Happy End mit EM-Quali
Gaio zertrümmert sich bei Stabhochsprung-Unfall das Gesicht und kämpft sich wieder zurück

Im November rammt sich die Schweizer Zehnkampf-Hoffnung Finley Gaio bei einem Unfall den Stabhochsprung-Stab ins Gesicht. Jetzt, nur drei Monate später, sprintet der 21-Jährige zum Hürden-Hallenmeistertitel und qualifiziert sich für seine erste Europameisterschaft.
Nichts für schwache Nerven
Es sind Bilder, die man nicht so schnell vergisst. Es ist November 2020: Mehrkampf-Talent Finley Gaio bestreitet sein Stabhochsprung-Training. Wie er es schon tausende Male gemacht hat. Er läuft mit erhobenem Stab los, merkt, dass der Versuch nichts wird, bricht den Anlauf ab und wirft den Stab weg. Doch da passiert es: Der Stab fällt nicht, sondern steckt im Einstichkasten fest. Der Stab bleibt schräg nach oben geneigt stehen. Es geht alles ganz schnell, Gaio kann nicht mehr reagieren und rammt sich den Stab mitten ins Gesicht.
Glück im Unglück
Das Blut fließt in Strömen. Der Stab reißt ein großes Loch in die untere Gesichtshälfte, zertrümmert Kiefer und Zähne. „Mein Ober- und mein Unterkiefer waren gebrochen“, sagt der 21-Jährige der Schweizer Zeitung „Blick“: „Drei Zähne wurden eingedrückt, einen schlug es mir komplett raus. Und meine Lippe war zerschnitten.“
Doch er hatte großes Glück im Unglück. Hätte der Stab ihn ein bisschen weiter oben erwischt, hätte er sein Augenlicht verlieren können. Hätte ihn der Stab ein wenig weiter unten getroffen, hätte der Unfall für ihn sogar tödlich enden können.
Gaio kämpft sich zurück

Es ist erstaunlich, wie schnell der junge Athlet das hochtraumatische Erlebnis überwunden hat. Die ersten Wochen gab es nur Suppe, an Sport war nicht zu denken. "Immer Suppe, ich bin fast durchgedreht. Ich habe etwa acht Kilo abgenommen."
Doch in der ganzen Zeit verliert Gaio nie sein großes Ziel, die Europameisterschaft, aus den Augen. Der Youngster erholt sich schnell und kehrt nach drei Monaten zurück. Dabei wirkt der Unfall bei den Comeback-Versuchen nur kurz nach: "Ich werfe den Stab bei einem schlechten Versuch sicher nie mehr weg", so Gaio.
Womit niemand gerechnet hätte: Der Trainingsunfall hat das Mehrkampf-Talent aus der Schweiz sogar zu neuen Höchstleistungen angetrieben. Vor kurzem konnte sich Finley zum ersten Mal für die Halleneuropameisterschaft in Torun qualifizieren.