziell ablösefrei nach Paris, dennoch hängen am Wechsel erfahrungsgemäß einiges an Handgeld und natürlich die enormen Gehaltskosten, die sich laut Medienberichten auf geschmeidige 40 Millionen Euro (!) pro Jahr belaufen. Ein Schnäppchen ist der „Floh“ aus Barcelona nicht, zumal auch Neymar und Co. nicht zu den Geringverdienern zählen.
Messi ist angekommen - Fans rasten aus
Financial Fairplay aufgeweicht
An dieser Stelle sei nochmal kurz das Financial Fairpay erklärt. In Kürze zusammengefasst heißt es für die Clubs im Hoheitsgebiet der UEFA, also in Europa: Die Ausgaben dürfen die Einnahmen in den vergangenen drei Jahren nicht übersteigen. Eine Differenz von bis 30 Millionen Euro dürfen externe Geldgeber oder Investoren allerdings begleichen.
Doch wegen der anhaltenden Corona-Krise weichte die Fußball-Union diese Regelung auf. Die Jahre 2021 und 2020 werden zusammengefasst. Der Zeitraum erstreckt sich aktuell auf vier statt drei Jahre. Das bedeutet: PSG hat noch mehr Zeit, um mit Messi-Vermarktung ordentlich Kohle reinzuholen und die Bilanzen wieder aufzubessern. Gut möglich aber, so legen es aktuelle Berichte nahe, dass PSG in den Sommer-Sale-Modus schaltet. Unter anderem Nationalspieler Thilo Kehrer soll feilgeboten werden. Der Hauptstadt-Club muss Geld generieren. Immerhin: Die Messi-Trikots gehen weg wie warme Baguettes.
Video: Irrer Andrang wegen Messi-Trikot
Ein zahnloser Tiger
Dass die Regelung ohnehin ein zahnloser Tiger sein kann, zeigte sich schon im vergangenen Jahr, als eine Financial-Fairplay-Strafe gegen Manchester City vom Internationalen Sportgericht CAS kassiert wurde – City stürmte anschließend ins Finale der Champions League. Geschadet hatte es dem Premier-League-Club also kaum. PSG soll sich laut „Football Leaks“ schon 2018 am Financial Fairplay vorbeigetrickst haben
Zumindest ist auch zu hinterfragen, ob die UEFA tatsächlich großes Interesse hat, ihre eigene Hauptattraktion zu beschneiden oder gar vom Main Event, also der Champions League, auszuschließen. Möchte man die Hand, die einen füttert, wirklich mit finanziellen Schlägen traktieren?
Interessant ist zum Beispiel auch, dass Club-Präsident Nasser Al-Khelaifi nun Vorsitzender der Club-Vereinigung ECA ist und im wichtigen UEFA-Exekutivkomitee sitzt und als Vertrauter von UEFA-Boss Aleksander Ceferin gilt. Harte Sanktionen gegen PSG macht dies zumindest nicht wahrscheinlicher.
PSG schraubt also munter am Super-Team, nächstes Gerücht: Cristiano Ronaldo; Messis ewiger Rivale, soll auch noch an die Seine kommen. Vermutlich wäre das dann tatsächlich eine finanzielle Nummer zu groß, selbst für PSG. Ein Messi(as) reicht auch erstmal.
Das ligainterne Financial Fairplay in Frankreich soll übrigens zur Saison 23/24 kommen. Noch hat der Glamour-Club also Zeit, die Bilanzen auszugleichen. Dann allerdings könnte Zwei-Jahres-Vertragler Messi auch schon wieder weg sein. (msc)