Beim Aufwärmen niedergeschlagen

Erst schwere Prügel-Attacke, dann Bestzeit! Sprinter gewinnt mit nur einem Auge

dpatopbilder - 25.06.2022, Frankreich, Caen: Leichtathletik: Elitemeisterschaften, 400-Meter, Hürden, Finale im Helitas-Stadion: Wilfried Happio aus Frankreich, trägt ein Pflaster am linken Auge und ein darüber gezogenes Stirnband. Der französische Sportler Happio wurde am 25.06. vor seinem Rennen von einem Unbekannten attackiert und im Gesicht verletzt. Foto: Sameer Al-Doumy/AFP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Attacke auf französischen Sportler Happio
aju wst, dpa, Sameer Al-Doumy

Völliger Sprint-Irrsinn in Frankreich: Bei den Leichtathletik-Meisterschaften in Caen wurde Wilfried Happio kurz vor seinem Start über die 400 Meter Hürden beim Aufwärmen von einem Fremden überrascht und niedergeprügelt. Der Wahnsinn hat aber ein Happy End: Trotz Verletzung am linken Auge und an der Nase geht der 23-Jährige an den Start – und gewinnt in persönlicher Bestzeit. Verrückt!

"Ein Skandal! Methoden von Wilden!"

Rund 20 Minuten, bevor Happio in den Startblock kletterte, attackierte ihn plötzlich ein Fremder. Glück im Unglück: Sein Trainer Olivier Vallaeys war an seiner Seite. Er wurde Zeuge des Prügel-Angriffs, ging sofort dazwischen und konnte den Täter überwältigen.

„Ein Typ kam aus dem Nichts und fragte ihn, ob er Wilfried Happio sei, und ging plötzlich auf ihn los. Ich habe ihn dann versucht, festzuhalten“, schilderte Vallaeys später die Szene gegenüber der Nachrichtenagentur „AFP“. „Wir stehen unter Schock. Der Typ wurde festgenommen. Wilfried geht's gut. Aber ich habe keine Worte, das war pure Aggression. Das ist ein Skandal. Das sind Methoden von Wilden.“

Happio: Mit nur einem Auge zum Titel "ein gutes Gefühl"

Wild war aber auch der weitere Wettkampftag von Happio! Sein verletztes linkes Auge wurde mit einem Pflaster provisorisch versorgt. Damit dieser Schutz während seines Laufs nicht abfiel, trug er dann sein Stirnband schief übers Gesicht verlaufend als „Augenklappe“.

Mit nur einem Auge ideal die Hürden überspringen? Eine noch größere Herausforderung für den Sprinter.

Trotzdem ging Happio an den Start – und all das Adrenalin setzte Kräfte frei: Er wurde französischer Meister, gewann in persönlicher Bestzeit von 48,57 Sekunden – die fünftbeste Zeit, die jemals ein Landsmann auf dieser Distanz gelaufen ist. Und gleichzeitig buchte der 23-Jährige auch noch das Ticket zur Leichtathletik-WM Mitte Juli in den USA.

Bei all der Freude für den Sieger, teilte der französische Verband mit, dass der Angreifer mittlerweile identifiziert sei. Für Happio im Moment des Erfolgs unbedeutend: „Ich habe keine Lust, auf den Zwischenfall einzugehen“, sagte er danach mit Tränen im unverletzten Auge. „Der wird nun untersucht. Aber das Rennen war mit nur einem Auge viel komplizierter. Aber das Gefühl war gut.“ (ana)