Wo bleibt der Bauboom?

Krise beim Wohnungsbau – Große Probleme für die Unternehmen

Die junge Familie Niestroj aus Köln sucht schon seit vier Jahren nach einer neuen, größeren Wohnung, bislang aber ohne Erfolg. Die beiden Eltern, Virginia und Kevin, erwarten bald das vierte Kind und das bringt große Herausforderungen mit sich. Auf den 86 Quadratmetern wird es dann eng. „Wir müssen echt gucken, wie wir jetzt was hier planen mit den Räumen und den Zimmern,“ sagt die schwangere Mutter.

Der Bau brennt

Die Wohnungsnot ist schon lange Thema in Deutschland und ist längst in der Politik angekommen. Um gegen hohe Zinsen, Inflation und gestiegene Baukosten anzukämpfen, traf sich die Bundesregierung im September zu einem Baugipfel. Aber nicht alles, was dort beschlossen wurde, wurde umgesetzt. Der Leverkusener Bauunternehmer Rüdiger Otto kritisiert dieses Tempo der Politik. „Es ist so viel Unsicherheit am Markt, dass die Leute zurzeit im Grunde immer auf etwas warten, was eventuell kommen könnte. Weil eben die Planungssicherheit fehlt.“

Bürokratie lähmt Prozesse

Zu den finanziellen Sorgen der Baubranche kommen auch bürokratische Hürden. Denn insgesamt gibt es in Deutschland 3.900 baurelevante DIN-Normen. Auch das kritisiert Rüdiger Otto: „Für das hochwertige Bauen brauchen sie Vorschriften und auch Spielregeln, aber das darf nicht bürokratisch ausufern, so dass man sich nachher selbst im Wege steht.“

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Bauministerin Scharrenbach mit Zu- und Absage

An die ausufernde Bürokratie will das NRW-Bauministerium ran und die Bauvorschriften überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Dem Vorschlag des Zentralen Immobilienausschusses, nach einem temporären Verzicht der Grunderwerbsteuer, erteilt Ministerin Ina Scharrenbach aber eine Absage: „Derzeit ist wirklich nicht das Geld für eine Senkung der Grunderwerbsteuer da.“

Wenig Hoffnung auf kurzfristige Besserung

Die Hoffnung auf den Start des großen Wohnungsneubaus ist aber wohl vergebens. Die Baugenehmigungen in ganz Deutschland sind im vergangenen Jahr enorm eingebrochen und befinden sich auf dem niedrigsten Stand seit elf Jahren. Diese Zahl ist ein Indikator für die Aktivität beim Wohnungsbau. Zahlen für 2023 kommen dazu in den nächsten Monaten – für einen Freudensprung im Bauministerium werden diese aber aller Voraussicht nach nicht sorgen.

Die Niestrojs müssen sich arrangieren

Auf eine neue Bleibe hofft die junge Kölner Familie immer noch. Mehr als die Hoffnung bleibt auf diesem Wohnungsmarkt nicht. Deswegen macht sich ein bisschen Resignation bei Vater Kevin Niestroj breit: „Wenn wir keine Wohnung kriegen, was sollen wir dann machen? Das Einzige, was uns dann bleibt ist dann diese Wohnung, die wir halt haben.“